19. Mai 2023 / Aus aller Welt

New York sinkt ab auch durch Bebauungslast

Geologen aus den USA zeichnen ein düsteres Bild für die Zukunft der Riesenmetropole an der Ostküste. Mit dem Anstieg des Meeresspiegels sinkt der Untergrund. Wird es mehr Überflutungen geben?

von dpa

New York könnte künftig stärker von Überflutungen betroffen sein als andere Küstenstädte. Denn zum Anstieg des Meeresspiegels durch den Klimawandel kommt ein Absinken des Untergrunds um durchschnittlich ein bis zwei Millimeter pro Jahr. Die Absenkung hängt sowohl von der Bebauung ab als auch vom Untergrund selbst.

Während die auf Felsgestein gegründeten Wolkenkratzer kaum einsinken, sind küstennähere Bereiche mit weicherem Untergrund deutlich stärker betroffen. Das berechnet ein Team um Tom Parsons vom United States Geological Survey in Menlo Park (US-Bundesstaat Kalifornien) im Fachjournal «Earth’s Future».

Der Wirbelsturm Sandy sorgte 2012 dafür, dass Teile der Metropole von Meerwasser überflutet wurden. Die starken Regenfälle des Wirbelsturms Ida brachten 2021 das Abwassersystem zum Überlaufen, wieder standen Teile der Stadt unter Wasser. Studien zufolge dürfte der Klimawandel für mehr Wirbelstürme im Raum New York sorgen, außerdem könnte der Meeresspiegelanstieg an der US-Ostküste drei- bis viermal stärker ausfallen als anderswo auf der Welt.

Und auch die hohen schweren Gebäude in New York City steigern die Überflutungsgefahr. Mittels Modellierungen und Schätzungen bestimmte das Team um Parsons das Gesamtgewicht der Gebäude in New York City auf 764 Millionen Tonnen. Die konkrete Absenkungsrate hängt auch von den Bodenarten ab. Demnach haben Lehmböden und künstlich aufgefüllte Flächen ein Absenkungspotenzial durch die Bebauung von 7,5 bis 60 Zentimetern, mit einem Mittelwert von gut 29 Zentimetern. Andere Böden sind weniger anfällig, der Auflast nachzugeben, mit Mittelwerten von 6 bis 12 Zentimetern.

Für Felsgestein ermittelten die Forscher ein Absenkungspotenzial von 0 bis 0,5 Zentimetern. Denn bei diesem Untergrund verformt sich die Erde bereits unmittelbar nach dem Bauen, danach kaum noch. Zudem gibt es im Raum New York eine natürliche Absenkung des Bodens, die noch immer von der letzten Eiszeit herrührt. Die Gebäudelast leiste lediglich einen Beitrag zur Absenkung, betonen die Autoren. Auch im Norden von Staten Island, wo die Gebäudelast gering ist, seien starke Absenkungen beobachtet worden.

Die Wissenschaftler warnen vor einem sorglosen Umgang bei der Entwicklung der Stadt. So seien nach dem Wirbelsturm Sandy 90 Prozent der Gebäude in überschwemmungsgefährdeten Gebieten nicht nach den Standards für Überschwemmungsgebiete gebaut worden. Die Entnahme von Grundwasser könne zu weiteren Absenkungen führen. Wegen der Auffüllung von Nebenflüssen bringen der East River und der Harlem River kaum noch Sedimente in den Hafen von New York. Das mache die Stadt anfälliger für Überflutungen durch Nordostwinde und Wirbelstürme, schreiben die Geologen. Betroffen sein dürfte vor allem Lower Manhattan: Die Südspitze des zentralen Bezirks liegt gerade einmal ein bis zwei Meter über dem Meeresspiegel.


Bildnachweis: © Mark Lennihan/AP/dpa
Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Teile diesen Artikel

Meistgelesene Artikel

Stadt Verl

Auch im Alter möglichst lange und selbständig in der vertrauten Umgebung zu leben: Das wünschen sich wohl die meisten...

weiterlesen...
Stadt Verl

Der Stadtverwaltung sind zwei schwarz-weiße Kater als zugelaufen gemeldet worden. Beide Tiere sind ca. eineinhalb Jahre...

weiterlesen...
Stadt Verl

Wer gerne liest und sich mit anderen über gelesene oder neue Bücher austauschen möchte, ist herzlich zum...

weiterlesen...

Neueste Artikel

Aus aller Welt

In einer Firma für Metalltechnik in Berlin-Lichterfelde bricht ein Feuer aus. Die Feuerwehr warnt.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Aus aller Welt

In einer Firma für Metalltechnik in Berlin-Lichterfelde bricht ein Feuer aus. Die Feuerwehr warnt.

weiterlesen...
Aus aller Welt

Wasser in Kellern, auf Straßen, Blitzeinschläge, Zugausfälle: Vor allem im Westen und der Mitte des Landes sorgen Gewitter und Starkregen für Probleme. In Unterfranken stirbt ein Mann.

weiterlesen...