12. Mai 2023 / Aus aller Welt

Explosion in Ratingen: Was wir wissen - und was nicht

Bei einer Explosion in einem Hochhaus in Ratingen werden mehrere Einsatzkräfte schwer verletzt. In einer Wohnung fand die Polizei eine Leiche. Auch nach einer Festnahme sind noch viele Fragen offen.

von dpa

Die Ermittlungen nach einer rätselhaften Explosion in Ratingen bei Düsseldorf gehen weiter. Ein 57-Jähriger wurde festgenommen, am Freitag auch Haftbefehl erlassen. Die Hintergründe der Tat sind dennoch weiter unklar.

Was wir wissen

  • Der Tatablauf: Einsatzkräfte werden am Donnerstagmorgen in das Ratinger Wohngebiet mit vielen Hochhäusern gerufen. Der Grund: Sorge um eine Bewohnerin wegen eines übervollen Briefkastens. Als Polizei und Feuerwehr vor der Wohnungstür im 10. Stock stehen, reißt der 57-jährige Sohn der Frau plötzlich die Tür auf. Es kommt zu einer Explosion. Ein Feuerball trifft die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei. An dem Großeinsatz sind schließlich Dutzende Rettungswagen, Notärzte, Feuerwehrwehrautos und Polizeifahrzeuge beteiligt. Spezialkräfte sichern das gesamte Hochhaus ab, auf den Balkonen der gegenüberliegenden Wohnungen bringen sich Scharfschützen in Stellung. Spezialkräfte stürmen dann die Wohnung und nehmen den Mann fest. In der Wohnung wird eine weibliche Leiche gefunden. Später teilt die Polizei mit, die Person sei schon seit mehreren Wochen tot gewesen.
  • Die Verletzten: Die Polizei zählt 33 Verletzte. Insbesondere sind davon eine 25-jährige Polizistin und ein 29-jähriger Polizist lebensgefährlich verletzt, 22 weitere Beamte tragen leichte Verletzungen davon. Vier Einsatzkräfte der Feuerwehr werden schwer, zwei lebensgefährlich verletzt. Auch der Hausmeister wurde leicht verletzt.
  • Der Verdächtige: Ein 57-jähriger Deutscher wird festgenommen, auch er ist leicht verletzt. Er gehört laut Polizei der Prepper-Szene an, habe daheim Vorräte angelegt. Er fiel zuvor bereits wegen drei Körperverletzungen auf. In der Woche zuvor sollte nach Angaben der Staatsanwaltschaft ein Vollstreckungshaftbefehl wegen eines nicht gezahlten Bußgelds vollstreckt werden. Der Mann habe aber nicht die Tür geöffnet. Einen Zusammenhang mit dem Einsatz am Donnerstag gebe es nicht.
  • Die Ermittlungen: Aus Sicht der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft wurde die Tat heimtückisch und mit gemeingefährlichen Mitteln verübt. Gegen den Verdächtigen ergeht am Freitag Haftbefehl wegen versuchten Mordes in neun Fällen.

Was wir nicht wissen

  • Der Tatablauf: Hat der Verdächtige die Rettungskräfte möglicherweise in einen Hinterhalt gelockt? Diese Frage ist Teil der laufenden Ermittlungen. Polizei-Einsatzleiterin Heike Schultz geht von einem gezielten Angriff aus, der seit «mindestens mehreren Tagen so durchdacht» gewesen sei. «Die Situation in der Wohnung, die Verwendung von dieser brennbaren Flüssigkeit und die Art und Weise, wie diese Flüssigkeit dann gegen die eingesetzten Kräfte verwendet wurde, lassen darauf schließen, dass das durchaus gut durchdacht ist», sagte Schultz am Freitag.
  • Die Leiche: Bei der gefundenen Leiche handelt es sich laut Einsatzleiterin Schultz «vermutlich» um die Leiche der Mutter. Ganz sicher sei dies aber noch nicht, obwohl die Tote bereits obduziert worden sei.
  • Der zweite Tote: Am Freitag gibt die Polizei bekannt, dass eine weitere Person zu Tode gekommen sei. Ein älterer Mann, der in dem Haus gelebt habe, sei gestorben. Weitere Angaben machen die Ermittler zunächst nicht. Nach Informationen des «Spiegel» hatte der Mann durch den mehrstündigen Einsatz nicht mehr versorgt werden können.
  • Das Motiv: Das Motiv des mutmaßlichen Täters ist derzeit noch unklar. Heike Schultz von der Düsseldorfer Polizei sagte: «Wir haben Hinweise darauf, dass er auch ein Corona-Leugner ist, konkrete Hinweise darauf.» Ob es einen Zusammenhang zur Tat gebe, sei aber nicht geklärt. Am Freitag habe sich der Mann nicht zu den Tatvorwürfen geäußert. Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund der Tat gibt es bislang nicht: Man stehe mit den örtlichen Behörden in Kontakt, sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft. Derzeit lagen demnach aber keine Anhaltspunkte für eine Übernahme der Ermittlungen vor.

Bildnachweis: © Rolf Vennenbernd/dpa
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