24. Februar 2023 / Aus aller Welt

Tod im Oberhofer Eiskanal - Polizei forscht nach Ursache

Es ist eine Freizeitgaudi, die einem Mann in der Eisrinne von Oberhof das Leben kostet. Nach dem tragischen Unfall bewegt vor allem eine Frage: Wie konnte das passieren?

Rettungswagen und Helfer stehen am Ausgang der Bobbahn in Oberhof.
von Annett Gehler, dpa

Es sollte ein Winterspaß auf der Oberhofer Rennrodelbahn werden, der jedoch ein tödliches Ende fand. Ein Gäste-Viererbob prallte am Donnerstagabend im Zielbereich des Eiskanals in dem Thüringer Wintersportort auf einen Doppel-Schlauchring. Ein 45 Jahre alter Mann in einem der luftgefüllten Gummiringe, sogenannten Ice-Tubes, überlebte den Zusammenstoß nicht. Seine 41-jährige Mitfahrerin in dem anderen Tube kam mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus. Was bleibt sind Trauer, Bestürzung und die Frage, wie es zu diesem tödlichen Unfall kommen konnte.

«Wir stehen unter Schock und sind zutiefst über das Geschehene bestürzt», sagt der Vorsitzende des Zweckverbandes Thüringer Wintersportzentrum Oberhof, Hartmut Schubert. Der Verband als Betreiber und Eigentümer stellte den Bahnbetrieb für die laufende Saison sofort und komplett ein. Oberhofs parteiloser Bürgermeister Thomas Schulz ringt nach dem erst vor wenigen Tagen verstummten Jubel und der Feierstimmung bei der Biathlon-WM sichtlich nach Worten: «Ich kann das nicht fassen und habe tiefes Mitleid.»

Gästefahrten werden seit langem angeboten

So ein tragischer Unfall sei in seiner 17-jährigen Amtszeit noch nicht passiert, sagt Schulz, der selber schon mehrfach im Gästebob in der Eisrinne saß. Diese Gästefahrten werden laut Schulz seit Mitte der 1990er Jahre angeboten. «Eigentlich ist es ausgeschlossen, dass zwei Gefährte in der Bahn sind, da ist grundlegend etwas schiefgelaufen», sagt Schulz. Wenn geklärt sei, ob menschliches Versagen oder ein technischer Defekt dafür verantwortlich sei, würden daraus Lehren gezogen.

Die Polizei wertet derzeit Beweismittel aus, um herauszufinden, wieso sich der Viererbob als auch der Doppel-Schlauchring gleichzeitig in der Bahn befanden. Diese sind den Angaben nach im Auslaufbereich aufeinander geprallt. Neben einem Kriseninterventionsteam war auch ein Gutachter zur Rekonstruktion des Unfalls vor Ort. Den Ermittlern liegt ebenfalls das Video eines Augenzeugen vor, der den Start des Bobs filmte. Laut einem Mitarbeiter des Zweckverbandes Thüringer Wintersportzentrum ist darauf zu sehen, dass die Ampel beim Start des Bobs auf Grün stand.

Der Unfall ereignete sich am Donnerstag gegen 18.40 Uhr. Rund zwei Dutzend Kräfte von Polizei, Feuerwehr, Bergwacht und Sanitätsdienst waren im Einsatz. Der Tote und die schwer verletzte Frau sind laut einer Polizeisprecherin Gäste aus Thüringen gewesen. Der Bob sei von einem erfahrenen Piloten gesteuert worden, hieß es vom Zweckverband. Weitere Mitfahrer waren nach Angaben des Ministeriums Torsten Weil, Staatssekretär im Thüringer Infrastruktur- und Agrarministerium, eine Ministeriumsmitarbeiterin sowie ein Mitarbeiter der Landesforstanstalt. Sie erlitten leichte Verletzungen.

Bestürzung und Trauer in Thüringen

Auf der rund 1500 Meter langen Bahn feierten erst Ende Januar bei der Weltmeisterschaft die deutschen Rennrodler einen Sieg nach dem anderen. Die Anlage war nach Verbandsangaben in den vergangenen zwei Jahren für knapp 40 Millionen Euro aufwendig modernisiert worden. Der Eiskanal wird aber auch zum Freizeitvergnügen genutzt. So können Gäste etwa in einem von einem Profi gesteuerten Bob mitfahren oder mit Schlauchringen die Eisrinne runterfahren.

Mit Bestürzung reagiert auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) auf das Unglück: «Der schreckliche Unfall auf der Oberhofer Bobbahn hat einem Menschen das Leben genommen.» Mit den Angehörigen trauere er um den Verstorbenen, hoffe auf schnelle Genesung für die Verunfallten und danke den Helfern, die unermüdlich im Einsatz waren, schreibt er auf Twitter.


Bildnachweis: © Steffen Ittig/News5/dpa
Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

10 Jahre Kommunales Integrationszentrum
Kreis Gütersloh

Gütersloh. „Ich hätte mir damals nicht träumen lassen, wie groß dieser Bereich mal wird“, verkündete Manfred...

weiterlesen...
Lesen macht Grundschülern in Kaunitz und Bornholte Spaß
Good Vibes

Die Kreissparkasse Wiedenbrück hat das Leseprojekt Fabulara nach Kaunitz und Bornholte geholt

weiterlesen...
Sprechstunde der AWO-Wohnberatung am 15. November
Stadt Verl

Auch im Alter möglichst lange und selbständig in der vertrauten Umgebung zu leben: Das wünschen sich wohl die meisten...

weiterlesen...

Neueste Artikel

EU-Verkehrsminister sprechen über neue Führerscheinregeln
Aus aller Welt

Jedes Jahr mehr als 20.000 Menschen auf den Straßen der EU. Neue Führerscheinvorgaben sollen das ändern. Für Senioren könnten weniger neue Vorgaben kommen, als manche zeitweise befürchtet hatten.

weiterlesen...
Nach Wintereinbruch eingeschränkter Zugverkehr in Bayern
Aus aller Welt

Schneemassen und Eis sorgten am Wochenende in Süddeutschland für Verkehrschaos und Stromausfälle. Auch heute sind Auswirkungen spürbar: Der Bahnverkehr ist weiterhin nur eingeschränkt möglich.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

EU-Verkehrsminister sprechen über neue Führerscheinregeln
Aus aller Welt

Jedes Jahr mehr als 20.000 Menschen auf den Straßen der EU. Neue Führerscheinvorgaben sollen das ändern. Für Senioren könnten weniger neue Vorgaben kommen, als manche zeitweise befürchtet hatten.

weiterlesen...
Nach Wintereinbruch eingeschränkter Zugverkehr in Bayern
Aus aller Welt

Schneemassen und Eis sorgten am Wochenende in Süddeutschland für Verkehrschaos und Stromausfälle. Auch heute sind Auswirkungen spürbar: Der Bahnverkehr ist weiterhin nur eingeschränkt möglich.

weiterlesen...