20. März 2022 / Aus aller Welt

Vier Quadratmeter Hoffnung für Insekten

Der Frühling naht, schon knattern die Rasenmäher wieder durch die Gärten. Für Insekten und andere Tiere ist kurzgeschorenes Grün schlimm. Eine Mini-Oase mit Wildblumen kann da sehr viel bringen.

von dpa

Schon vier Quadratmeter Wildblumenwiese in einem Garten können eine wertvolle Oase für Insekten sein.

Wesentlich mehr Bestäuber seien dann zu finden, zeigt ein zweijähriger Versuch englischer Forschender gemeinsam mit Bürgerwissenschaftlern. Demnach gibt es zum Beispiel mehr wilde Bienen und Hummeln sowie Wespen in Gärten mit einer solchen Mini-Blumenwiese.

«97 Prozent der Wildblumenwiesen im Flachland gingen in England und Wales zwischen 1930 und 1984 verloren», erklärt die Gruppe um Janine Griffiths Lee von der University of Sussex in Brighton in der Fachzeitschrift «Journal of Insect Conservation». Könnten schon kleine Flecken mit solchen Wiesen helfen, den Lebensraum für nützliche Insekten zu verbessern und die biologische Vielfalt zu erhöhen? Um das zu klären, rief das Team über eine Amateurforschereinrichtung und über soziale Medien Bürger mit einem mindestens 20 Quadratmeter großen Garten zum Mitmachen auf.

150 Bürgerwissenschaftler wurden in drei Gruppen eingeteilt: Eine erhielt eine Wildblumen-Samenmischung, wie sie in Gartencentern zu kaufen ist; eine bekam eine Samenmischung, die nach wissenschaftlicher Literatur über die Vorlieben nützlicher Insekten zusammengestellt war; für die dritte Gruppe gab es keinen Samen, sie diente als Kontrollgruppe.

Alle Teilnehmer erhielten farbige Schalen, die mit Wasser und etwas Spülmittel gefüllt werden sollten - damit wurden Insekten gefangen. Im zweiten Jahr kamen noch Klebfallen hinzu. Diese wurden von Mai bis August jeweils in der ersten Woche des Monats für zwei aufeinanderfolgende trockene Tage aufgestellt.

Insgesamt 34.438 gefangene Insekten wurden von Fachleuten bestimmt, bevor alle erhobenen Daten mit statistischen Methoden ausgewertet wurden. Schon im ersten Jahr zogen die Gärten mit Mini-Wildblumenwiesen demnach 109 Prozent mehr Hummeln, 24 Prozent mehr einzeln lebende Bienen und 126 Prozent mehr einzeln lebende Wespen als die Kontrollgärten an. Im zweiten Jahr waren es dann 111 Prozent mehr Hummeln, 87 Prozent mehr einzeln lebende Bienen und 85 Prozent mehr einzeln lebende Wespen.

Dabei zog die erste Mischung mehr Bienen und Hummeln, die zweite Mischung mehr Wespen an - darunter auch parasitäre Wespen, die sich im Nachwuchs von Schadinsekten einnisten und sie töten. Kornblumen, Magerwiesen-Margeriten, Schwarze Flockenblumen, Möhren, Horn- und Wiesenklee sowie Rote Lichtnelken waren in beiden Mischungen vertreten. Insgesamt aber sorgte die erste, gekaufte Mischung im zweiten Jahr für eine deutlich höhere biologische Vielfalt unter den Insekten als die zweite Mischung.

«Dieses Projekt zeigt, dass Miniwiesen Bestäubern wirklich helfen können, indem sie sowohl die Insektenanzahl als auch die Vielfalt im Garten erhöhen», erklärt Griffiths Lee. Selbst kleine Blumenbeete, ob in Gärten, Kleingärten oder an Straßenrändern, könnten Insekten und Bestäubern messbare Vorteile bringen, so Ko-Autorin Beth Nicholls. Die Forschergruppe hofft, dass die Ergebnisse mehr Gartenbesitzer dazu bringen, kleine Wildblumenwiesen anzulegen - und seien sie auch nur vier Quadratmeter groß.


Bildnachweis: © Frank Rumpenhorst/dpa
Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Teile diesen Artikel

Meistgelesene Artikel

Stadt Verl

Auch im Alter möglichst lange und selbständig in der vertrauten Umgebung zu leben: Das wünschen sich wohl die meisten...

weiterlesen...
Stadt Verl

Wer gerne liest und sich mit anderen über gelesene oder neue Bücher austauschen möchte, ist herzlich zum...

weiterlesen...
Stadt Verl

Wann, wo und wie lange? Hier finden Sie Informationen über aktuelle Verkehrsbaustellen im Stadtgebiet. So können Sie...

weiterlesen...

Neueste Artikel

Stadt Verl

Für die Europawahl am Sonntag, 9. Juni, werden in diesen Tagen die Wahlbenachrichtigungen zugestellt. Direkt nach dem...

weiterlesen...
Stadt Verl

Im Verler Seniorenkino zeigt die Ambulante Hospizgruppe Verl am Montag, 13. Mai, den Film “Alles ist gutgegangen“....

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Aus aller Welt

Insgesamt neun Menschen sind am Sonntag verletzt worden, weil eine Hüpfburg von einer Windböe erfasst und teils in die Elbe geweht wurde. Nun ermittelt die Polizei gegen den Betreiber.

weiterlesen...
Aus aller Welt

Die vielen Wachleute kosten die Berliner Bäderbetriebe so viel Geld wie manche Beckensanierung. Um Tumulte zu vermeiden, sind sie aber nötig. Außerdem setzen die Bäder nun voll auf Digitalisierung.

weiterlesen...