22. Oktober 2025 / Aus aller Welt

Ist Belgrad das neue Berlin?

Wohin 2026? Der «Lonely Planet» schlägt wieder angesagte Reiseziele vor. Germany? No way. Die Reiseexperten schauen lieber auf andere Länder und Städte in Europa - oder gleich andere Kontinente.

An der Donau in Belgrad stehen im Viertel Dorcol die «Silosi» (Silos), die zu einem Partyareal geworden sind. (Archivbild)
von Gregor Tholl, dpa

Fürs kommende Jahr empfiehlt ein Trend-Reiseführer der Marke «Lonely Planet» wieder Dutzende Ziele, aber nichts in Deutschland. Das Buch «Lonely Planet Best in Travel 2026» präsentiert 50 Destinationen und Erlebnisse weltweit – «jeweils 25 Orte und 25 Erlebnisse, erstmals ohne Rangfolge», wie es von dem Verlag heißt, der das in New York herausgegebene Buch in Deutschland auf den Markt bringt.

Unter den Orten befindet sich «die lebenslustige Stadt Cádiz» in Spanien und die italienische Mittelmeerinsel Sardinien («weit mehr zu bieten als nur atemberaubende Strände»). Zu den Erlebnissen gehören die «Welt der Streetart» im englischen Bristol und das Nightlife von Belgrad.

«Lonely Planet»: Belgrad als Europas ultimativer Nachtspielplatz

«Erkunde das legendäre Nachtleben» heißt es bei der serbischen Hauptstadt – ein Tipp, den es vor nicht allzu langer Zeit wohl eher noch zur deutschen Hauptstadt Berlin gegeben hätte. «Günstige Getränke, eine unkomplizierte Atmosphäre und Einheimische, die für das Nachtleben brennen, machen Belgrad zum ultimativen Nachtspielplatz Europas», formuliert das Buch. «Nur wenige Städte können mit der nächtlichen Energie Belgrads mithalten.»

Belgrad am Zusammenfluss von Donau und Save bietet demnach etwa splavovi (Flöße) als schwimmende Clubs und Bars und Party-Hotspots. Als Kulturzentren werden im Buch das «KC Grad» in einem umgebauten Lagerhaus genannt, der Club «Hangar Luka Beograd» in einer früheren Frachthalle am Hafen oder der Late-Night-Club «Drugstore» in einem ehemaligen Schlachthof, der erst um 2.00 Uhr nachts öffne und bis weit in den Sonntagmorgen Elektro-Sets biete.

In der Stadt mit viel brutalistischer Architektur gebe es mehrere Szeneviertel, so «Best in Travel 2026», darunter Skadarlija («das historische Bohème-Viertel oder "Montmartre von Belgrad"») und Cetinjska («Bars wie "Berlin Monroe", "Sprat" und "Polet" bieten coole Underground-Atmosphäre»). «Das trendige Viertel Dorcol ist ein weiterer großartiger Ort für eine Kneipentour, Top-Lokale der ausgezeichneten Craft-Beer-Szene» - sowie Cocktailbars («insbesondere die Speakeasy "Druid Bar" (Instagrammer aufgepasst: Fotoverbot!)»).

«Wie aus einem Gemälde von Vermeer»: Geheimtipp Utrecht? 

Zu den empfohlenen Orten auf der Welt für 2026 gehören für den «Lonely Planet» das Japanviertel Liberdade in der brasilianischen Megametropole São Paulo und Mexiko-Stadt («Mexico City ist ein Mosaik aus vorkolonialen Traditionen, märchenhaften Wandmalereien und Köstlichkeiten an jeder Ecke»).

Näher an Deutschland ist jedoch Utrecht in den Niederlanden («Nur eine kurze Zugfahrt von Amsterdam entfernt, hat die Stadt viel zu bieten: eine mittelalterliche Altstadt mit Kanälen, Giebelhäuser wie aus einem Gemälde von Vermeer und eine Fülle an Buchläden, Restaurants und Museen»).

Bei den Erlebnissen kommen für Foodies etwa eine «kulturelle Food-Tour» in Alt-Dubai vor, die «aufregende Gastro-Szene» von Melbourne oder eine «Kulinarik-Tour» im südindischen Kerala. Außerdem auch: «Wandern und Wildcampen» in Tadschikistan, «Wüstenelefanten aufspüren» in Namibia sowie eine «Flusskreuzfahrt auf dem Mekong» in Vietnam und Kambodscha.

Die 1973 ins Leben gerufene Marke «Lonely Planet» hat nach eigenen Angaben mehr als 150 Millionen Reiseführer gedruckt. Es gibt rund 800 Publikationen mit dem Label: viele klassische Reiseführer, aber auch Bildbände, Geschenkbücher.

Dass man im «Best in Travel»-Buch nicht mehr Top-Städte, -Regionen und -Länder küre, verkauft «Lonely Planet» als Zeitgeist: «Ein klares Zeichen für eine veränderte Reisekultur, in der Bedeutung und Begegnung wichtiger sind als Listenplätze – alle Ziele stehen gleichrangig nebeneinander.»


Bildnachweis: © Gregor Mayer/dpa
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