28. März 2022 / Aus aller Welt

Forscherin zu Kriegsangst: Zu viel Angst kann krank machen

Zwei Jahre lang hat vielen Menschen Corona Angst gemacht. Nun kommt ein Krieg in Europa dazu. Eine Forscherin erklärt, warum zu viel Angst krank machen kann - und was sich dagegen tun lässt.

von dpa

Erst Corona, nun Krieg: Zu lange anhaltende Angst kann einer Neurowissenschaftlerin zufolge krank machen. Angst an sich sei völlig normal und der Körper könne damit umgehen - wenn sie wieder vorbeigehe.

«Eigentlich ist unser Angstsystem so ausgelegt, dass wir nur auf kurzfristige Bedrohung reagieren – also mit Angriff oder Weglaufen», sagt die Psychologin Barbara Schmidt vom Uniklinikum Jena der Deutschen Presse-Agentur.

Weglaufen nicht möglich

Das Problem sei aber, dass Pandemie und Krieg lang anhaltende Situationen seien, in denen Angreifen oder Weglaufen nicht möglich sei. «Und wenn das sehr lange anhält, diese Zustände, dann kann das eben tatsächlich krank machen.» Es werde zu viel Cortisol ausgeschüttet, wodurch etwa das Immunsystem geschwächt werden könne. Langfristige Stressreaktionen seien ungesund für den Körper.

Um dem vorzubeugen empfiehlt Schmidt, die sich in ihrer Forschung viel mit Angst beschäftigt, mehrere Dinge. Zum einen sei es wichtig zu realisieren, dass es noch um Bedrohungsszenarien gehe, die einem nicht direkt nach dem Leben trachten. Auch sei es sinnvoll, direkt vor dem Schlafengehen keine Nachrichten mehr anzusehen, sondern mindestens eine Stunde vorher runterzufahren und etwas angenehmes zu tun - etwa Musik zu hören. Erholsamer Schlaf sei wichtig - «das ist auch eine Art von Disziplin, die wir da ausüben müssen».

Die Menschen fühlen sich bedroht

Es sei aber auch absolut nachvollziehbar, dass Menschen angesichts der Nähe des Ukraine-Krieges Bedrohung empfinden. Dass Deutschland Waffen an die Ukraine liefere, könne zu der Angst führen, dass Deutschland auch in den Krieg involviert werden könnte. Es gehe also auch um eine eventuelle Gefahr für das eigene Wohlergehen.

«Darum ist es auch völlig normal, da Angst zu haben. Die Sache ist eben, dass wir jetzt im Moment nichts akut tun können.» Es sei also wichtig sich zu informieren, aber sich nicht zu stark zu stressen. Einigen Menschen helfe auch, ins Handeln zu kommen - etwa bei der Ankunft von Flüchtlingen zu helfen, Spenden zu sammeln oder Hilfstransporte zu organisieren.


Bildnachweis: © Felipe Dana/AP/dpa
Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Teile diesen Artikel

Meistgelesene Artikel

Stadt Verl

Auch im Alter möglichst lange und selbständig in der vertrauten Umgebung zu leben: Das wünschen sich wohl die meisten...

weiterlesen...
Stadt Verl

Wer gerne liest und sich mit anderen über gelesene oder neue Bücher austauschen möchte, ist herzlich zum...

weiterlesen...
Stadt Verl

Wann, wo und wie lange? Hier finden Sie Informationen über aktuelle Verkehrsbaustellen im Stadtgebiet. So können Sie...

weiterlesen...

Neueste Artikel

Aus aller Welt

Große Teile Südbrasiliens stehen unter Wasser. Zum zweiten Mal innerhalb von weniger als einem Jahr erlebt die Region Überschwemmungen. Das Ausmaß ist historisch, die Opferzahl steigt beständig.

weiterlesen...
Aus aller Welt

Die Feuerwehr hatte den Jungen noch befreien können - doch auf dem Weg ins Krankenhaus erlag der Siebenjährige seinen Verletzungen.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Aus aller Welt

Große Teile Südbrasiliens stehen unter Wasser. Zum zweiten Mal innerhalb von weniger als einem Jahr erlebt die Region Überschwemmungen. Das Ausmaß ist historisch, die Opferzahl steigt beständig.

weiterlesen...
Aus aller Welt

Die Feuerwehr hatte den Jungen noch befreien können - doch auf dem Weg ins Krankenhaus erlag der Siebenjährige seinen Verletzungen.

weiterlesen...