8. Mai 2018 / Allgemein

Ausstellung „40 Frauen“ im Heimathaus

Eröffnung am 16. Mai

Ein Stahlhelm, umfunktioniert zum Küchensieb. Glasschüsseln aus Tretminen. Eine Kanne, die früher Behälter für eine Gasmaske war. Und ein Kleid, genäht aus dem Innenfutter einer Hakenkreuzfahne. Das sind nur einige der historischen Exponate, die in der Ausstellung „40 Frauen – Das Überleben organisieren“ einen Eindruck geben, wie vor allem Frauen in der Stunde Null und den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg für sich und ihre Familien den Alltag organisierten und damit das Überleben sicherten. Zur Eröffnung der Ausstellung am Mittwoch, 16. Mai, um 19.30 Uhr im Verler Heimathaus sind alle Interessierten willkommen. Für den passenden musikalischen Rahmen sorgt die Chansonette Andrea Wittler mit Liedern und Chansons der 40er Jahre.

Im Jahr 2013 hat der Literaturzirkel OWL e. V. 40 Frauen in der ganzen Region zu ihren Erlebnissen in den Nachkriegsjahren befragt. Entstanden sind so eine Ausstellung, ein Katalog und eine filmische Dokumentation unter dem Titel „40 Frauen – Das Überleben organisieren. Ostwestfälische und lippische Frauenschicksale 1945-1949“. Allen Frauen ist gemeinsam, dass sie über die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg berichten können. Die Männer fehlten vielfach, da sie an der Front gefallen oder noch in Kriegsgefangenschaft waren. Daher blieben die Organisation des Überlebens, die Ernährung der Familie und der Wiederaufbau oft den Frauen überlassen.

Mit welchen Mitteln und Methoden versuchten die Frauen, sich und ihre Familien durch Mangel, Hunger und Kälte zu retten? Wie erlebten sie ihren Alltag in den Trümmerlandschaften? Wie waren die Beziehungen zu den Besatzungssoldaten? Gerade die Situation in Ostwestfalen-Lippe gestaltete sich im Nachkriegsalltag für die Frauen schwierig, denn die Region blieb nach Kriegsende lange Jahre ein Bezirk mit extrem hoher Flüchtlingsdichte. Die Siegermächte wiesen dem Regierungsbezirk deutlich mehr heimatlos gewordene Menschen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten zu als jeder anderen westdeutschen Verwaltungseinheit.

40 Frauen – darunter Helga Lehmann aus Verl – berichten in der Ausstellung detailliert von ihrem bis an die Grenzen ihrer Kräfte reichenden Überlebenskampf. Auf Roll-ups sind die Schilderungen der Frauen zu Flucht, Hunger, Not, Währungsreform, Krankheit, Gewalt oder Emanzipation zu lesen. Sehr anschaulich wird die damalige Zeit auch durch die vielen Originalexponate, wie zum Beispiel zu Haushaltszubehör umfunktionierte Stahlhelme, eine elektrische Behelfskochplatte aus Schamottsteinen oder vielfach getragene und noch öfter gestopfte Seidenstrümpfe. Darüber hinaus „sendet“ ein Volksempfänger Musik und Nachrichten aus der damaligen Zeit.

Zu der Ausstellung laden die Gleichstellungsstelle der Stadt Verl und der Heimatverein Verl in Kooperation mit dem Literaturzirkel OWL e. V. ein. „Mehr als 70 Jahre nach Kriegsende bringt uns diese Ausstellung eine Zeit nah, die geprägt war von Angst, Verzweiflung und Entbehrung. Doch neben diesen Empfindungen spiegelt die Ausstellung auch den Optimismus, den großen Erfindungsreichtum sowie den unstillbaren Lebenshunger der Frauen wider, trotz der schweren Zeiten“, sagt die Verler Gleichstellungsbeauftragte Sabine Heethey. Und Regina Bogdanow aus dem Vorstand des Heimatvereins ergänzt: „Für uns folgten nach dem Krieg mehr als 70 Jahre Frieden und eine positive Entwicklung. Aber in vielen Teilen der Welt leben Frauen aufgrund kriegerischer Auseinandersetzungen wieder in ähnlichen oder noch schwierigeren Situationen, wie die Ausstellung sie zeigt. Daher ist die Ausstellung gerade heute wieder sehr aktuell.“
 

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