Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen hat vor dem Landgericht Berlin ein Prozess wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffengesetz und Drogenhandel begonnen. Hauptangeklagter ist ein Mitglied eines bekannten arabischstämmigen Clans, der vor knapp neun Monaten bei einer Razzia gegen Clankriminalität festgenommen worden ist. Der vorbestrafte 42-Jährige befindet sich seitdem in Untersuchungshaft, ebenso ein mitangeklagter 36-Jähriger mit deutsch-libyscher Staatsangehörigkeit. Gemeinsam mit einem 23-jährigen Deutschen sollen sie unter anderem gewerbsmäßig Kriegswaffen erworben und anderen verkauft haben. Im Mittelpunkt des Verfahrens steht ein Streit um die Verwertung von Daten des Messengerdienstes Encrochat. Über diesen sollen die Angeklagten etwa im April und Mai 2020 mehrere Waffen angeboten haben. Auf diese Art und Weise sollen sie auch kiloweise Drogen in den illegalen Handel gebracht haben. Der Hauptangeklagte ist für die Justiz kein Unbekannter. Etwa 15 Jahre hat er bereits wegen anderer Strafen in Haft gesessen. Die jüngste Strafe wegen Drogenhandels hatte er nach Gerichtsangaben 2018 verbüßt und stand danach unter Führungsaufsicht. Gegen damit verbundene Auflagen soll er verstoßen haben. Die Kryptierungssoftware Encrochat wurde von der organisierten Kriminalität zur Abwicklung illegaler Geschäfte genutzt. Der Dienst galt wegen seiner aufwendigen Verschlüsselung als nicht zu knacken. Der Polizei in den Niederlanden und Frankreich gelang es dennoch im vergangenen Jahr, Millionen geheimer Daten abzuschöpfen. Dies führte zu zahlreichen Verhaftungen in ganz Europa. Mehrere Bundesländer stocken deswegen bei Polizei und Justiz das Personal auf. In Berlin erwartet Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) im Zusammenhang mit den entschlüsselten Daten etwa 650 Verfahren. Derzeit sind nach Behördenangaben etwa 100 solcher verfahren bei der Staatsanwaltschaft anhängig. Mit Jahresbeginn 2022 soll dort eine neue Schwerpunktabteilung ihre Arbeit aufnehmen. Beim Landgericht Berlin sollen zudem im ersten Quartal 2022 die ersten drei von insgesamt fünf neuen Strafkammern eröffnet werden.Streit um Encrochat-Daten
Bildnachweis: © Christophe Gateau/dpa
Copyright 2021, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten
Prozess gegen Clankriminalität: Kriegswaffen verkauft?
Kriminelle wickeln ihre illegalen Geschäfte oft über das Internet und Chatdienste ab, beispielsweise via Encrochat. Nun kommt einer der Fälle vor Gericht.
Meistgelesene Artikel
- 30. Oktober 2025
Nächster Hobbymarkt am 8. November - ohne Geflügel
Da der erste Samstag im November ein Feiertag (Allerheiligen) ist, findet der Hobbymarkt in diesem Monat ausnahmsweise...
Von Gedichten im Dunkeln über einen packenden Psychothriller bis hin zu einer unterhaltsamen literarischen Revue über...
- 11. November 2025
Rollator-Club trifft sich wieder am 14. und 28. November
Unter dem Motto „Bewegung ist die beste Medizin“ trifft sich regelmäßig an jedem 2. und 4. Freitag im Monat der...
Neueste Artikel
- 13. November 2025
«Operation Endgame» schaltet Schadsoftware ab
Ermittler in der ganzen Welt haben zusammengearbeitet. Der Erfolg: «einer der gefährlichsten Stealer und einer der meistgenutzten Trojaner weltweit» wurden unschädlich gemacht.
- 13. November 2025
Elektronische Patientenakte: Chancen und Nutzen im Fokus
In der Reihe "Verler Gesundheitsforum" geht es am Mittwoch, 26. November, um die elektronische Patientenakte. Die ePa...
Weitere Artikel derselben Kategorie
- 13. November 2025
«Operation Endgame» schaltet Schadsoftware ab
Ermittler in der ganzen Welt haben zusammengearbeitet. Der Erfolg: «einer der gefährlichsten Stealer und einer der meistgenutzten Trojaner weltweit» wurden unschädlich gemacht.
- 13. November 2025
Erstmals wieder Polio-Wildviren im Abwasser nachgewiesen
Eigentlich kommen Polio-Wildviren nur noch in Afghanistan und Pakistan vor. In Deutschland wurden die Erreger, die zu Kinderlähmung führen können, lange nicht nachgewiesen. Nun gibt es einen Nachweis.

