23. April 2022 / Aus aller Welt

Karneval der Emotionen: Rio tanzt nach der Pandemie wieder

Die Rückkehr der berühmten Umzüge im Sambodrom ist mit großen Gefühlen verbunden. Bewohner Rios und Mitglieder von Sambaschulen haben das gemeinsame Erlebnis sehr vermisst.

Komplett in gold: Jaqueline Maia von der Sambaschule Estacio de Sa tritt während der Karnevalsparade auf.
von Martina Farmbauer, dpa

Mitreißende Samba-Rhythmen, knappe Kostüme und riesige Begeisterung: Nach dem coronabedingten Ausfall in 2021 und der Verschiebung in diesem Februar sind beim weltberühmten Karneval von Rio de Janeiro wieder die besten Sambaschulen der Stadt durch das Sambodrom gezogen.

«Das ist ein wunderbares Gefühl, zurück zu sein», sagte João Paulo Damasio von der «Mangueira», einer der beliebtesten Sambaschulen Rios, der Deutschen Presse-Agentur am Freitagabend (Ortszeit). «Spezieller als in anderen Jahren, die doppelte, dreifache Emotion.»

Die Karnevalsmetropole hatte unter dem Fehlen der größten Party der Welt stark gelitten. «Ich habe es sehr vermisst, mit den Leuten zusammen zu sein, Spaß zu haben. Brasilianer brauchen diese menschliche Wärme», sagte Damasio der dpa. Die Bewohner der Stadt und die Mitglieder von Sambaschulen sind froh, dass es nach zwei Jahren nun wieder Umzüge gibt, dass Rio wieder Samba tanzt.

In Brasilien brach im März und April vergangenen Jahres auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie das Gesundheitssystem zusammen. Jetzt ist Südamerika dem Statistik-Portal «Our World in Data» zufolge Impfvorreiter, die Region mit dem höchsten Prozentsatz an Geimpften. «Ich habe gedacht, dass ich in der Pandemie sterben werde», sagte Ana Paula Varca der dpa. «Und beschlossen, vieles zu machen, was ich noch nicht gemacht habe.» Wie in der Schule ihres Herzen zu defilieren.

Reise in eine andere Welt

Der Karneval mit seinen üppigen Formen und überschwänglichen Farben regt erneut die Fantasie an, lässt in Gedanken reisen. Jede Sambaschule nimmt mit in eine andere Welt. Viele Umzüge nach der Pandemie waren von Nostalgie und Hommagen an den Karneval gekennzeichnet. So würdigte die «Imperatriz Leopoldinense», die am Freitagabend den Anfang machte, den Regisseur Arlindo Rodrigues, der die Imperatriz im Jahr 1980 zu ihrem ersten von acht Siegen bei der Meisterschaft der Sambaschulen geführt hatte.

Auch die «Mangueira», mit einer Neuauslegung des Lebens Jesu Siegerin des bisher letzten Karnevals 2020, blickte diesmal in die Geschichte der Schule und nahm sich drei ihrer wichtigen Persönlichkeiten vor. Sie begeisterte zudem mit einem Instant-Kleiderwechsel. Die «Viradouro» zog mit glitzernden Kostümen und prächtigen Wägen eine Parallele zwischen dem Karneval von 2022 und dem von 1919, als die Bewohner Rios in den Straßen das Ende der Spanischen Grippe gefeiert hatten. Auch das Thema des Karnevals als Widerstand der schwarzen Bevölkerung war präsent.

Insgesamt sechs der zwölf Top-Schulen traten bis in den frühen Samstagmorgen (Ortszeit) auf. Am Samstagabend standen dann die Auftritte der anderen sechs Sambaschulen der ersten Liga auf dem Programm.

Millionen verfolgen Karneval im TV

Zehntausende von der Tribüne aus sowie Millionen vor den Fernsehschirmen in Brasilien und auf der ganzen Welt verfolgten die Umzüge im Sambodrom. Bürgermeister Eduardo Paes hatte zwar das größte Karnevalsfest der Geschichte angekündigt. Erwartet wurde aber ein Karneval der Überraschungen. Die Pandemie hatte auch die finanziell stärksten Sambaschulen getroffen - die Karten waren neu gemischt.

Den Straßenkarneval hatte Bürgermeister Paes Anfang Januar wegen der Corona-Pandemie bereits zum zweiten Mal in Folge abgesagt. Aber Rio hatte es auch im Februar nicht ganz lassen können. Es gefällt den Brasilianern, dieses Jahr zwei Karnevale zu haben.

Schon Ende Februar und nun seit Mittwoch, als der Karneval mit Umzügen der Aufstiegsklasse begonnen hatte, kam es in der Stadt immer wieder zu spontanen Zusammenkünften. Ana Paula Varca sagte: «Im Karneval ist es in den Straßen anders, alle sind verkleidet. Diese Freude. Schrecklich ohne Karneval.» So ganz hat sich Rio aber noch nicht erholt: «Selbst dieser Karneval jetzt ist nicht der, den wir kennen.»


Bildnachweis: © William Volcov/ZUMA Press Wire/dpa
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