Der Brandanschlag mit zwei Brandsätzen auf die Bahnstrecke Duisburg-Düsseldorf geht laut NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) wahrscheinlich auf das Konto von Linksextremisten. «So, wie unsere Behörden diesen Sabotageakt gerade lesen und verstehen, waren das Linksextremisten, die versuchen, uns in eine vorindustrielle Zeit zurück zu bomben», sagte Reul. Bei dem folgenschweren Anschlag auf eine bundesweite Hauptlinie der Bahn in Nordrhein-Westfalen waren bei Düsseldorf Kabel für die Steuerung von Weichen und Signalen zerstört worden. Der zweite Brandsatz habe fünf faustdicke Kabel von je 20 Metern Länge zerstört, sagte ein Bahn-Sprecher. Sie würden komplett ausgetauscht. Die schon seit Donnerstag wegen des Anschlags gesperrte Strecke Duisburg-Düsseldorf ist mit mehr als 620 Zügen täglich - Güterzüge nicht mitgezählt - eine der meistbefahrenen Bahn-Verbindungen in Deutschland. Die Deutsche Bahn rechnete mit einer Reparatur bis Mitternacht. Danach seien Probefahrten nötig. Zum Betriebsbeginn am frühen Samstagmorgen könnten die Züge zwischen Duisburg und Düsseldorf voraussichtlich wieder planmäßig verkehren, sagte ein Bahnsprecher der Deutschen Presse-Agentur. Wie viele Fahrgäste an den beiden Tagen bisher von den massiven Störungen betroffen waren, blieb zunächst offen. NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer beklagte einen «immensen Schaden» und kündigte eine nachdrückliche Strafverfolgung an. «Das ist kein Dumme-Jungen-Streich, das ist kein Kavaliersdelikt. Das wird sehr genau angeguckt, die Spuren werden verfolgt», sagte der Grünen-Politiker nach einer Besichtigung der Anschlagsstelle. «Die Strafbehörden werden alles unternehmen, um die Verantwortlichen zu finden.» Angesichts der vielen Tausend Kilometer Strecke könne sich die Bahn nicht komplett gegen Anschläge mit krimineller Energie sichern, erläuterte Krischer. Die laufende Digitalisierung des Bahn-Netzes werde aber künftig die Situation verbessern. «Dann sind solche Kabelangriffspunkte nicht mehr da.» Die Gruppe «Kommando Angry Birds», die sich dazu bekannt habe, «kennen unsere Behörden als linksextremistische Mitmach-Kampagne», sagte Innenminister Reul. Die Gruppierung habe «in den letzten Jahren im Raum Düsseldorf schon mehrfach sabotiert». Der Anschlag zeige, «wie verletzlich unsere kritische Infrastruktur ist». Die Polizei geht von Sabotage aus. Der Staatsschutz ermittelt. Auf der linken Plattform «Indymedia» war ein Bekennerschreiben veröffentlicht worden. Das «Kommando Angry Birds» hatte darin die Tat für sich reklamiert. Die Echtheit werde weiterhin geprüft, sagte ein Polizeisprecher. Die beiden Brandsätze an der zentralen Bahnstrecke hatten laut Polizei die gleiche Machart. Bis zum Mittag dauerte die Spurensicherung der Polizei an der zweiten Anschlagsstelle. Danach liefen dort die Reparaturarbeiten an. Das Feuer hatte die Strecke schon am Donnerstag lahmgelegt. Laut einem dpa-Reporter war eine Zündvorrichtung in einem Kabeltunnel platziert worden. Ein Lokführer habe Qualm aus dem Tunnel quellen sehen und Alarm geschlagen. Der zweite Brandschaden war dann bei einer Begehung der Strecke am Freitag rund zwei Kilometer entfernt entdeckt worden. Man gehe davon aus, dass auch dieser Brandsatz ebenfalls am Donnerstag gezündet worden sei, hieß es bei der Polizei. Strafrechtlich werte man das Deponieren der Brandsätze daher als eine Tat mit zwei Tatorten. Die Bahn hatte einen Bus-Pendelverkehr eingerichtet und leitete den Fernverkehr über Dortmund und Wuppertal um. Zudem wurden Bauarbeiten an einer parallel verlaufenden Güterstrecke in Duisburg-Wedau kurzfristig unterbrochen, um über diese Strecke einen Teil des Verkehrs abwickeln zu können. An den Hauptbahnhöfen in Duisburg und Düsseldorf strandeten dennoch viele Reisende. Es kam zu vielen Zugausfällen und Verspätungen. Die beschädigten Kabel sorgten für Störungen im Nah- und Fernverkehr. Betroffen seien die ICE-Linien nach Berlin und Frankfurt am Main ebenso wie die Verbindungen in Richtung Norddeutschland, Süddeutschland und in die Niederlande, teilte die Bahn mit. Im Nahverkehr waren zahlreiche Linien betroffen, wie das Portal zuginfo.nrw meldete. Darunter war auch die Anreise zum Düsseldorfer Flughafen, der zwischen den beiden Hauptbahnhöfen liegt. Sollte es sich um einen linksextremistisch motivierten Anschlag auf Anlagen der Deutschen Bahn handeln, wäre dies nicht das erste Mal. So hatten etwa im Jahr 2018 Linksextremisten Signalkabel entlang derselben Strecke zwischen Düsseldorf und Duisburg zerstört, um gegen Abschiebungen vom Düsseldorfer Flughafen zu protestieren. Vor dem G20-Gipfel in Hamburg 2017 legten Personen aus der linksextremistischen Szene Feuer in Bahnanlagen in gleich mehreren Bundesländern. Schon Jahrzehnte vorher kam es immer wieder zu Anschlägen.Massive Reparaturarbeiten erforderlich
Verkehrsminister empört
Wer steckt mutmaßlich hinter den Taten?
Fern- und Regionalverkehr auch am Freitag erheblich gestört
Welche Ausweichmöglichkeiten für Reisende gibt es?
Zahlreiche Linien betroffen
Immer wieder Anschläge auf Bahnstrecken
Bildnachweis: © Christoph Reichwein/dpa
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Anschlag auf Bahnstrecke linksextremistisch motiviert?
Brandsätze auf der wichtigen Nord-Süd-Strecke der Bahn zwischen Düsseldorf und Duisburg sorgen für massive Störungen. Der NRW-Innenminister vermutet einen linksextremistischen Hintergrund.
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