24. September 2023 / Aus aller Welt

Gemischte Gefühle vor erstem Corona-Herbst ohne Schutzregeln

Die Zahl der Corona-Infektionen nahm zuletzt zu. Nun kommen die kälteren Monate, doch Auflagen zu Masken und Tests sind passé. Gibt es deshalb nun größere Befürchtungen? Wie steht es um freiwillige Vorsorge?

Viele Deutsche machen sich keine Sorgen vor einer möglichen Corona-Ansteckung in diesem Herbst und Winter.
von Sascha Meyer, dpa

Entspannt oder doch wieder beunruhigt: Vor dem ersten Corona-Herbst ohne verpflichtende Schutzregeln gehen die Erwartungen der Bevölkerung zu eigenen Gesundheitsrisiken laut einer Umfrage stark auseinander.

Jeder Zweite (50 Prozent) macht sich gar keine Sorgen vor einer möglichen Corona-Ansteckung im Herbst und Winter, wie die Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur ergab. Doch auch 46 Prozent der Befragten sind tendenziell besorgt - 36 Prozent nach eigenen Angaben «etwas» und weitere 10 Prozent «sehr».

An der repräsentativen Umfrage nahmen zwischen 20. und 22. September 2050 Menschen ab 18 Jahren teil. Patientenschützer warnen vor unzureichenden Krisenvorkehrungen insbesondere für Pflegeheime.

Kältere Jahreszeit: Mehr Ansteckungen erwartet

Nach zuletzt schon steigenden Infektionszahlen werden für die kältere Jahreszeit wieder mehr Corona-Ansteckungen erwartet. Denn nach dem Sommer findet mehr drinnen statt. Und wie locker nimmt man es jetzt, wenn im Büro oder im Bus viele niesen und husten? Um diese Zeit vor einem Jahr, am 1. Oktober 2022, traten extra erweiterte Herbst-Regeln in Kraft.

Nun gibt es keine Auflagen zu Masken, Tests und Quarantäne wie einst. Es brauche nach aktuellem Stand keine Maßnahmen im Sinne von Kontaktbeschränkungen, hatte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) gesagt. Er und das Robert Koch-Institut (RKI) raten aber zu Auffrischimpfungen für Menschen über 60 Jahre und mit Vorerkrankungen sowie auch zum freiwilligen Maskentragen in bestimmten Situationen.

Keine Alltagsauflagen - aber Entscheidung vor Ort

Dass staatlich verordnete Schutzmaßnahmen in diesem Herbst und Winter nicht nötig sein werden, sehen gut zwei Drittel der Befragten auch so. Voll und ganz stimmten 34 Prozent zu, eher zustimmend äußerten sich 32 Prozent. Überhaupt nicht stimmten dem 6 Prozent zu, eher nicht 16 Prozent.

Zugleich treffen auch freiwillige Schutzmaßnahmen in sensiblen Einrichtungen vor Ort grundsätzlich auf Akzeptanz. Dass Arztpraxen, Kliniken und Pflegeheime selbst festlegen sollten, ob Besucher dort vorsorglich Maske tragen sollen, befürworten drei Viertel der Befragten: Voll und ganz stimmten 42 Prozent zu, und 34 Prozent stimmten eher zu. Ablehnend äußerten sich 18 Prozent.

Tendenz zur Maske? Eher zögerlich

Bei vorsorglichen Schutzmaßnahmen, die jeder für sich ergreifen kann, wird eine vorerst eher zurückhaltende Tendenz deutlich. Dass sie in Innenräumen mit vielen Leuten bestimmt oder wahrscheinlich Maske tragen werden, gaben 25 Prozent an - bestimmt oder wahrscheinlich nicht wollen es 47 Prozent. Vielleicht sagten weitere 23 Prozent. In Bussen und Bahnen wollen 27 Prozent bestimmt oder wahrscheinlich zur Sicherheit Maske tragen, vielleicht sagten 21 Prozent. Es bestimmt oder wahrscheinlich nicht zu tun, gaben in der Umfrage 42 Prozent an.

Vorsicht bei Fieber und Halskratzen

Stärker sensibilisiert sind indes viele bei Erkältungssymptomen, wie die Umfrage ergab. Dass sie dann bestimmt oder wahrscheinlich aus Vorsorge einen Corona-Test machen würden, sagten 44 Prozent. Vielleicht sagten weitere 20 Prozent. Bestimmt oder wahrscheinlich nicht machen würden es dagegen 30 Prozent.

Dass sie im Herbst und Winter bestimmt eine Impfung oder Auffrischimpfung machen werden, gaben 15 Prozent an. Wahrscheinlich sagten 13 Prozent, vielleicht weitere 15 Prozent. Bestimmt nicht impfen lassen wollen sich dagegen 36 Prozent der Befragten und wahrscheinlich nicht weitere 15 Prozent.

Aussichten für den Herbst

Experten haben in diesem Winter nicht allein Corona im Blick. «In der Gesamtlage ist leider wieder eine relativ starke Infektionssaison zu erwarten», sagte der Chefvirologe der Universitätsklinik Essen, Ulf Dittmer, der dpa. «Es wäre eindeutig ein Fehler, nur auf Corona zu gucken.» Während es bei Coronaviren «breite Immunität» gegen schwere Verläufe gebe, sei etwa eine Impfung gegen die Influenza-Grippe für weite Teile der Bevölkerung sinnvoll.

Und: «Egal, über welches Virus wir reden, ein Mund-Nasenschutz hilft gegen alle Nasen-Rachen-Viren gleichzeitig.» Die Deutsche Stiftung Patientenschutz meldete Zweifel an, ob Pflegeheime gegen mögliche Corona-Ausbrüche abgesichert sind. Vom RKI gebe es Empfehlungen, von verbindlichen Schutzmechanismen könne aber nicht die Rede sein. Auch Teststrategien seien offen.


Bildnachweis: © Matthias Balk/dpa
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