21. August 2021 / Aus aller Welt

«Schnüffelhelden»: Spürhunde suchen vermisste Haustiere

Spürhunde gibt es für vermisste Menschen, Drogen, Sprengstoff und sogar für Krankheiten. Doch auch wenn ein Artgenosse vermisst wird, können die Supernasen zum Einsatz kommen.

Australian-Shepherd-Rüde
von Katja Sponholz, dpa

Toni ist voll konzentriert. Kaum hat er seine Nase in die Plastiktüte mit dem Taschentuch gesteckt, möchte er auch schon los. Der Australian-Shepherd-Rüde ist im Arbeitsmodus.

Er macht sich an der langen Schleppleine mit seiner Besitzerin Corinna Speicher zügig auf den Weg. Toni hat einen Auftrag: Er soll denjenigen finden, zu dem dieser Geruch gehört. Doch es ist keine Personensuche, für die Toni jetzt im Einsatz ist, sondern ein sogenanntes Pet-Trailing: Denn als «Schnüffelheld» sucht Toni nach vermissten Haustieren.

Seit drei Jahren sind die Tierspürhunde aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz ehrenamtlich unterwegs, um entlaufene Hunde zu finden. Dafür trainieren die rund 30 Mitglieder des Vereins «Schnüffelhelden» aus Heusweiler im Saarland mindestens zweimal in der Woche.

Fernanzeige mindert Stress

Corinna Meiser hat sich mit ihrer American-Staffordshire-Hündin Juna etwa zehn Minuten entfernt in einem Schuppen versteckt. Ein Klacks für Toni. Gezielt läuft er nach der Geruchsprobe erst eine Straße entlang, ignoriert sämtliche Spaziergänger und Radfahrer und zweigt schließlich in einen Waldweg ab. 100 Meter weiter wird er so schnell, dass seine Besitzerin kaum noch mitkommt. Dann biegt er auf einen kleinen Trampelpfad, rast aufgeregt auf einen Schuppen zu - bis er plötzlich stoppt und seinem Frauchen glücklich entgegenstürmt. Für Corinna Speicher das untrügliche Zeichen, dass ihr Hund fündig geworden ist. «Schon an der Körpersprache habe ich ihm vorher angemerkt, dass er kurz vor dem Ziel ist», sagt sie.

Anders als beim Mantrailing - also der Personensuche - wird beim Pet-Trailing mit einer Fernanzeige gearbeitet. Das heißt: Die Hunde gehen nicht direkt zu den vermissten Tieren, sondern zeigen ihr Suchergebnis aus der Distanz an. Die Fernanzeige ist vor allem als Vorsichtsmaßnahme gedacht und um das Stresslevel für die entlaufenen Tiere möglichst gering zu halten.

Nicht immer gibt es nach Stunden, Tagen oder Wochen ein Happy End. Wie etwa von dem Pudel, der von seiner Pflegestelle weglief, als seine Besitzerin im Krankenhaus war. «Die Dame war 80, und der Hund war alles, was sie noch hatte», schildert Pressesprecher Giuseppe Alexandro Calabró. «Ihr die Botschaft zu überbringen, dass ihr Hund weg sei, wäre schlimm gewesen.» Die Schnüffelhelden jedoch konnten schnell helfen: Noch am selben Tag war der Pudel in der Pflegestelle zurück.

Nach 48 Stunden unterwegs im «Wild-Modus»

«Super traurig», sagt Corinna Speicher, war jedoch, wie sie einen kleinen Chihuahua nach ein paar Tagen erfroren in Lebach an der Prims gefunden hätten und sein Besitzer, ein großer stattlicher Mann, schrecklich geweint habe. «Wenn man das so sieht - das hat mich persönlich viel beschäftigt», sagt sie. Und doch helfe es vielen Besitzern auch dann, wenn ihr geliebtes Tier zumindest tot gefunden werden könnte und sie Gewissheit hätten, was damit passiert sei.

Die Gründe, warum Hunde weglaufen, sind vielfältig: Mal sind die Besitzer gestürzt und haben die Leine fallenlassen, mal haben sich die Hunde erschreckt oder in unvorhersehbaren Situationen Panik bekommen. Und der Ausnahmezustand steigert sich dann: Nach 48 Stunden, so schildert Corinna Speicher, fallen viele Hunde in einen «Wild-Modus». «Oft versorgen sie sich dann irgendwie selbst, werden sehr scheu und erkennen danach nicht mal mehr ihre Besitzer.»

Finanziert wird ihre Arbeit - die für die Tierbesitzer kostenlos ist - ausschließlich durch Spenden. Unterstützung gab es jetzt auch vom saarländischen Umweltministerium. «Ohne die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer wäre es um den Tierschutz im Saarland schlecht bestellt», sagte Staatssekretär Sebastian Thul (SPD). «Als Hundebesitzer kann ich nur ahnen, wie schlimm es sein muss, den vierbeinigen Begleiter zu verlieren, nicht zu wissen, wo er ist, ob es ihm gut geht.»


Bildnachweis: © Oliver Dietze/dpa
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