10. Dezember 2024 / Aus aller Welt

Todesschütze von Manhattan soll Manifest geschrieben haben

Mitten in Manhattan wird der Chef eines großen Versicherungskonzerns getötet. Beim Tatverdächtigen findet die Polizei ein Schreiben, das Hinweise auf ein Motiv gibt.

Ein Kunde hatte den Verdächtigen in einem McDonald's-Restaurant von Fahndungsfotos erkannt.
von Jörg Vogelsänger und Christina Horsten, dpa

Der entscheidende Tipp kam per Telefon aus einem Schnellrestaurant: Fünf Tage nach den tödlichen Schüssen auf den Chef eines amerikanischen Versicherungskonzerns mitten in New York ist ein Tatverdächtiger gefasst worden. Gegen den laut Medien aus reichem Hause stammenden Mann wurde inzwischen Mordanklage erhoben.

Der 26-jährige Luigi M. wurde im Lokal einer Fast-Food-Kette in der Stadt Altoona im Bundesstaat Pennsylvania aufgespürt, wie die Ermittlungsbehörden am Montag (Ortszeit) mitteilten. Ein Mitarbeiter des Lokals, das etwa fünf Autostunden von New York entfernt liegt, habe die Polizei alarmiert, nachdem ein Kunde den Mann auf Fahndungsfotos erkannt habe.

Verdächtiger trug Waffe mit Schalldämpfer bei sich

Der Verdächtige habe eine medizinische Maske und eine Mütze getragen. Als einer der Polizisten ihn gefragt habe, ob er in jüngster Zeit in New York gewesen sei, begann er nach Angaben der Ermittler zu zittern. Bei der Überprüfung habe sich herausgestellt, dass er eine per 3D-Drucker hergestellte Waffe mit Schalldämpfer bei sich trug, wie sie bei dem Mord an Versicherungsboss Brian Thompson benutzt worden sei. 

Der Chef des milliardenschweren US-Versicherers United Healthcare war am Mittwoch voriger Woche nahe dem New Yorker Times Square aus nächster Nähe niedergeschossen worden und in einem Krankenhaus an seinen Verletzungen gestorben. Der von Überwachungskameras gefilmte Mord an dem 50-Jährigen und die öffentliche Fahndung nach dem Täter machten weltweit Schlagzeilen. Der Schütze flüchtete zunächst auf einem Fahrrad und verschwand dann. 

Handgeschriebenes Manifest

In den Sachen des Festgenommenen entdeckten Polizisten laut Medienberichten zudem ein dreiseitiges, handgeschriebenes «Manifest», das Hinweise auf das mögliche Motiv gebe. In dem Papier werde US-Krankenversicherungen Profitgier zum Nachteil der Patienten vorgeworfen. 

«Diese Parasiten haben es verdient», steht demnach in dem Papier - und weiter: «Ich entschuldige mich für die Unruhe und das Trauma, aber es musste getan werden.» Der Verdächtige weise in dem Schreiben auch darauf hin, dass er alleine gehandelt habe. 

Botschaften auf Patronenhülsen

Schon direkt nach dem Mord waren Hinweise auf ein mögliches Motiv aufgetaucht. Auf Patronenhülsen, die am Tatort sichergestellt worden waren, standen laut Ermittlern drei Wörter: «deny» (verweigern), «defend» (verteidigen) und «depose» (absetzen, stürzen oder aussagen). Dies sei möglicherweise eine Anlehnung an einen Spruch, den Versicherungskritiker benutzten, hieß es: «Delay (verzögern), deny, defend».

Gemeint sei, dass Krankenversicherungen oftmals Zahlungen an Patienten verzögerten, Ansprüche verweigerten und ihr Vorgehen dann verteidigten, notfalls vor Gericht. Es gibt auch ein Buch mit diesem Titel, das sich mit den Praktiken der Versicherer beschäftigt. 

Nach Ansicht der «New York Times» hat der Mord an Thompson nicht nur die Nation aufgewühlt, sondern auch «die tief sitzende Wut der Amerikaner auf die US-Krankenversicherungsbranche» offengelegt. So wurde der Täter von manchen Nutzern in sozialen Medien gar als eine Art «Rächer» gefeiert. 

Junger Mann aus wohlhabender Familie

Laut US-Medien handelt es sich bei dem 26-Jährigen um einen jungen Mann aus gutem Hause, dessen Großvater in Baltimore ein Immobilien-Imperium aufgebaut habe. Er selbst sei auf eine exklusive Privatschule gegangen, sei dort im Ringerteam gewesen, und habe später an einer renommierten Universität Informatik und Mathematik studiert. Zuletzt habe Luigi M. in Honolulu im Bundesstaat Hawaii gelebt. 

Den Berichten zufolge plagten den 26-Jährigen allerdings schon seit langem wegen eines Wirbelsäulenleidens starke Rückenschmerzen. Nach einem Surf-Unfall habe er sich operieren lassen. Ob dies aber mit dem Mord zusammenhänge, müsse erst geklärt werden, hieß es.

In sozialen Medien habe der durchtrainierte junge Mann lange seine Fitnessroutinen und Eindrücke seiner Reisen geteilt, schrieb CNN. Im Sommer habe er sich aber allmählich aus dem Netz zurückgezogen. 

Er scheine jedoch eine Rezension zu einem Buch des als «Unabomber» bekannten US-Attentäters Ted Kaczynski veröffentlicht zu haben, schrieben CNN und die «New York Times». 

Der einstige Harvard-Absolvent und erklärte Technikfeind Kaczynski tötete zwischen 1978 und 1995 bei einer Serie von Paketbomben-Anschlägen drei Menschen und verletzte 23 weitere. Er starb 2023 in Haft. Er hatte sich als Opfer hauptsächlich Mitarbeiter von Universitäten (Un) und Fluggesellschaften (Airlines - A) ausgesucht - deshalb die Bezeichnung «Unabomber».

Anklage wegen Mordes

Die Familie des 26-jährigen Luigi M. teilte nach der Festnahme über soziale Netzwerke mit, sie sei «schockiert und am Boden zerstört». Stunden nach der Verhaftung wurde der Verdächtige in Manhattan unter anderem wegen Mordes angeklagt, wie US-Medien unter Berufung auf Gerichtsdokumente berichteten. 

Im Bezirk Blair County in Pennsylvania wiederum wurde unter anderem Anklage wegen unerlaubten Waffenbesitzes gegen ihn erhoben. Eine Freilassung auf Kaution blieb ihm verwehrt. Gegen eine Auslieferung nach New York legte der Tatverdächtige bei einer Anhörung in Pennsylvania zunächst Widerspruch ein.


Bildnachweis: © Gene J. Puskar/AP/dpa
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