5. September 2022 / Aus aller Welt

Roter Riesenstern Beteigeuze vor 2000 Jahren noch gelb

Beteigeuze zählt zu den hellsten am Nachthimmel zu beobachtenden Sternen. Doch zumindest seine farbliche Erscheinung war nicht immer gleich.

Ein undatiertes, von der Nasa im August 2009 zur Verfügung gestelltes Bild zeigt den Roten Riesen Beteigeuze im Sternbild Orion.
von dpa

Astrophysiker der Friedrich-Schiller-Universität (FSU) Jena haben gemeinsam mit Kollegen anderer Länder herausgefunden, dass der Rote Überriese Beteigeuze Beobachtern auf der Erde vor 2000 Jahren noch gelb-orange erschien. Den Wissenschaftlern sei es gelungen, den Farbwechsel zeitlich genau einzuordnen, teilte die FSU am Montag mit. Über ihre Ergebnisse berichten die Wissenschaftler im Fachblatt «Monthly Notices of the Royal Astronomical Society». Beteigeuze zählt zu den hellsten am Nachthimmel zu beobachtenden Sternen.

Wie die FSU erläuterte, ändern sich mit fortschreitender Kernfusion im Inneren eines Sterns seine Helligkeit, Größe und Farbe. Die Astrophysik könne aus diesen Eigenschaften Informationen etwa zum Alter oder zur Masse eines Sterns herauslesen. Sterne mit deutlich mehr Masse als die Sonne wirkten blau-weiß oder rot – der Übergang zu Rot via Gelb und Orange geschehe dabei für astronomische Verhältnisse relativ rasch.

Um zu ermitteln, dass Beteigeuze aus dem Sternbild Orion vor 2000 Jahren noch nicht rot erschien, nutzten die Forscher verschiedene historische Quellen. So sei die Farbe des Sterns um 100 vor Christus als gelb beschrieben worden, 100 Jahre später schon als gelb-orange. Im 16. Jahrhundert sei berichtet worden, Beteigeuze habe Aldebaran, der zu den hellsten rötlich scheinenden Sternen zähle, an Röte übertroffen. Heute habe Beteigeuze schließlich in Helligkeit und Farbe fast Antares erreicht, der seit Jahrtausenden von der Farbe mit dem Mars verglichen werde.

Supernova in 1,5 Millionen Jahren

Aus den Überlieferungen und mit theoretischen Rechnungen lässt sich den Forschern nach schließen, dass Beteigeuze «etwa 14 mal mehr Masse als unsere Sonne hat – und die Masse ist die entscheidende Größe für die Entwicklung eines Sterns», erläuterte FSU-Forscher Ralph Neuhäuser. Er sei 14 Millionen Jahre alt und befinde sich in der Schlussphase seiner Entwicklung. Und auch das Ende sei absehbar: «In etwa 1,5 Millionen Jahren wird er schließlich als Supernova explodieren.»

Der Himmelsjäger Orion ist das bekannteste Wintersternbild. Die beiden hellsten Sterne dort sind der rötliche Beteigeuze und der blau-weiße Rigel. Im Winter 2019/2020 hatte ein ungewöhnliches astronomisches Phänomen für Aufsehen gesorgt: Die Helligkeit Beteigeuzes nahm für mehrere Wochen um bis zu zwei Drittel ab. Viele Astronomen sahen darin ein Indiz für eine baldige Explosion des Sterns. Später erläuterten Forschende, die «große Verdunkelung» sei vielmehr durch einen großen kühlen Fleck ausgelöst worden. In der Folge habe sich ein Staubschleier vor dem Stern gebildet. Im April 2020 leuchtete Beteigeuze wieder in gewohnter Helligkeit.

Für Astronomen wäre es eine Sensation, eine Supernova in unserer Milchstraße zu beobachten - die letzte Gelegenheit dazu gab es im Jahr 1604, noch vor der Erfindung des Fernrohrs. Deshalb waren die Himmelsforscher von der überraschenden Helligkeitsabnahme Beteigeuzes elektrisiert, denn theoretische Modelle sagen ein solches Phänomen unmittelbar vor einer Explosion voraus.


Bildnachweis: © Pierre Kervella/NaCo/VLT/ESO/NAsa/dpa
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