17. Oktober 2025 / Aus aller Welt

Prinz Andrew gibt wegen Epstein-Affäre Titel und Ehren auf

Der tiefe Fall von Prinz Andrew: Der Bruder von König Charles III. zieht sich infolge der Epstein-Affäre noch weiter zurück. Und das kurz vor einer brisanten Veröffentlichung.

Prinz Andrew zieht sich weiter aus dem Königshaus zurück.
von Jan Mies und Christoph Meyer, dpa

Der in der Affäre um Sexualstraftäter Jeffrey Epstein tief gefallene britische Prinz Andrew gibt auch seine verbliebenen royalen Titel und Pflichten auf. Das sagte der 65-Jährige in einer vom Palast veröffentlichten Erklärung. In Diskussionen mit seinem Bruder, König Charles III., und seiner Familie seien sie zu dem Schluss gekommen, dass «die anhaltenden Anschuldigungen gegen mich von der Arbeit Seiner Majestät und der königlichen Familie ablenken», ließ Andrew mitteilen.

Mit der Erklärung kommt der zweitälteste Sohn von Queen Elizabeth II. weiteren Spekulationen und einer womöglich noch größeren Demütigung - der Aberkennung der Ehren durch den König selbst - voraus. In wenigen Tagen, am 21. Oktober, erscheinen die Memoiren von Virginia Roberts Giuffre, dem wohl bekanntestes Opfer in dem Missbrauchsskandal - sie hatte dem Prinzen vorgeworfen, sie als Minderjährige missbraucht zu haben.

«Wie ich bereits gesagt habe, weise ich die gegen mich erhobenen Vorwürfe entschieden zurück», ließ Andrew mitteilen. Der Skandal belastet das Königshaus seit Jahren. Ein Prinz bleibt der 65-Jährige weiterhin, den Titel trägt er schon seit seiner Geburt. Seine beiden Töchter Beatrice und Eugenie bleiben Prinzessinnen. 

Herzog nur noch auf dem Papier

Er werde seinen Titel - Andrew ist Herzog von York (Duke of York) - und die ihm verliehenen Ehren nicht mehr führen, sagte Andrew. Gänzlich aberkannt werden kann ihm die Herzogswürde der Nachrichtenagentur PA zufolge nur durch das Parlament. Zu den aufgegebenen Ehren gehören der Ritterorden des Royal Victorian Order und seine Rolle als «Royal Knight Companion» im elitären Hosenbandorden des Königs.

Andrew hatte sich im Zuge der Epstein-Affäre bereits vor Jahren weitestgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Seine Rolle als offizieller Vertreter des Königshauses, militärische Ränge und Schirmherrschaften hatte er bereits verloren. Der Prinz war mit dem 2019 in Haft gestorbenen US-Unternehmer befreundet - Epstein hatte über Jahre einen Missbrauchsring betrieben, dem Dutzende junge Frauen und Mädchen zum Opfer gefallen sind.

In Auszügen hatten britische Medien bereits in den vergangenen Tagen über Giuffres Memoiren («Nobody's Girl») berichtet, in denen die Vorwürfe gegen Andrew erneuert werden. Die gebürtige US-Amerikanerin hatte in der Vergangenheit bereits teils vor laufenden Kameras von dem Leid berichtet, das ihr als Jugendlicher und junger Frau angetan worden sein soll.

Klage gegen Andrew endete im Vergleich

Giuffre hatte Prinz Andrew auch verklagt, 2022 erreichte sie einen wohl millionenschweren Vergleich. Sie nahm sich im Alter von 41 Jahren das Leben. Andrew hatte immer bestritten, Giuffre überhaupt gekannt zu haben. Von beiden existiert jedoch ein Foto, das in Großbritannien mittlerweile sinnbildlich für den Epstein-Skandal steht. 

In einem BBC-Interview hatte Andrew einst versucht, den Verdacht gegen sich zu zerstreuen. Doch das misslang gründlich. Der angebliche Lieblingssohn der Queen verstrickte sich in Widersprüche und wirkte arrogant. Das Interview wurde später sogar zur Grundlage einer Netflix-Verfilmung. Andrews Beteuerungen, sich nicht an Giuffre zu erinnern, wirkten unglaubwürdig.

Vor allem aber war es der Mangel an Mitgefühl gegenüber den Opfern Epsteins, der Andrew zum Verhängnis wurde. Immer wieder war der Prinz in den vergangenen Monaten mit mutmaßlich neuen Beweisen konfrontiert worden, laut derer er sich praktisch nie wirklich von Epstein distanziert habe.

Jetzt ließ Andrew mitteilen, er habe sich «wie schon immer», dafür entschieden, seine Pflicht seiner Familie und seinem Land gegenüber an erste Stelle zu setzen. Er stehe zu seiner Entscheidung von vor fünf Jahren, sich aus dem öffentlichen Leben zurückzuziehen. «Mit der Zustimmung Seiner Majestät sind wir der Meinung, dass ich nun einen Schritt weiter gehen muss», sagte er der Erklärung zufolge.


Bildnachweis: © Toby Melville/Pool Reuters/dpa
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