1. Dezember 2024 / Aus aller Welt

Trinkwassernetz ist ein Lebensraum für Tiere

Ein Glas Wasser vom Hahn: In Deutschland kein Problem. Das Wasser ist sauber, nicht nur am Tag der Trinkwasserhygiene am Sonntag. Die Kleintiere in den Leitungen stören nämlich nicht.

Deutschland ist für die hohe Qualität seines Trinkwassers bekannt. (Archivbild)
von dpa

Ruderfußkrebse, Wasserasseln und Borstenwürmer: Die Rohre, durch die Trinkwasser zu den Wasserhähnen fließt, sind auch ein Lebensraum für zahlreiche kleine Tiere. «Im sauberen, klaren Bergbach leben auch Organismen. Das Trinkwassernetz ist ebenfalls ein Ökosystem, aber eben ein künstlicher Lebensraum», sagt Wasser-Mikrobiologe Michael Hügler auf dpa-Anfrage. Am Sonntag ist der Tag der Trinkwasserhygiene.

Diese Kleinstlebewesen stellten kein hygienisches Problem dar, betont er. Im Gegenteil: In dem Lebensraum tummelten sich viele nützliche Bakterien, die einen Biofilm auf den Rohrleitungen bildeten. Durch diesen Biofilm könnten sich schädliche Bakterien wie etwa Krankenhauskeime nicht ansiedeln, erklärt Hügler, der beim Technologiezentrum Wasser (TZW) in Karlsruhe arbeitet, einer Einrichtung des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW). 

Netz ist nicht steril

An den Hausanschlüssen gibt es mechanisch wirkende Filter, welche Partikel wie Rost und auch die Kleinstlebewesen zurückhalten, sodass sie nicht aus dem Wasserhahn sprudeln. Grundsätzlich aber könne man die Kleintiere nicht aus dem Netz entfernen, erklärt Hügler. «Die kommen auch im Grundwasser vor, sind natürliche Bewohner dort, und werden mit eingetragen.» Das Netz sei kein steriles oder hermetisch abgeriegeltes System, auch bei größter Sorgfalt seien die Lebewesen vorhanden.

Vor einigen Jahren nahm ein Team um Günter Gunkel von der Technischen Universität (TU) Berlin mehr als 1.000 Hydranten-Proben aus dem europäischen Tiefland, um das Wasser auf kleine wirbellose Tiere zu untersuchen. Dabei sind in nahezu allen Proben irgendwelche Tierchen gefunden worden, am häufigsten die bis 1,1 Zentimeter großen Wasserasseln und bis 4 Zentimeter großen Borstenwürmer. Ab und an waren auch Höhlenflohkrebse dabei, Ruderfußkrebse, Höhlenasseln, Springschwänze, Gnitzen oder Posthörnchenschnecken. 

Da das Nahrungsangebot für diese Wirbellose aber klein ist, ist ihre Dichte gering, sie bauen normalerweise keine größeren Populationen auf. «Aufgrund der geringen Größe und der geringen Dichte werden die Tiere daher meist weder vom Betriebspersonal der Wasserversorger noch von den Trinkwasserkonsumenten bemerkt», heißt es in einem DVGW-Arbeitsblatt dazu.

Wasserversorger verantwortlich

Gesetzliche Richt- oder Grenzwerte gibt es für diese Kleintiere nicht. Um die biologische Trinkwasserqualität kümmern sich die Wasserversorger. Hügler zufolge spülten diese die Systeme regelmäßig. Vor allem, wenn das Wasser längere Zeit stehe und der Nährstoffgehalt höher sei, könnten sich die Tiere auch mal vermehren. «Wenn, dann ist das ein ästhetisches Problem, kein Gesundheitsproblem», betont Hügler.


Bildnachweis: © Monika Skolimowska/dpa
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