11. November 2022 / Aus aller Welt

Journalist und Sprachkritiker Wolf Schneider gestorben

Was ist gutes Deutsch? Wolf Schneider hatte in seinen Büchern die Antwort parat. Er zählte zu den bekanntesten Journalisten des Landes, bildete Generationen von Medienschaffenden aus. Nun ist er gestorben.

von dpa

Der bekannte Journalist und Sprachkritiker Wolf Schneider ist tot. Er starb am Freitag in Starnberg, wie seine Familie auf Anfrage mitteilte. Zunächst hatte «sueddeutsche.de» berichtet.

Schneider, geboren in Erfurt, wurde 97 Jahre alt. Er leitete unter anderem die Henri-Nannen-Journalistenschule in Hamburg und hatte führende Positionen bei bekannten deutschen Medienhäusern inne. Mit seinen Büchern wie «Deutsch für Profis» wurde er deutschlandweit als Experte für Sprache und Stil bekannt.

Seine journalistische Laufbahn startete er als Übersetzer bei der «Neuen Zeitung» der amerikanischen Militärregierung nach dem Zweiten Weltkrieg in München. Dort wurde er Redakteur, ohne Studium und ohne Volontariat. Später wechselte er zur Nachrichtenagentur AP, danach zur «Süddeutschen Zeitung». Dort war er Leiter der Nachrichtenredaktion, häufiger Autor der «Streiflicht»-Kolumne, dann Washington-Korrespondent.

«Stern»-Gründer Henri Nannen holte ihn 1966 nach Hamburg. Schneider wurde erst Chef vom Dienst, dann Verlagsleiter, bevor er 1971 zu Springer wechselte. Unter anderem war er 13 Monate Chefredakteur der «Welt».

Beileid vom Bundespräsidenten

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach Schneiders Witwe sein Beileid aus. «Wolf Schneider hatte zwei große Leidenschaften, den
Journalismus und die Berge, und seiner ersten Leidenschaft - den
Medien und der Sprache - schenkte er fast 70 Jahre seines Lebens», hieß es im Kondolenzschreiben des Staatsoberhaupts. «Er prägte
Generationen von Journalistinnen und Journalisten mit seinem Stil,
seiner Ästhetik, und ja, auch mit seinem Anspruch.» Viele hätten Schneider als «Sprachpapst» bezeichnet. Dies sei aber eine Wortwahl, die er selbst nie zugelassen hätte.

Der Leiter der Henri-Nannen-Schule, Christoph Kucklick sagte laut Mitteilung: «Wolf Schneiders Ziel für die Nannenschule lautete: die beste Ausbildungsstätte für Journalisten in Deutschland zu etablieren. Dies hat er ohne Zweifel erreicht – mit harter Hand, höchsten Standards und unter großem Einsatz für seine Schülerinnen und Schüler.» Man behalte ihn in Erinnerung als «qualitätsversessenen, kantigen, klugen, scharfzüngigen Mann mit einem großen Herz, das er auch zu verbergen wusste».


Bildnachweis: © Karlheinz Schindler/dpa-Zentralbild/dpa
Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Teile diesen Artikel

Meistgelesene Artikel

Stadt Verl

Auch im Alter möglichst lange und selbständig in der vertrauten Umgebung zu leben: Das wünschen sich wohl die meisten...

weiterlesen...
Stadt Verl

Wer gerne liest und sich mit anderen über gelesene oder neue Bücher austauschen möchte, ist herzlich zum...

weiterlesen...
Stadt Verl

Wann, wo und wie lange? Hier finden Sie Informationen über aktuelle Verkehrsbaustellen im Stadtgebiet. So können Sie...

weiterlesen...

Neueste Artikel

Aus aller Welt

Große Teile Südbrasiliens stehen unter Wasser. Zum zweiten Mal innerhalb von weniger als einem Jahr erlebt die Region Überschwemmungen. Das Ausmaß ist historisch, die Opferzahl steigt beständig.

weiterlesen...
Aus aller Welt

Die Feuerwehr hatte den Jungen noch befreien können - doch auf dem Weg ins Krankenhaus erlag der Siebenjährige seinen Verletzungen.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Aus aller Welt

Große Teile Südbrasiliens stehen unter Wasser. Zum zweiten Mal innerhalb von weniger als einem Jahr erlebt die Region Überschwemmungen. Das Ausmaß ist historisch, die Opferzahl steigt beständig.

weiterlesen...
Aus aller Welt

Die Feuerwehr hatte den Jungen noch befreien können - doch auf dem Weg ins Krankenhaus erlag der Siebenjährige seinen Verletzungen.

weiterlesen...