19. Oktober 2023 / Aus aller Welt

Nach Handgranatenanschlag: Anklage wegen versuchten Mordes

Im Raum Stuttgart werden seit dem Juli 2022 schwere Gewalttaten verübt. Die Ermittler nehmen Dutzende Menschen fest, es gibt einige Anklagen. Nun auch gegen einen mutmaßlichen Sprengstoffwerfer.

Eine Mitarbeiterin der Spurensicherung vermisst Spuren am Tatort auf einem Friedhof.
von dpa

Seit vielen Monaten führen zwei rivalisierende Gruppen im Raum Stuttgart eine blutige Fehde, der Höhepunkt war ein Handgranatenanschlag auf eine Trauergemeinde in Altbach bei Esslingen. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat nun Anklage unter anderem wegen versuchten Mordes gegen den 23 Jahre alten mutmaßlichen Granatenwerfer erhoben. Gegen fünf Männer erging außerdem Anklage wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung.

Der 23-jährige Iraner soll laut Angaben der Staatsanwaltschaft vom Donnerstag die Handgranate absichtlich gezündet und geworfen haben. Eigentlich sollte diese auf dem Vorplatz der Aussegnungshalle landen, wo sich die Trauergemeinde versammelt hatte. Der Sprengkörper sei jedoch abgelenkt worden und etwa 30 Meter von dem Vorplatz entfernt gelandet, wo er auch explodierte. Die dabei freigesetzten Stahlkugeln verletzten mindestens 15 Trauergäste zum Teil schwer.

Die fünf Männer im Alter von 19 bis 21 Jahren sollen dem 23-Jährigen, der nach dem Wurf der Handgranate geflüchtet war, noch in einem auf ihn wartenden Taxi Faustschläge und Tritte verpasst und diesen aus dem Taxi gezerrt haben. Die Tatverdächtigen - zwei mit deutscher, zwei mit türkischer und einer mit georgischer Staatsangehörigkeit - sollen den 23-Jährigen auch gegen den ungeschützten Kopf geschlagen und getreten haben. Rettungssanitäter sollen sie mit dem Tod gedroht und diese so von Rettungsmaßnahmen abgehalten haben. Der 23-Jährige verlor schwer verletzt das Bewusstsein. Alle Tatverdächtigen sind in Untersuchungshaft.

Ermittler vermuten rivalisierende Gruppen

Seit dem 20. Juli 2022 kommt es im Großraum Stuttgart zu Gewalttaten, hinter denen die Ermittler rivalisierende Gruppen vermuten - immer wieder wurde dabei auch auf Menschen geschossen. Im Zusammenhang mit den Schüssen im Raum Stuttgart gab es bisher 34 Verhaftungen. Vorfälle gab es unter anderem in Stuttgart-Zuffenhausen, in Plochingen, in Asperg im Kreis Ludwigsburg und in Eislingen im Kreis Göppingen. Den bisherigen Höhepunkt der Auseinandersetzungen markiert der Anschlag in Altbach.

Erst am Mittwoch waren vier Beteiligte zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Den Männern wurde vorgeworfen, im September vergangenen Jahres bei einem Schusswechsel zwischen zwei Gruppierungen vor einer Gaststätte in Esslingen-Mettingen dabei gewesen zu sein. Verantworten mussten sich die Männer wegen versuchten Totschlags, wie ein Gerichtssprecher mitteile. Zwei von ihnen wurde auch unerlaubter Waffenbesitz vorgeworfen. Der Hauptangeklagte wurde laut Gerichtssprecher zu sieben Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Ein weiterer Angeklagter bekam eine Jugendstrafe von fünf Jahren. Zwei Beteiligte wurden jeweils zu vier Jahren und drei Jahren Haft verurteilt. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.

Die Täter versuchten laut Ermittlern, durch exzessive Taten ihre Stellung in der jeweiligen Gruppe zu festigen oder erst zu erreichen. Es gehe um Anerkennung und Respekt. Experten bezeichnen das Phänomen als «gewaltlegitimierte Männlichkeit». Die Verdächtigen seien männlich, zwischen 19 und 26 Jahren alt, viele hätten einen Migrationshintergrund. Insgesamt gehe man von grob 300 Mitgliedern auf beiden Seiten aus.


Bildnachweis: © Christoph Schmidt/dpa
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