5. Oktober 2021 / Aus aller Welt

Ölpest vor «Surf City» - Notstand in Kalifornien ausgerufen

Leere Strände, Teerklumpen im Sand, ein Ölteppich auf dem Wasser: Der Süden Kaliforniens kämpft gegen eine drohende Umweltkatastrophe. Noch wird untersucht, wie es genau dazu kam.

Fische schwimmen im kontaminierten Meerwasser.
von Barbara Munker und Jörg Vogelsänger, dpa

Umweltkatastrophe in Kalifornien: Vor der südlichen Küste des US-Bundesstaats hat sich eine Ölpest ausgeweitet und mehrere Strände verschmutzt.

Die geschätzte Menge des aus einer Pipeline ausgelaufenen Öls habe sich auf rund 550.000 Liter erhöht, teilte die am stärksten betroffene US-Küstenstadt Huntington Beach im Bezirk Orange County am Montagabend (Ortszeit) mit.

Gouverneur Gavin Newsom erklärte für den Bezirk den Notstand: «Der Bundesstaat ist dabei, (...) alle verfügbaren Ressourcen zu mobilisieren, um die öffentliche Gesundheit und die Umwelt zu schützen.» Zugleich wurden Vorwürfe laut, Behörden und Pipeline-Betreiber hätten zu spät auf den Notfall reagiert. Das Öl war aus einer am Wochenende leckgeschlagenen Pipeline vor der Küste von Huntington Beach ausgetreten.

Surf City ohne Touristen

Als «Surf City USA» wirbt Huntington Beach um Touristen. Doch nun sind die beliebten Strände in der Stadt südlich von Los Angeles für Wellenreiter, Schwimmer und Spaziergänger gesperrt. Bürgermeisterin Kim Carr befürchtet, dies könne noch für Wochen oder gar Monate so bleiben. «In einem Jahr, das von unglaublichen Herausforderungen geprägt war, ist diese Ölpest eine der verheerendsten Situationen seit Jahrzehnten», stellte sie auch mit Blick auf die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie fest.

In dem beliebten Badeort Laguna Beach weiter südlich wurden die Strände nun ebenfalls für Besucher gesperrt. Und in Newport Beach, zwischen den beiden Orten gelegen, sind auch bereits Teerklumpen im Sand zu sehen. «Wir sind so traurig, das ist schrecklich», sagte eine Familie dem Sender CNN.

Umweltschützer berichteten von ersten ölverschmutzten Vögeln und toten Fischen, bislang seien nur einzelne Exemplare entdeckt worden. Die Bezirksabgeordnete Katrina Foley warnte jedoch vor möglichen Umweltschäden in den ökologisch wertvollen Feuchtgebieten der Region. Gouverneur Newsom wies die Behörden in dem US-Staat an, «sofortige und aggressive Maßnahmen» im Kampf gegen den Ölteppich zu treffen. Dieser bedrohe die Natur im Meer und an Land. Die Erklärung des Notstandes ermöglicht es, mehr Personal und Mittel bereitzustellen.

Kampf gegen das Öl

Insgesamt 14 Boote und rund 320 Helfer seien im Kampf gegen den Ölteppich im Einsatz, teilten die Behörden mit. Nach Angaben der Küstenwache wird das Öl mit Hilfe von Schiffen eingegrenzt und von der Oberfläche abgeschöpft. Einsatzteams legten zudem schwimmende Barrieren aus. Freiwillige Helfer seien derzeit nicht nötig, betonte die Stadtverwaltung, wohl auch um einen unkontrollierten Ansturm zu vermeiden. Die Menschen sollten lieber Geld für die örtlichen Naturschutzvereine spenden, die sich um betroffene Tiere kümmerten.

Die defekte Pipeline befindet sich mehrere Kilometer vor der Küste. Sie ist mit einer Förderplattform verbunden. Der Betreiber - laut Medien ein eher kleines Unternehmen - teilte am Montag mit, dass Tauchroboter das Rohr auf etwa 2500 Metern Länge untersucht und dabei das mögliche Problem entdeckt hätten. Es sei möglich, dass die Pipeline vom Anker eines Schiffs getroffen worden sei, sagte Firmenchef Martyn Willsher am Montag.

Zweifel an den Firmen-Angaben

An dem Ablauf der Ereignisse kamen allerdings Zweifel auf: So hätten die Behörden von einem Schiff und Anwohnern bereits am Freitagabend erste Hinweise auf einen Ölteppich vor der Küste erhalten, also rund zwölf Stunden bevor die Firma den Notfall am Samstag tatsächlich gemeldet habe, berichteten CNN, die Zeitung «Los Angeles Times» und andere Medien. Erst nach der Meldung seitens des Unternehmens sei aber der Einsatz eingeleitet worden.

Experten wiesen zwar darauf hin, dass es in der Dunkelheit schwierig sei, solchen Hinweisen nachzugehen. Die Bezirksabgeordnete Foley betonte aber: «Wir brauchen Antworten, und die Öffentlichkeit verdient Antworten.»

In der Region mit über einem Dutzend Öl- und Gasbohrplattformen sind viele Frachtschiffe unterwegs, die die Häfen von Long Beach und Los Angeles anlaufen. Umweltschützer warnen seit langem, dass die teils veraltete Infrastruktur zur Ölförderung vor der Küste ein großes Risiko darstelle.


Bildnachweis: © -/XinHua/dpa
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