12. Mai 2023 / Aus aller Welt

Zwei Tote im Mercedes-Werk - Motiv nach Schüssen unklar

Warum mussten zwei Mitarbeiter im Werk vom Autobauer Mercedes-Benz sterben? Die Frage bleibt zunächst unbeantwortet, der mutmaßliche Täter schweigt. Ein politischer Hintergrund wird nicht ausgeschlossen.

Ein Polizeifahrzeug verlässt an Tor 5 das Mercedes-Werksgelände in Sindelfingen.
von dpa

Nach den tödlichen Schüssen auf zwei Männer im Mercedes-Werk in Sindelfingen sind die Hintergründe weiter unklar - der mutmaßliche Todesschütze hat sich dazu bislang nicht geäußert.

Der 53-jährige Türke habe beim Haftrichter keine Angaben gemacht, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. «Gegenstand der laufenden Ermittlungen ist weiterhin auch die Klärung der Motivlage, zu der bislang noch keine gesicherten Erkenntnisse vorliegen.» Man schließe derzeit nichts aus, auch keinen politischen Hintergrund, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Zur Aufklärung der Tat richtete die Polizei eine 17-köpfige Ermittlungsgruppe namens «Halle» ein.

Bei der verwendeten Schusswaffe handele es sich um eine Pistole, die der 53-Jährige wahrscheinlich illegal besessen habe, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft weiter mit. Damit soll er am Donnerstagmorgen auf die beiden Kollegen geschossen haben. Alle drei waren bei der Logistikfirma Rhenus tätig. Der mutmaßliche Schütze habe keinen Waffenschein gehabt. Er sitzt in Untersuchungshaft. Ihm wird zweifacher Totschlag vorgeworfen.

Schweigeminute am Montag

Bei den beiden Toten handelt es sich den Angaben zufolge um zwei 44 Jahre alte Männer. Angaben zur Nationalität der Opfer machte ein Polizeisprecher auf Anfrage nicht. Am Montag soll es eine Schweigeminute in dem Werk in Sindelfingen bei Stuttgart geben. «Mitarbeitende anderer Standorte sind dazu eingeladen, zu diesem Zeitpunkt ebenfalls innezuhalten», teilte ein Konzernsprecher mit. Für die betroffenen Beschäftigten werde es ferner jeweils vor Produktionsbeginn eine eigene Gedenk- und Informationsveranstaltung geben.

Bereits am Donnerstag seien am Standort Kränze zum Gedenken an die Opfer niedergelegt und ein Ort der Anteilnahme geschaffen worden. Zugleich bietet das Unternehmen Notfallseelsorge für psychosoziale Nachsorge der Mitarbeitenden an.

Der Werksschutz hatte den Tatverdächtigen überwältigt. Die Polizei konnte den Mann dann widerstandslos festnehmen. Nach Angaben der Ermittler geschah das wenige Minuten nach Eingang des ersten Notrufs, der die Einsatzkräfte gegen 7.45 Uhr am Donnerstag erreicht hatte.

Opfer und Täter kannten sich

Der mutmaßliche Täter und die beiden Opfer kannten sich, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Wie eng das Verhältnis der Männer untereinander gewesen sei, müsse nun geklärt werden. Zu der Anzahl der abgegebenen Schüsse wurden keine Angaben gemacht. Außerdem ist unklar, wie der Mann sich die Pistole beschafft hat.

Ferner müsse der Tatablauf rekonstruiert und Zeugen befragt werden, sagte der Sprecher. Die Ermittlungen würden auch am Wochenende fortgeführt. Vor Ort seien die polizeilichen Maßnahmen abgeschlossen.

Offen sind auch die Fragen, wie die Waffe auf das Werksgelände gelangte. Ferner werden Polizei und Staatsanwaltschaft unter anderem klären müssen, ob es zwischen den drei Männern schon im Vorfeld Konflikte gab. Die Kriminalpolizei des Polizeipräsidiums Ludwigsburg führt die Ermittlungen.

Das Sindelfinger Werk von Mercedes-Benz hat eine mehr als hundertjährige Geschichte. Dort arbeiten etwa 35.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Neben der E-Klasse rollen auch die S-Klasse sowie deren elektrisches Pendant EQS in Sindelfingen vom Band.


Bildnachweis: © Julian Rettig/dpa
Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Ostergebäck zum Vernaschen
Rezepte

Rezept für Quarkhasen

weiterlesen...
Sprechstunde der AWO-Wohnberatung am 24. April
Stadt Verl

Auch im Alter möglichst lange und selbständig in der vertrauten Umgebung zu leben: Das wünschen sich wohl die meisten...

weiterlesen...
Zwei Kater an der Marienstraße zugelaufen
Stadt Verl

Der Stadtverwaltung sind zwei schwarz-weiße Kater als zugelaufen gemeldet worden. Beide Tiere sind ca. eineinhalb Jahre...

weiterlesen...

Neueste Artikel

Gericht hebt historisches Urteil gegen Harvey Weinstein auf
Aus aller Welt

Das Urteil gegen Filmmogul Weinstein war 2020 ein Meilenstein der Rechtsgeschichte. Nun gab ein Gericht überraschend seinem Einspruch statt. Freikommen wird der 72-Jährige vorerst aber nicht.

weiterlesen...
Suche nach Arian geht weiter - Bundeswehr soll helfen
Aus aller Welt

Einsatzkräfte suchen seit Montagabend nach dem sechsjährigen Arian aus Bremervörde. Bei der Suche setzen sie Retter auch ungewöhnliche Methoden ein - und haben weiterhin Hoffnung.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Gericht hebt historisches Urteil gegen Harvey Weinstein auf
Aus aller Welt

Das Urteil gegen Filmmogul Weinstein war 2020 ein Meilenstein der Rechtsgeschichte. Nun gab ein Gericht überraschend seinem Einspruch statt. Freikommen wird der 72-Jährige vorerst aber nicht.

weiterlesen...
Suche nach Arian geht weiter - Bundeswehr soll helfen
Aus aller Welt

Einsatzkräfte suchen seit Montagabend nach dem sechsjährigen Arian aus Bremervörde. Bei der Suche setzen sie Retter auch ungewöhnliche Methoden ein - und haben weiterhin Hoffnung.

weiterlesen...