30. Mai 2022 / Aus aller Welt

Studie: Kommunen tun zu wenig gegen Starkregen

Schwere Gewitter werden in Deutschland häufiger und verursachen höhere Schäden. Nur wenige Kommunen haben darauf bislang reagiert, kritisieren Wissenschaftler.

Gewitterwolken über einem Wohnhaus.
von dpa

Deutschlands Städte und Gemeinden sind nach einer neuen Studie schlecht auf die häufiger werdenden Sturzfluten nach schweren Gewittern vorbereitet.

«Lokale Starkregen können grundsätzlich überall auftreten und damit können auch Überflutungen abseits von Gewässern auftreten», sagte Studienautor und Entwässerungsfachmann Theo Schmitt am Montag am Rande der Umwelttechnikmesse Ifat in München.

Auch lokale Unwetter könnten jährlich Schäden in Milliardenhöhe anrichten, so der Wissenschaftler - und verwies auf Prognosen, dass schwere Gewitter im Zuge des Klimawandels häufiger auftreten werden.

Schmitt ist ehemaliger Professor für Bauingenieurwesen der TU Kaiserslautern. Auftraggeber der Studie war die «Initiative Verantwortung Wasser und Umwelt», die maßgeblich vom Bundesverband Baustoff-Fachhandel finanziert wird. In der Studie identifiziert Schmitt mehrere Schwachstellen: Dazu zählt der Wissenschaftler fehlende Warnsysteme ebenso wie einen Mangel an «Starkregenrisikokarten», mit deren Hilfe sich die Bürger über potenzielle Gefahren in ihrem Wohngebiet informieren könnten.

Gegenstand der Studie sind nicht die großen Überschwemmungen wie die Flutkatastrophe des vergangenen Sommers in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, sondern lokale Starkgewitter, die in den vergangenen Jahren große Schäden verursacht und Todesopfer gefordert haben. Beispiele sind die Sturzfluten des Sommers 2016 im bayerischen Simbach am Inn und in Braunsbach in Baden-Württemberg.

Starkregen schwer vorherzusagen

«Die Kommunen können viel mehr tun, die müssen sich endlich mal bewegen», sagte Wolfgang Günthert, ehemaliger Professor für Siedlungswasserwirtschaft an der Bundeswehr-Universität in Neubiberg bei München. Allein im Juni und Juli 2021 habe es in Bayern 77 Gewitter und Starkregenereignisse gegeben - die meisten davon im ansonsten eher trockenen Norden Bayerns.

«Hochwasser kann man relativ gut vorhersagen», sagte Günthert. «Starkregen ist schwierig.» Für Überflutungen nach Starkregen sei Rückstau in der Kanalisation die häufigste Ursache. «Die zunehmende Versiegelung (des Bodens) verschärft das Problem enorm.» Von 2056 Gemeinden in Bayern hätten bislang nur 98 Fördermittel der Staatsregierung für Sturzflutmanagement beantragt.

Auch Hausbesitzer sollten nach Einschätzung der beiden Fachleute mehr tun, um ihre Anwesen zu schützen. Dazu gehört die Abdichtung von Lichtschächten für Kellerfenster ebenso wie die Instandhaltung von Regenrinnen oder Rückstauventilen in Abwasserleitungen. «Sonst haben Sie die Scheiße vom Nachbarn im Keller», sagte Günthert. Die Ifat ist eine der international bedeutenden Messen für die Umwelttechnik, an der in diesem Jahr gut 2900 Aussteller aus 90 Ländern teilnehmen.


Bildnachweis: © Armin Weigel/dpa/dpa-tmn
Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Nächster Hobbymarkt am 8. November - ohne Geflügel
Stadt Verl

Da der erste Samstag im November ein Feiertag (Allerheiligen) ist, findet der Hobbymarkt in diesem Monat ausnahmsweise...

weiterlesen...
Mit den Verler Literaturtagen 2025 die Vielfalt der Literatur erleben
Stadt Verl

Von Gedichten im Dunkeln über einen packenden Psychothriller bis hin zu einer unterhaltsamen literarischen Revue über...

weiterlesen...
Rollator-Club trifft sich wieder am 14. und 28. November
Stadt Verl

Unter dem Motto „Bewegung ist die beste Medizin“ trifft sich regelmäßig an jedem 2. und 4. Freitag im Monat der...

weiterlesen...

Neueste Artikel

Jäger in Tschechien erschießt Jäger
Aus aller Welt

Bei einer Jagd trifft eine Kugel einen 67-Jährigen tödlich. Die Polizei ermittelt – und lässt Alkoholtests machen. Was über den Vorfall bisher bekannt ist.

weiterlesen...
Hunderte Schafe ziehen mitten durch die Nürnberger Altstadt
Aus aller Welt

Jedes Jahr ein Spektakel: 600 Schafe ziehen durch die historische Nürnberger Altstadt. Die Tiere sind eine Attraktion für die Menschen und von großem Nutzen für die Natur.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Jäger in Tschechien erschießt Jäger
Aus aller Welt

Bei einer Jagd trifft eine Kugel einen 67-Jährigen tödlich. Die Polizei ermittelt – und lässt Alkoholtests machen. Was über den Vorfall bisher bekannt ist.

weiterlesen...
Hunderte Schafe ziehen mitten durch die Nürnberger Altstadt
Aus aller Welt

Jedes Jahr ein Spektakel: 600 Schafe ziehen durch die historische Nürnberger Altstadt. Die Tiere sind eine Attraktion für die Menschen und von großem Nutzen für die Natur.

weiterlesen...