Mit der Aussage des Chefermittlers der ehemaligen Sonderkommission «Kardio», Arne Schmidt, ist der Prozess gegen frühere Vorgesetzte des verurteilten Patientenmörders Niels Högel fortgesetzt worden. Der 51 Jahre alte Beamte schilderte vor dem Landgericht Oldenburg am Donnerstag über mehrere Stunden, die einzelnen Ermittlungsphasen für die Kliniken Oldenburg und Delmenhorst, wo Högel von Juni 1999 bis Oktober 2002 sowie von Dezember 2002 bis zu seiner Festnahme im Juli 2005 beschäftigt war. Schmidt berichtete unter anderem von Abgleichen von Dienstplänen mit den Todesfällen auf den Intensivstationen bei den Ermittlungen. Diese ergaben vor allem für Delmenhorst hohe Sterbefallzahlen, wenn Högel in der betreffenden Schicht gearbeitet hatte. Dass es Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit dem damaligen Pfleger Högel gab, sei «sehr wohl aufgefallen», sagte Schmidt. Etwa sei nach einem Wochenende mit besonders vielen Reanimationen am Klinikum Oldenburg eine Strichliste geführt worden, die zählte, welche in die Schichten der Pfleger fiel. Högel verzeichnete dabei die meisten. In dem Verfahren will das Gericht klären, ob sich Vorgesetzte Högels gegebenenfalls durch Unterlassen mitschuldig machten. Ihnen wird in unterschiedlichem Umfang Beihilfe zum Totschlag beziehungsweise versuchten Totschlag jeweils durch Unterlassen vorgeworfen. Angeklagt sind drei Ärzte, drei leitende Pflegerinnen und Pfleger und ein Ex-Geschäftsführer der Kliniken Oldenburg und Delmenhorst In den Krankenhäusern brachte Högel wehrlose Patienten um, indem er ihnen nicht verordnete Medikamente spritzte. Der Deutsche wurde 2019 wegen 85-fachen Mordes zur lebenslanger Haft verurteilt und verbüßt seine Strafe in der JVA Oldenburg.Strichliste gibt Aufschluss
Bildnachweis: © Hauke-Christian Dittrich/dpa
Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten
Patientenmorde - Chefermittler schildert Ermittlungen
Ein ehemaliger Krankenpfleger wurde 2019 wegen 85-fachen Mordes zur lebenslanger Haft verurteilt. Trifft seinen Vorgesetzten und Kollegen eine Mitschuld, weil sie nicht eingriffen?
Meistgelesene Artikel
- 10. April 2024
Sprechstunde der AWO-Wohnberatung am 24. April
Auch im Alter möglichst lange und selbständig in der vertrauten Umgebung zu leben: Das wünschen sich wohl die meisten...
- 5. April 2024
Zwei Kater an der Marienstraße zugelaufen
Der Stadtverwaltung sind zwei schwarz-weiße Kater als zugelaufen gemeldet worden. Beide Tiere sind ca. eineinhalb Jahre...
Neueste Artikel
- 27. April 2024
Wo ist der kleine Arian? - Suche dauert an
Seit Montagabend wird ein sechsjähriger Junge in Niedersachsen vermisst. Am Samstag ist die Suche fortgesetzt worden, an Land und auf dem Wasser.
- 27. April 2024
König Charles III. kehrt in die Öffentlichkeit zurück
Mit König Charles und Prinzessin Kate leiden gleich zwei Mitglieder des britischen Königshauses an Krebs. Zumindest bei dem Monarchen gibt es jetzt gute Neuigkeiten. Wird es doch kein Schreckensjahr?
Weitere Artikel derselben Kategorie
- 27. April 2024
Wo ist der kleine Arian? - Suche dauert an
Seit Montagabend wird ein sechsjähriger Junge in Niedersachsen vermisst. Am Samstag ist die Suche fortgesetzt worden, an Land und auf dem Wasser.
- 27. April 2024
König Charles III. kehrt in die Öffentlichkeit zurück
Mit König Charles und Prinzessin Kate leiden gleich zwei Mitglieder des britischen Königshauses an Krebs. Zumindest bei dem Monarchen gibt es jetzt gute Neuigkeiten. Wird es doch kein Schreckensjahr?