24. Juni 2021 / Aus aller Welt

UN: Nachfrage nach Cannabis und Sedativa gestiegen

Die Drogenbehörde der Vereinten Nationen sieht erste Auswirkungen der Corona-Krise. Der wirtschaftliche Abschwung könnte langfristige Folgen auf Produktion und Nachfrage haben.

von dpa

Während der Corona-Pandemie sind nach UN-Angaben mehr Cannabis und Beruhigungsmittel konsumiert worden als zuvor.

In einer Umfrage unter Gesundheitsexperten in 77 Ländern sei aus 66 Prozent der Länder eine häufigere Nutzung gemeldet worden, berichtete das UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) am Donnerstag in Wien.

Die Behörde geht in ihrem jährlichen Weltdrogenbericht davon aus, dass die Pandemie langfristige Auswirkungen auf Angebot und Nachfrage von verbotenen Substanzen haben wird. Unabhängig von Covid-19 warnte das UNODC von immer mehr und immer billigerem Kokain in Europa.

Wegen der Wirtschaftskrise, die von der Pandemie ausgelöst wurde, werde es zum Beispiel in Afghanistan immer attraktiver, Geld mit der Produktion von Opium zu verdienen, berichtete das UNODC. Demnach stieg dort die Anbaufläche im Vorjahr um 37 Prozent. Das Land entwickele sich außerdem zu einem wichtigen Amphetamin-Lieferanten in der Region.

Wirtschafts- und Bildungskrise als Faktoren

Auch Schulschließungen wegen der Pandemie haben demnach Auswirkungen. Aus Lateinamerika gebe es Berichte über kriminelle Gruppen, die Kinder für die Drogenproduktion rekrutierten, sagte UNODC-Chefanalystin Angela Me. Die UN-Behörde erwartet auch, dass die Krise die Nachfrage erhöhen wird. «Einige soziale und wirtschaftliche Faktoren wie Beschäftigung, Bildung oder Armut haben deutliche Auswirkungen auf Drogenabhängigkeit», sagte Me.

Wegen der Kontaktbeschränkungen wurden Partydrogen wie Kokain oder Ecstasy im Vorjahr weniger konsumiert. Das UNDOC erwartet jedoch in der Zukunft eine steigende Nachfrage nach Kokain in Europa. Verbrecherbanden mit Wurzeln in der Balkanregion würden spanischen und italienischen Gruppen zunehmend Konkurrenz beim Import aus Südamerika machen, hieß es. Die neuen Akteure arbeiten demnach teils ohne Zwischenhändler und beziehen das weiße Pulver direkt aus den Anden. Durch die veränderten Handelsrouten und den steigenden Wettbewerb kommt nicht nur mehr, sondern auch reineres Kokain nach Europa. Der Preis für pures Kokain verfalle, sagte UNODC-Analyst Thomas Pietschmann der Deutschen Presse-Agentur. «Somit wird das leistbarer.»

Hoher Kokainkonsum auch in Deutschland

Der Bericht nannte die Hafenstädte Antwerpen, Rotterdam, Hamburg und Valencia als wichtige Umschlagplätze. Abwasseranalysen würden besonders hohe Kokain-Werte in den Niederlanden, Belgien, Großbritannien und in westdeutschen Städten zeigen, sagte Pietschmann.

Die UN-Drogenbehörde ist auch besorgt über globale Cannabis-Trends. Der Gehalt der psychoaktiven Substanz Tetrahydrocannabinol (THC) in dieser Droge habe sich während der letzten zwanzig Jahre in den USA vervierfacht und in Europa verdreifacht. Obwohl THC zu psychischen Problemen führen könne, sei das Bewusstsein über die Gefahr in diesem Zeitraum stark gesunken, hieß es unter Verweis auf Studien unter Kindern und jungen Erwachsenen in westlichen Ländern.

Laut den jüngsten verfügbaren Zahlen starben im Jahr 2019 eine halbe Million Menschen an den Folgen von Drogenkonsum. Mehr als die Hälfte der Todesfälle war auf Hepatitis zurückzuführen, die durch Injektionsnadeln übertragen werden kann. Die vielen Überdosis-Fälle mit Opioiden wie Fentanyl spielten ebenfalls eine wichtige Rolle, berichtete das UNODC.


Bildnachweis: © Marius Becker/dpa
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