25. November 2018 / Allgemein

Theaterstück „Im Herzen ein Nest aus Stacheldraht“

am 24. Januar

Ferdinand Matuszek ist 15 Jahre alt, als er in seiner polnischen Heimat von den deutschen Besatzern
zur Arbeit beim Bau einer kriegswichtigen Bahnstrecke gezwungen wird. Mit knapp 16 Jahren wird er
nach Deutschland deportiert, zur Zwangsarbeit auf einem ostwestfälischen Bauernhof. Von Erinnerungen
gequält, innerlich zerrissen und heimatlos, ist er lange Zeit nicht fähig, über seine Erlebnisse zu
sprechen. Erst im Alter von 70 Jahren beginnt er, seine Geschichte zu erzählen. Entstanden ist daraus
ein Buch – und das Theaterstück „Im Herzen ein Nest aus Stacheldraht“, das am Donnerstag, 24. Januar,
in Verl zu sehen ist.
Die Veranstaltung, zu der die Stadt Verl in Kooperation mit der Volkshochschule Verl – Harsewinkel –
Schloß Holte-Stukenbrock einlädt, beginnt um 19 Uhr im Pädagogischen Zentrum der Gesamtschule.
Karten im Vorverkauf zum Preis von acht Euro sind ab sofort im Bürgerservice des Rathauses und in der
Buchhandlung Pegasus erhältlich. An der Abendkasse kostet der Eintritt zehn Euro. Für Schülerinnen
und Schüler sowie Studierende ist der Eintritt frei.
Ferdinand Matuszek sagte von sich selbst, er habe Glück gehabt. Auf dem Bauernhof im
ostwestfälischen Rehme hatte er genug zu essen und wurde gut behandelt. Gleichzeitig erlebte er die
Brutalität der SS und ihrer Helfer – Erlebnisse, die ihn zeitlebens nicht mehr loslassen sollten. Das
Herausgeworfensein aus seinem Leben und die Konfrontation mit den Grausamkeiten, die andere
Menschen in seiner unmittelbaren Nähe erleiden mussten, ohne dass er etwas tun konnte, belasteten
ihn sehr. Eine Erfahrung, die er mit vielen jungen Menschen, die heute auf der Flucht vor Krieg und
Gewalt sind, auf vielfältige Weise teilt.
Erst im hohen Alter war es Ferdinand Matuszek möglich, über die Ereignisse zu sprechen. Er ging in
Schulen und sprach mit Schülerinnen und Schülern. 2012 gab er sein Einverständnis, dass über seine
Lebensgeschichte ein Buch verfasst wird. Geschrieben haben es Oliver Nickel, Geschäftsführer der
Gedenkstätte Stalag 326, und Friedhelm Schäffer unter dem Titel „Ich hatte nichts gegen Deutsche, nur
gegen Faschisten. Die Lebensgeschichte des Ferdinand Matuszek“. Das Erscheinen des Buches im
Jahr 2015 erlebte Matuszek nicht mehr – er starb im Juli 2014.
Auf der Grundlage des Buches haben Michael Grunert (Spiel) und Regina Berges (Text und Regie) im
Auftrag des Fördervereins der Dokumentationsstätte Stalag 326 VI K Senne ein Theaterstück inszeniert,
das ein Leben hinter und zwischen sichtbaren und unsichtbaren Zäunen erzählt. In den Erzählungen
über die Gräuel des Naziregimes wurden die Erfahrungen all der Menschen, die als Zwangsarbeiter und
Zwangsarbeiterinnen verschleppt worden waren, über einen langen Zeitraum hinweg vernachlässigt. Es
ist also an der Zeit, sich auch mit dem Schicksal dieser Opfer des Naziregimes zu befassen. Dem
Zeitzeugen Ferdinand Matuszek war es wichtig, seine Geschichte zu erzählen, um gerade auch junge
Menschen für das Leid, das Menschen einander antun können, zu sensibilisieren.

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