21. September 2022 / Aus aller Welt

Trotz schwerer Zeit: US-Astronaut und Russen fliegen ins All

Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine stand auch die Zusammenarbeit im All auf der Kippe. Inmitten schwerster Spannungen fliegen nun erstmals wieder zwei Russen und ein Amerikaner zusammen zur ISS.

Die Mitglieder der Hauptbesatzung der Internationalen Raumstation (ISS) vor dem Start der Sojus-2.1-Rakete.
von Ulf Mauder und Christina Horsten, dpa

Mit einer Sojus-Trägerrakete sind erstmals wieder ein US-Astronaut und zwei Kosmonauten in Zeiten schwerer politischer Spannungen ihrer Länder gemeinsam ins All gestartet. An Bord einer Sojus-Raumkapsel hoben die Kosmonauten Sergej Prokopjew und Dmitri Petelin sowie der Nasa-Astronaut Frank Rubio um 15.55 Uhr MESZ vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur in der Steppe der Republik Kasachstan in Zentralasien ab. Den Start zur Internationalen Raumstation ISS zeigte die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos in einer Live-Übertragung.

Den Start zur Internationalen Raumstation ISS zeigte die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos in einer Live-Übertragung. Gut drei Stunden später um 19.11 Uhr MESZ dockte das Raumschiff nach russischen Angaben an dem Außenposten der Menschheit in 400 Kilometer Höhe an. Dafür sei die Crew auf Handsteuerung übergegangen.

Bei der Nasa war von einem «guten Start in den Sonnenuntergang» die Rede. Ortszeit in Baikonur, wo auch eine US-Delegation die Mission verfolgte, war 18.55 Uhr. «Der Crew geht es gut», sagte ein Nasa-Kommentator. Es ist der erste gemeinsame Flug seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. Februar. Alle Stufen der Trägerrakete zündeten reibungslos, hieß es. Die Solarsegel an der Sojus-Kapsel hätten sich für den Weiterflug zur ISS «perfekt» entfaltet. Später bestätigte die Nasa die sichere Ankunft.

Alle Stufen der Trägerrakete zündeten reibungslos, hieß es. Die Solarsegel an der Sojus-Kapsel hätten sich für den Weiterflug zur ISS «perfekt» entfaltet. Der Flug bis zum Außenposten der Menschheit in 400 Kilometern Höhe sollte rund drei Stunden dauern.

120 Kilogramm Nachschubmaterial

An Bord hat die Crew auch 120 Kilogramm Nachschubmaterial für die ISS, darunter Hygiene- und medizinische Artikel, wissenschaftliche Apparate und persönliche Gegenstände der Kosmonauten. Der 46-jährige Rubio sagte in Baikonur vor dem Start, er freue sich auf den Blick von dort oben auf die Erde. Gespannt sei er auf die «Dunkelheit und darauf, wie die Sterne von dort aus aussehen».

Rubio hatte schon zuvor gesagt, dass die Raumfahrt eine Möglichkeit sei, auch in Zeiten politischer Spannungen gemeinsam etwas zu leisten. Die Crew sprach vorab nicht über den Krieg, sondern vor allem über Persönliches und den Alltag von Raumfahrern. Alle machten dabei deutlich, dass sie in dem halben Jahr auf der ISS vor allem ihre Familien vermissen würden.

Das Schwerste werde für ihn persönlich die lange Trennung von seiner Frau und seinen vier Kindern sein, sagte der in Los Angeles geborene Astronaut Rubio, der seit 2017 bei der Nasa ist und nun zum ersten Mal ins All fliegt. Ein paar Familienfotos werde er mit zur ISS nehmen. «Es ist eine Ehre für mich, in die Fußstapfen früherer Raumfahrer zu treten», sagte er vor dem Start.

Beziehung zwischen Moskau zusätzlich belastet

Russlands Krieg gegen die Ukraine belastet die ohnehin schwierigen Beziehungen zwischen Moskau und Washington zusätzlich. Russland beklagt, dass die von den USA und der EU erlassenen Sanktionen im Zuge des Kriegs die Arbeit in der Raumfahrt erschweren, darunter die Produktion der auch militärisch nutzbaren Raketen. Zeitweilig stand die Zusammenarbeit auch ganz auf der Kippe.

Die beiden Kosmonauten Prokopjew und Petelin reisten mit Rubio nun in einer Sojus-Raumkapsel vom Typ MS-22 zum Außenposten der Menschheit. Im Oktober soll die russische Kosmonautin Anna Kikina an Bord einer «Crew Dragon»-Kapsel von Elon Musks Firma SpaceX von den USA aus zur ISS fliegen. Die Flüge sollen Hoffnung geben, dass die Zusammenarbeit auf der ISS noch über Jahre fortgesetzt wird. Russland hatte zuletzt einen Ausstieg aus dem Projekt nach 2024 angekündigt, aber kein Datum genannt. Abhängig vom technischen Zustand der Station werde Russland wahrscheinlich bis 2028 an der ISS mitarbeiten, sagte Roskosmos-Chef Juri Borissow.

Zur 68. ISS-Mission sagte Kosmonaut Prokopjew vor dem Start: «Das Programm ist ziemlich voll - neben dem schnellen Andocken sind fünf Ausstiege ins Weltall geplant.» Zudem seien 48 Experimente vorgesehen, darunter die Arbeit mit einem 3D-Drucker in der Schwerelosigkeit. Geplant ist demnach das Ausdrucken von verschiedenen Figuren aus unterschiedlichen Materialien. Womöglich könnte das in Zukunft zu einer neuen Generation an 3D-Druckern führen.

«Ich schlafe besser als auf der Erde»

Während Petelin und Rubio zum ersten Mal fliegen, ist es für Prokopjew bereits der zweite Flug ins Weltall. Er sagte: «Wir spielen alle Fußball. Wir werden im All sicher einen Ball finden.» Er habe selbst schon Tennis und Badminton in der Schwerelosigkeit gespielt. Ansonsten sei der Tagesablauf wie auf der Erde auch: Tagsüber arbeiten, Nachtruhe sei von 23.00 Uhr bis 6.00 Uhr. «Ich schlafe besser als auf der Erde», sagte der 47-Jährige.

Allein sein werden die drei Raumfahrer nicht auf der ISS: An Bord sind bereits der Kommandant der 67. Expedition, Oleg Artemjew, die Kosmonauten Denis Matwejew und Sergej Korssakow sowie die Nasa-Astronauten Bob Hines, Kjell Lindgren, Jessica Watkins und die Italienerin Samantha Cristoforetti von der europäischen Raumfahrtbehörde Esa.


Bildnachweis: © Dmitri Lovetsky/POOL AP/dpa
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