7. Mai 2022 / Aus aller Welt

Influencer Kliemann wegen Böhmermann-Kritik unter Druck

Influencer Fynn Kliemann ist unter Druck. Satiriker Jan Böhmermann spricht in seiner Show über Geschäfte mit Schutzmasken, die nicht transparent abgelaufen seien. Kliemann reagiert - Fragen bleiben.

ZDF-Moderator Jan Böhmermann (l) und Youtuber Fynn Kliemann.
von Anna Ringle, dpa

Der Influencer und Musiker Fynn Kliemann steht nach einem TV-Beitrag des Satirikers Jan Böhmermann zum Geschäft mit Schutzmasken in der Kritik. Böhmermann veröffentlichte am Freitag einen längeren Beitrag der Show «ZDF Magazin Royale», der auch abends in der Mediathek zu sehen war.

Darin wurde der Verdacht nahe gelegt, dass Kliemann in ein zweifelhaftes Geschäft verwickelt sein könnte. Kliemann verbreitete ein langes Statement, in dem er sein Handeln kritisch reflektierte. Darin hieß es: «Ich möchte mich in aller Form bei allen Personen, Organisationen, Institutionen entschuldigen, die nun «auf den ersten Blick» enttäuscht und geschockt sind.» Er bat zugleich um einen differenzierten Blick. Manches stimme nicht.

Produktion nicht in Europa

Konkret ging es unter anderem um den Produktionsort von Schutzmasken, der möglicherweise bewusst nicht transparent gemacht worden sein könnte - statt in Europa sollen sie in Asien hergestellt worden sein. Kliemann wurde dabei mit einer Textilfirma in Beziehung gesetzt. In seinem Statement hieß es: «Ich muss mir klar eingestehen, dass ich den Prozess nicht mehr überblicken konnte.» Weiter hieß es: «Das darf niemals passieren und somit übernehme ich, auch wenn ich weder Produzent noch Verkäufer war, eine Verantwortung.» Durch diese Versäumnisse, sich mit diesen Prozessen nicht eingehend befasst zu haben, habe er viele enttäuscht. Auf seinem Instagram-Profil zeigten sich viele enttäuscht und posteten Kommentare.

Wer Satiriker Böhmermann in Sozialen Netzwerken folgt oder ihm aufmerksam bei Podcasts zuhört, konnte die Spur sehen, die er schon länger gelegt hatte. Das wirkte erstmal vielleicht lustig, wie er den Influencer und Musiker Kliemann auf einem öden Parkplatz parodierte und vermeintliche Mitarbeiter gängelte. Kliemann ist vor Jahren mit einem außergewöhnlichen Projekt bekanntgeworden: Mit seinem «Kliemannsland». Das ist ein Bauernhof nördlich von Bremen. Leute kommen vorbei und wohnen auch zeitweise dort. Es wird gebastelt, geschraubt, geplaudert, Musik gemacht.

Dass Böhmermann, der im ZDF-Hauptprogramm freitagabends mit seiner Sendung «ZDF Magazin Royale» zu sehen ist, mit einer Recherche an ihm dran war, war auch daran zu sehen, dass Kliemann einen Fragenkatalog des Senders auf Instagram veröffentlichte und dazu Stellung nahm. Darin ging es um diverse Themen, auch um Spendengelder.

Online-Händler prüft Vorwürfe

Böhmermanns Vorstoß führte bereits zu ersten Konsequenzen. Der Online-Händler About You, der zum Otto-Konzern gehört, teilte mit: «Das ZDF Magazin Royale Video hat uns erreicht und ist uns bekannt. Aktuell prüfen wir den Fall intern, um uns ein genaues Bild von dem Sachverhalt zu verschaffen.» In einem ersten Schritt habe man Masken der Marke «Oderso» offline genommen. Kliemann ist laut Impressum des Shops Geschäftsführer. Zudem teilte die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis mit, dass sie eine Auszeichnung aberkenne, die Kliemann 2020 erhalten habe.

Die betreffende Firma, die Böhmermann in Verbindung mit Kliemann setzt, ist die Textilmanufaktur Global Tactics. Firmengründer Tom Illbruck sagte der Deutschen Presse-Agentur zu dem Masken-Produktionsort-Vorwurf: Masken seien in dem betreffenden Zeitraum 2020 auch in Bangladesch produziert worden, nicht nur in Europa. Wenn zum Beispiel ein Großkunde keinen Wert darauf gelegt habe, dass die Masken explizit aus einem bestimmten Land oder explizit aus Europa kommen, «haben wir Masken angeboten, ohne explizit an jeder Stelle zu sagen, wo die Masken herkommen».

Nachgefragt zu About You sagte Illbruck: «Nach dem, was uns an Dokumenten vorliegt, gibt es keine Absprachen mit About You, dass die Masken explizit aus Portugal gekommen sind und das ist an keiner Stelle schriftlich versichert worden.»


Bildnachweis: © Vennenbernd/Dittrich/dpa
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