24. September 2021 / Aus aller Welt

Pädagogik-Professor: «Über 40 Prozent der Lehrer ungeeignet»

Ein Passauer Professor fällt ein vernichtendes Urteil über die Qualität von Lehrerinnen und Lehrern in Deutschland. Das Problem beginne bereits bei der mangelnden Ausbildung.

von dpa

Knapp die Hälfte aller Lehrer in Deutschland sollte aus Sicht des Passauer Schulpädagogik-Professors Norbert Seibert einen anderen Job machen.

«Über 40 Prozent der Lehrer in Deutschland sind eigentlich nicht geeignet», sagte er der «Passauer Neuen Presse» (Freitagsausgabe). Und die Pandemie treibe diese Zahl noch hoch. «Zum einen hatten wir jetzt drei Semester lang keine Präsenzveranstaltungen an der Uni. In der Zeit hat sich die Durchfallerquote bei Prüfungen fast verdoppelt», sagte er der Zeitung.

Und: «Sozialverhalten kann man nicht bei Online-Zoom-Meetings lernen. Das fängt bei E-Mails an, die ich bekomme, und in denen oft nur noch steht: "Hallo, rufen Sie mich an. MfG" und endet damit, dass diese zukünftigen Lehrkräfte gar nicht wissen, wie man mit Schülern Kontakt aufnimmt.»

Dazu komme, dass der Staat aufgrund des Lehrermangels Absolventen der Lehrämter Grund- und Mittelschule sicher verbeamte – egal mit welchem Notendurchschnitt sie bestehen. Auch Quer- und Seiteneinsteiger würden als Lehrkräfte rekrutiert. «Kurzum: Der Begriff "Qualität" scheint ein Oxymoron zu sein, ein Begriff, der sich in allen Aspekten selbst widerspricht», sagte Seibert. Das Fatale sei: «Die am schlechtesten ausgebildeten Lehrkräfte werden im Moment auf die schwächsten Schüler losgelassen, die aufgrund von Corona auch noch massive Wissenslücken aufweisen.»

In Bayern verhindere die mangelhafte Lehrerausbildung den Beruf - anstatt gut darauf vorzubereiten, sagte Seibert. «Das muss geändert werden, denn nicht jeder kann Lehrer.»

Seibert hat 2006 an der Uni Passau das Programm «PArcours» ins Leben gerufen, bei dem angehende Lehramtsstudenten auf freiwilliger Basis überprüfen können, ob sie tatsächlich für den Beruf geeignet sind.


Bildnachweis: © Philipp von Ditfurth/dpa
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