7. November 2023 / Aus aller Welt

Bericht: Zahl der Wohnungslosen deutlich gestiegen

Deutlich mehr Menschen als ein Jahr zuvor lebten 2022 in Deutschland auf der Straße, in Notunterkünften oder bei Freunden. Inflation und steigende Mieten belasten laut Experten immer mehr Haushalte.

Eine Person liegt in der Innenstadt unter einem Schlafsack. Die Zahl der Wohnungslosen in Deutschland ist neuen Berechnungen zufolge im vergangenen Jahr deutlich gestiegen.
von dpa

Die Zahl der Wohnungslosen in Deutschland ist neuen Berechnungen zufolge im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Zum Stichtag am 30. Juni 2022 seien 447.000 Menschen wohnungslos gewesen, wie eine am Dienstag veröffentlichte Hochrechnung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) in Berlin zeigt. Zum Stichtag im Jahr 2021 seien es noch 268.000 wohnungslose Menschen gewesen. Die Arbeitsgemeinschaft erklärt diesen Anstieg unter anderem mit mehr Geflüchteten - insbesondere aus der Ukraine -, die keine Wohnung hätten. Bei den deutschen Wohnungslosen ergebe sich ein Anstieg von fünf Prozent, bei den nicht-deutschen um 118 Prozent.

Die Gründe für Wohnungslosigkeit sind vielfältig. Nicht-deutsche Wohnungslose hatten den Berechnungen nach mehrheitlich in Deutschland noch nie eine Wohnung - der Hauptauslöser war ihre Flucht. Bei den Wohnungslosen mit deutscher Staatsbürgerschaft verlieren die meisten ihre Wohnung hingegen aufgrund einer Kündigung (57 Prozent). Weitere wichtige Auslöser seien mit 21 Prozent Miet- und Energieschulden, mit 20 Prozent Konflikte im Wohnumfeld sowie mit 16 Prozent Trennung oder Scheidung.

Das sind die besonders gefährdeten Gruppen

Die Geschäftsführerin der BAG W, Werena Rosenke, mahnte an, dass Inflation, gestiegene Kosten und steigende Mieten einkommensschwache Haushalte belasten würden. «Dies führt zu (Energie-)Armut, Mietschulden und Wohnungsverlust», sagte sie. «Besonders gefährdete Gruppen sind einkommensarme Ein-Personen-Haushalte, Alleinerziehende und kinderreiche Paare.»

Die BAG W bezieht in ihre Berechnungen nicht nur wohnungslose Menschen ein, die institutionell, wie in Notunterkünften, untergebracht sind, sondern auch diejenigen, die vorübergehend bei Freunden und Verwandten unterkommen, und diejenigen, die ganz ohne Unterkunft – also obdachlos – auf der Straße leben.


Bildnachweis: © Marijan Murat/dpa
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