13. April 2022 / Aus aller Welt

Nach etlichen Jahren: Tötung zweier Kleinkinder aufgedeckt

Zwei tote Kleinkinder, beide Male geht die Polizei von einem medizinischen Notfall aus. Als die Mutter auch ihr drittes Kind ersticken will, wird eine Ärztin stutzig. Jahre nach den grausamen Taten kommt die Wahrheit ans Licht.

Stefanie Lienemann, die Leiterin der Ermittlungsgruppe, und Dietrich Streßig von der Staatsanwaltschaft Bochum informieren die Presse über die Festnahme der 33-jährigen Frau aus Herne.
von dpa

Durch einen Zufall hat die Polizei die Tötung von zwei kleinen Kindern aufgedeckt, die bereits 2011 und 2012 ums Leben gekommen sind. Damals ging man davon aus, dass sie eines natürlichen Todes gestorben waren.

Jetzt wurde die Mutter (33) verhaftet. Sie soll die beiden Jungen - jeweils nur zwei und 19 Monate alt - erstickt haben.

Reanimierte Kinder starben im Krankenhaus

Wie die Ermittler in Bochum mitteilten, hatte die Frau mit 21 Jahren im Oktober 2010 ihren ersten Sohn zur Welt gebracht. Bereits im September 2011 folgte der zweite Sohn. Möglicherweise durch eine «Überlastungssituation» habe sie im November 2011 ihrem Zweitgeborenen - einem Schreikind - ein Kissen aufs Gesicht gedrückt, so die Ermittler. Dann rief sie den Angaben zufolge den Notarzt. Das zwei Monate alte Kind wurde reanimiert und starb am nächsten Tag im Krankenhaus. Nach der Obduktion ging man von einem medizinischen Notfall aus. Ermittlungen gegen die Mutter gab es nicht.

Im Mai 2012 versuchte die Frau, auch ihr älteres Kind zu ersticken, wie die Ermittlungen jetzt ergaben. Wieder rief sie den Notarzt, wieder starb das reanimierte Kind im Krankenhaus. Wieder ergab die Obduktion keinen Hinweis auf ein Verbrechen.

Jahre später - im Dezember 2015 - brachte die Frau ein drittes Kind zur Welt. Im April 2018 versuchte sie laut Staatsanwaltschaft, auch dieses Kind zu ersticken. Es überlebte. Einer Ärztin kam die Sache komisch vor, sie recherchierte bei den Krankenhäusern, in denen die beiden anderen Kinder starben. Die Staatsanwaltschaft schaltete sich ein, ließ neue Gutachten erstellen - unter anderem von einem Spezialisten aus Gießen. Zudem verhörte man neue Zeugen. So kam heraus, dass die Frau gegenüber anderen Menschen von den Taten gesprochen haben soll.

Der Vater der drei Kinder lebte mit der Frau über die gesamte Zeit der Taten in einer Beziehung - aber er war laut den Ermittlern nie zu Hause, wenn die Mutter zu den Kissen griff.

Mutter wollte ihre Ruhe

Nach fast dreijährigen Ermittlungen nun der Haftbefehl wegen zweifachen Mordes. Das Motiv: Die Frau habe ihre Ruhe haben wollen. Auch habe sie ihr ausschweifendes Privatleben, welches sie vor der Geburt der Kinder gehabt habe, wieder ausleben wollen, teilte der Staatsanwalt mit. Er sieht bei der Frau eine besondere Schwere der Schuld. Würde ein Gericht dieser Sicht folgen, wäre eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren rechtlich zwar möglich, in der Praxis ist das aber so gut wie ausgeschlossen.

Die Verdächtige habe bei der Verhaftung in ihrer Wohnung in Herne am Dienstag gefasst gewirkt, hieß es bei der Pressekonferenz zu dem Fall. Die 33-Jährige habe sich bislang gegenüber der Polizei nicht zu den Taten geäußert. Die Ermittlungsgruppe (EG) «Hieronymus» arbeitet nun weiter.


Bildnachweis: © Fabian Strauch/dpa
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