24. Mai 2022 / Aus aller Welt

Fachärzte warnen vor zu viel Affenpocken-Aufregung

Für Deutschland wird ein Anstieg der Affenpocken-Fälle erwartet. Doch Infektiologen und Kinderärzte sagen, es stehe keine neue Pandemie an. Die Opposition fordert von der Bundesregierung mehr Handeln.

Das Affenpocken-Virus verursacht meist nur milde Symptome.
von dpa

Nach dem Auftreten erster Fälle von Affenpocken in Deutschland sehen Fachärzte keine neue Pandemie aufziehen.

«Die Gefahrensituation ist gering, weil das Virus nur durch engen Körperkontakt, also über Körperflüssigkeiten oder Krusten, weitergegeben wird und nicht durch Tröpfcheninfektion wie Niesen, Husten oder Sprechen», sagte Tobias Tenenbaum, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie, der «Neuen Osnabrücker Zeitung». Die coronabedingte Wachsamkeit werde dazu führen, Kontaktpersonen von Infizierten rasch zu identifizieren. Es komme «wahrscheinlich keine neue Epidemie auf uns zu».

Affenpocken «weit weniger ansteckend als Corona»

Der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Thomas Fischbach, sagte der «NOZ», das Affenpocken-Virus sei «weit weniger ansteckend als Corona» und werde fast nur durch «engen Körperkontakt und Körperflüssigkeiten» übertragen. Kinder, bei denen zumindest nach Daten aus Afrika eine höhere Sterblichkeit vorkommt, gehörten nicht zu denjenigen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko.

Auch Infektiologe Tenenbaum erwartet keine große Ausbreitung unter Kindern und Jugendlichen: «Es ist extrem unwahrscheinlich, dass sich in der momentanen Lage in Europa Kinder mit Affenpocken anstecken.» Es seien auch keine Fälle bekannt, «in denen sich Affenpocken in Europa innerhalb von Familien ausgebreitet haben». «Daher brauchen sich Eltern aktuell keine Sorgen zu machen.»

Unionsfraktion fordert Aufklärung

Am Dienstagmittag will sich Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Rande des Deutschen Ärztetages in Bremen zum Vorgehen nach dem Auftreten der ersten Fälle von Affenpocken in Deutschland äußern. An der Pressekonferenz sollen auch Ärztepräsident Klaus Reinhardt und der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, teilnehmen.

Die oppositionelle Unions-Bundestagsfraktion forderte Lauterbach auf, eine Aufklärungskampagne auf den Weg zu bringen. «Minister Lauterbach muss die Bevölkerung durch eine ausführliche Kommunikationsoffensive über die Risiken der Affenpocken informieren, um eine unnötige Panikmache zu verhindern», sagte der Gesundheitspolitiker Stephan Pilsinger (CSU) dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) mahnte, wachsam zu sein. «Corona hat uns gelehrt, sehr genau die Entwicklung weltweit zu betrachten. Denn in einer globalisierten Welt verbreiten sich nicht nur Güter schnell, sondern auch Krankheiten», sagte Verbandschef Gerald Gaß dem RND. «Aber nach derzeitigem Stand der Erkenntnisse müssen wir keine Affenpocken-Pandemie befürchten.»

Meist milde Symptome

Anfang Mai war ein Affenpocken-Fall in Großbritannien nachgewiesen worden - Experten zufolge kursierte der Erreger da aber wohl bereits in vielen Ländern. Der erste Fall in Deutschland war aus Bayern gemeldet worden, inzwischen gab es auch Meldungen aus weiteren Bundesländern wie Berlin, Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg.

Das Virus verursacht meist nur milde Symptome wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen und Hautausschlag. Affenpocken können aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen, in Einzelfällen sind tödliche Erkrankungen möglich. Folgen einer überstandenen Infektion können Narbenbildung und selten auch Erblindung sein.


Bildnachweis: © Cynthia S. Goldsmith/Russell Regner/CDC/AP/dpa
Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Übersicht über aktuelle Baustellen | Bergstraße und Rebhuhnweg
Stadt Verl

Wann, wo und wie lange? Hier finden Sie Informationen über aktuelle Verkehrsbaustellen im Stadtgebiet. So können Sie...

weiterlesen...
Sprechstunde der AWO-Wohnberatung am 18. September
Stadt Verl

Auch im Alter möglichst lange und selbständig in der vertrauten Umgebung zu leben: Das wünschen sich wohl die meisten...

weiterlesen...
Mit den Verler Literaturtagen 2024 die Vielfalt der Literatur erleben
Stadt Verl

Spannend, vielseitig und unterhaltsam präsentieren sich auch in diesem Jahr wieder die Verler Literaturtage. Bei der...

weiterlesen...

Neueste Artikel

Müllverbrennung zerstört Ewigkeitschemikalien
Aus aller Welt

PFAS-Chemikalien sind in zahllosen Produkten enthalten. Viele von ihnen sind hochgiftig. Forschende haben getestet, was mit ihnen in der Abfallverbrennung passiert.

weiterlesen...
Tödliche Schüsse in Flüchtlingsheim - Prozess beginnt
Aus aller Welt

Taucher entdecken Leichenteile eines Mannes im Rhein. Er wurde Ermittlern zufolge zunächst erschossen. Der mutmaßliche Täter steht nun im äußersten Süden Deutschlands vor Gericht.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Müllverbrennung zerstört Ewigkeitschemikalien
Aus aller Welt

PFAS-Chemikalien sind in zahllosen Produkten enthalten. Viele von ihnen sind hochgiftig. Forschende haben getestet, was mit ihnen in der Abfallverbrennung passiert.

weiterlesen...
Tödliche Schüsse in Flüchtlingsheim - Prozess beginnt
Aus aller Welt

Taucher entdecken Leichenteile eines Mannes im Rhein. Er wurde Ermittlern zufolge zunächst erschossen. Der mutmaßliche Täter steht nun im äußersten Süden Deutschlands vor Gericht.

weiterlesen...