Der eingeschränkte Zugang zu herzmedizinischen Behandlungen im Pandemiejahr 2020 dürfte sich aus Sicht von Fachleuten auch noch zukünftig auswirken. «In Summe ist die Versorgung mit OPs und Interventionen deutlich eingeschränkt gewesen» sagte der Vorstandschef der Deutschen Herzstiftung, Thomas Voigtländer, am Mittwoch in Berlin bei der Vorstellung des Herzberichts 2021, an dem mehrere Fachgesellschaften beteiligt waren. Es seien sicherlich in den nächsten Jahren noch Folgen zu erwarten. Wie genau diese aussehen, sei zwar noch spekulativ - verzögert eingesetzte Herzschrittmacher zum Beispiel ließen aber eine schlechtere Entwicklung befürchten. Laut Herzbericht konnten zum Beispiel «wegen der verminderten Intensivkapazität in den letzten zwei Jahren erheblich weniger Herzoperationen durchgeführt werden, durchschnittlich etwa 15 Prozent, abhängig von der Struktur der Abteilung». Die Auswirkungen des Herunterfahrens von Diagnostik und Therapien in der Pandemie auf die Prognose betroffener Patienten und auf die bundesweite Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen ließen sich womöglich erst in einigen Jahren klären, erklärte die Herzstiftung dazu. Im Bericht selbst heißt es, erste Hinweise aus Studien zeigten den «beunruhigenden Befund», dass Unterdiagnostik und -therapie die Sterblichkeit erhöht haben könnten. 2020 seien in Deutschland rund 338.000 Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen erfasst worden - es sei mit Abstand die häufigste Todesursache, sagte Voigtländer. Auch unter den an oder mit Covid-19 verstorbenen Patienten sei ein hoher Anteil an Herz-Kreislauf-Erkrankten zu vermuten. Solche Krankheiten gelten als Risikofaktor für schwere Verläufe einer Corona-Infektion. Wegen der alternden Gesellschaft seien in Zukunft steigende Patientenzahlen zu erwarten, hieß es. Die Herzschwäche zum Beispiel werde deshalb eine Herausforderung bleiben, Ziel müsse frühzeitige Prävention sein. Als positive Entwicklung wurde die Entwicklung bei der Sterblichkeit durch Herzinfarkte hervorgehoben: Während im Jahr 2000 pro 100.000 Einwohner noch rund 105 Menschen daran starben, seien es 2020 nur noch rund 48 gewesen.Frühzeitige Prävention ist das Ziel
Bildnachweis: © Daniel Bockwoldt/dpa
Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten
Herzbericht: Negative Folgen des Pandemiejahrs 2020?
Mehr als 300.000 Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen wurden für das Jahr 2020 gezählt. Der neue Herzbericht mahnt den Rückgang wichtiger Operationen an.
Meistgelesene Artikel
- 10. April 2024
Sprechstunde der AWO-Wohnberatung am 24. April
Auch im Alter möglichst lange und selbständig in der vertrauten Umgebung zu leben: Das wünschen sich wohl die meisten...
- 9. April 2024
„Treffpunkt Lesen & Geselligkeit“ am 18. April
Wer gerne liest und sich mit anderen über gelesene oder neue Bücher austauschen möchte, ist herzlich zum...
- 16. April 2024
Übersicht über aktuelle Baustellen
Wann, wo und wie lange? Hier finden Sie Informationen über aktuelle Verkehrsbaustellen im Stadtgebiet. So können Sie...
Neueste Artikel
Große Teile Südbrasiliens stehen unter Wasser. Zum zweiten Mal innerhalb von weniger als einem Jahr erlebt die Region Überschwemmungen. Das Ausmaß ist historisch, die Opferzahl steigt beständig.
Die Feuerwehr hatte den Jungen noch befreien können - doch auf dem Weg ins Krankenhaus erlag der Siebenjährige seinen Verletzungen.
Weitere Artikel derselben Kategorie
Große Teile Südbrasiliens stehen unter Wasser. Zum zweiten Mal innerhalb von weniger als einem Jahr erlebt die Region Überschwemmungen. Das Ausmaß ist historisch, die Opferzahl steigt beständig.
Die Feuerwehr hatte den Jungen noch befreien können - doch auf dem Weg ins Krankenhaus erlag der Siebenjährige seinen Verletzungen.