11. Juni 2022 / Aus aller Welt

Messerangriff: Tatverdächtiger in Psychiatrie eingewiesen

Zwei Tage nach der tödlichen Autofahrt eines psychisch kranken Mannes in Berlin ist Hamm Schauplatz einer ähnlichen Tragödie. Wieder soll ein psychisch kranker Mann Menschen attackiert haben.

Einsatzkräfte der Polizei auf dem Gelände der Hochschule Hamm-Lippstadt.
von Helge

Nach der Messerattacke an der Hochschule Hamm mit vier Verletzten ist der 34 Jahre alte Tatverdächtige in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden.

Die Ermittler gehen nach einem psychiatrischen Gutachten davon aus, dass der Student bei der Tat am Freitagnachmittag schuldunfähig oder vermindert schuldfähig war. Die Polizei sprach am Samstag von einer «Amoktat».

Bei den Opfern der Angriffe auf dem Campus Hamm der Hochschule Hamm-Lippstadt handelt es sich um zwei Studentinnen und einen Studenten, alle 22 Jahre alt. Das vierte, schwer verletzte Opfer sei eine 30 Jahre alte Lehrbeauftragte aus Essen. Ärzte gehen laut Polizei davon aus, dass sie sterben wird. «Bei der 30-Jährigen ist mit dem Ableben zu rechnen», sagte der stellvertretende Dortmunder Polizeipräsident Ralf Ziegler.

Er hat sich selbst aus der Psychiatrie entlassen

Der mutmaßliche Täter habe unter Verfolgungsängsten und Wahnvorstellungen gelitten, sagte Staatsanwalt Henner Kruse am Samstag in Dortmund. Er habe die Angegriffenen für Mitglieder einer Gruppe gehalten, die ihm nach dem Leben trachte. Erst zwei Tage zuvor habe er einen Suizidversuch unternommen und sei deswegen in eine psychiatrische Klinik gekommen. Am Freitagmittag habe er sich dort selbst entlassen.

Der Tatverdächtige soll im Foyer der Hochschule nacheinander zunächst auf die Studierenden eingestochen haben. In einem Hörsaal, in dem gerade eine Vorlesung vor mehr als 100 Menschen stattfand, habe der Deutsche dann die 30-Jährige attackiert. Er sei von Teilnehmern der Veranstaltung überwältigt und wenig später von der Polizei festgenommen worden. Ziegler äußerte seinen Respekt vor den Menschen, die den Mann überwältigten: Das sei sehr, sehr mutig gewesen. Sie hätten damit sicherlich viele weitere Opfer verhindert.

Die Ermittler gehen davon aus, dass alle vier Zufallsopfer waren. Die Tatwaffen, zwei Küchenmesser, habe der Mann erst kurz vor der Tat gekauft. «Er ist in die Fachhochschule reingegangen, um die Leute zu töten, die ihm nach dem Leben trachten», skizzierte Kruse die mögliche Sichtweise des mutmaßlichen Täters. Hinweise auf einen politischen oder religiösen Tathintergrund gebe es nicht. Ermittelt werde wegen Mordversuchs und gefährlicher Körperverletzung. Der Mann habe die Taten gestanden.

Die Hochschule will innehalten

Das erste Opfer, eine 22-Jährige, soll der Mann im Foyer unvermittelt angegriffen haben. Sie erlitt Schnittverletzungen an einer Wange. Einen Studenten verletzte er anschließend am Hals. Einer Frau stach er danach mehrfach in den Bauch. Nach einer Notoperation bestand am Samstag keine Lebensgefahr mehr. Allerdings lag die 22-Jährige weiterhin auf einer Intensivstation. In dem Hörsaal, in dem gerade eine Vorlesung stattfand, griff er anschließend die 30-Jährige an. Sie habe erhebliche innere Verletzungen erlitten, sagte Kruse. Ein Hubschrauber brachte sie in eine Klinik. Die Ärzte hätten jedoch keine Hoffnung mehr.

Der mutmaßliche Täter war nicht vorbestraft, aber der Polizei Hamm bekannt. Anfang April habe er Anzeige erstattet, weil er sich verfolgt fühlte, sagte Hamms Polizeipräsident Thomas Kubera. Er sei damals sehr offen mit seiner psychischen Krankheit umgegangen. Es habe daraufhin auch eine sogenannte Gefährdungsbewertung gegeben. Eine Eigen- und Fremdgefährdung sei damals aber ausgeschlossen worden.

Die Hochschule sagte für Montag alle Lehrveranstaltungen und Prüfungen auf dem Campus Hamm ab. «Nach den schrecklichen Ereignissen können und wollen wir am Montag nicht einfach mit dem Regulärbetrieb weitermachen, sondern einen Moment innehalten», teilte die Hochschule auf ihrer Homepage mit.


Bildnachweis: © Andreas Rother/Westfälischer Anzeiger/dpa
Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Ostergebäck zum Vernaschen
Rezepte

Rezept für Quarkhasen

weiterlesen...
Sprechstunde der AWO-Wohnberatung am 24. April
Stadt Verl

Auch im Alter möglichst lange und selbständig in der vertrauten Umgebung zu leben: Das wünschen sich wohl die meisten...

weiterlesen...
Zwei Kater an der Marienstraße zugelaufen
Stadt Verl

Der Stadtverwaltung sind zwei schwarz-weiße Kater als zugelaufen gemeldet worden. Beide Tiere sind ca. eineinhalb Jahre...

weiterlesen...

Neueste Artikel

Bahn untersagt Cannabis-Konsum an Bahnhöfen
Aus aller Welt

Erwachsene in Deutschland dürfen seit dem 1. April Cannabis rauchen. Tabu sind aber etwa Spielplätze und Schulen - und bald auch Bahnhöfe.

weiterlesen...
Die, der, das, mit oder ohne? Nutella wird 60
Aus aller Welt

Was Deutschen das Nutella-Brot ist Italienern die Nutella-Pizza und Franzosen das Nutella-Crêpe. So oder so: Der Nuss-Nougat-Aufstrich ist fast überall auf der Welt ein Erfolg. Nun wird er 60.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Bahn untersagt Cannabis-Konsum an Bahnhöfen
Aus aller Welt

Erwachsene in Deutschland dürfen seit dem 1. April Cannabis rauchen. Tabu sind aber etwa Spielplätze und Schulen - und bald auch Bahnhöfe.

weiterlesen...
Die, der, das, mit oder ohne? Nutella wird 60
Aus aller Welt

Was Deutschen das Nutella-Brot ist Italienern die Nutella-Pizza und Franzosen das Nutella-Crêpe. So oder so: Der Nuss-Nougat-Aufstrich ist fast überall auf der Welt ein Erfolg. Nun wird er 60.

weiterlesen...