In New York startet am Montag der mit Spannung erwartete Prozess gegen den Rapper Sean «Diddy» Combs wegen Vorwürfen von Sexualstraftaten. Was man vor Prozessbeginn wissen muss: Geboren 1969 im New Yorker Stadtteil Harlem, wuchs Combs in ärmlichen Verhältnissen mit einer alleinerziehenden Mutter auf, nachdem sein Vater kurz nach seiner Geburt ermordet worden war. Er brach das College ab, um in der Musik-Industrie zu arbeiten, gründete 1993 das Label Bad Boy Records und schaffte dann mit seinem Debütalbum «No Way Out» 1997 den weltweiten Durchbruch als Rapper. In den vergangenen Jahrzehnten gehörte der 55-Jährige, der im Lauf seiner Karriere unter anderem die Pseudonyme «Puff Daddy» und «(P.) Diddy» verwendet hat, mit Hits wie «I'll Be Missing You» und «Bad Boy For Life» zu den erfolgreichsten Rappern der Welt. Auch unter anderem mit der Modemarke Sean John war der Unternehmer erfolgreich. Privat war Combs dreimal verheiratet und hat sieben Kinder. Um die Jahrtausendwende machte eine Beziehung zu Sängerin Jennifer Lopez Schlagzeilen. Noch vor rund zwei Jahren war Combs gefeierter Superstar. So wurde er etwa im September 2023 bei den MTV Video Music Awards als «Global Icon» ausgezeichnet. Doch wenige Wochen später reichte seine Ex-Freundin Cassie Ventura eine Zivilklage wegen Vergewaltigung, Missbrauch und Körperverletzung ein. Die beiden einigten sich auf einen Vergleich, doch wenige Monate später tauchte ein Video mit schockierenden Gewaltszenen von Combs gegenüber Ventura auf einem Hotelflur auf. Combs entschuldigte sich. Dann aber brachen plötzlich von zahlreichen Seiten ähnliche Vorwürfe über ihn herein - so viele, dass er im September vergangenen Jahres schließlich in einem New Yorker Luxushotel festgenommen und von der Staatsanwaltschaft angeklagt wurde. Die New Yorker Staatsanwaltschaft hat den Rapper unter anderem wegen Sexhandel und organisierter Kriminalität angeklagt. Über Jahre hinweg soll Combs Frauen missbraucht, bedroht und genötigt haben, seine sexuellen Wünsche zu erfüllen. Er habe ein «kriminelles Unternehmen» mit Helfern geführt. Zudem gibt es zahlreiche Zivilklagen gegen den Musiker. Unter anderem vertritt eine Anwaltskanzlei im texanischen Houston eigenen Angaben zufolge rund 120 Menschen mit Vorwürfen gegen Combs. Der Rapper hat all diese Vorwürfe stets zurückgewiesen. Seine Prachtvillen unter anderem in Kalifornien und Florida musste der Rapper gegen eine Zelle in dem berüchtigten Metropolitan Detention Center in Brooklyn eintauschen. Dort wird er unter der Häftlingsnummer 37452-054 geführt. Der Gefängnisbereich «4 North», dem Combs zugeteilt ist, gleicht einer Art streng bewachtem Wohnheim. Es gibt laut «New York Times» Yoga-Matten, Tischtennisplatten, Fernsehen und Basketball-Körbe. Internet-Zugang gibt es keinen, aber via Telefon kann der Rapper beispielsweise mit seinen Kindern sprechen und hat auch mit Musik-Kollege Kanye West telefoniert. Mit-Insasse war lange der wegen Betrugs verurteilte Krypto-Unternehmer Sam Bankman-Fried. Auch der wegen Mordes an einem Krankenkassen-Manager verurteilte Luigi M., der sich mit Combs einen Anwalt teilt, sitzt derzeit im Metropolitan Detention Center. Es wird erwartet, dass Combs persönlich zum Prozessauftakt vor Richter Arun Subramanian erscheint. Gestartet wird mit der Auswahl der Jury, die sich über mehrere Tage hinziehen kann. In diesem Fall sahen Staatsanwaltschaft und Verteidigung die Suche angesichts des prominenten Angeklagten sogar als so schwierig an, dass sie vorab schon Fragebögen an potenzielle Jury-Kandidaten verteilten. Der Prozess könnte dann mehrere Wochen oder sogar Monate dauern. Das Verfahren weckt Erinnerungen an ähnliche Prozesse wegen Sexualstraftaten gegen Ex-Superstars in den vergangenen Jahren - unter anderem gegen R. Kelly, Bill Cosby oder Harvey Weinstein. Combs hat bislang alle Vorwürfe zurückgewiesen und auf nicht schuldig plädiert. Bei Verurteilung droht ihm eine lebenslange Haftstrafe. Seine Anwälte haben im Vorfeld verschiedene Verteidigungsstrategien angedeutet. Unter anderem haben sie erfolglos versucht, das Video mit den schockierenden Gewaltszenen gegen Ex-Freundin Ventura, die auch selbst aussagen will, aus der Beweismasse herauszunehmen. Außerdem haben sie versucht darzulegen, dass Combs einen «Swinger-Lifestyle» gelebt habe und möglicherweise unter anderem durch Drogen nicht komplett zurechnungsfähig gewesen sein könnte. Zu Erfolgszeiten zeigte sich Combs immer gerne umgeben von anderen Prominenten wie etwa Usher, Justin Bieber, Leonardo DiCaprio, Paris Hilton und Kim Kardashian. Inzwischen haben sich viele von ihm distanziert. Der Rapper 50 Cent, mit bürgerlichem Namen Curtis Jackson, übte sogar scharfe Kritik an Combs und nannte die Vorwürfe «verstörend». Viele der früheren Wegbegleiter werden am Montag ebenfalls in New York sein - zur «Met Gala», einer oft als Party des Jahres bezeichneten Benefizveranstaltung des Metropolitan Museums, bei der Combs bis vor wenigen Jahren auch noch ein häufiger und gerngesehener Gast war. Ausdrückliche Unterstützung bekommt Combs jedoch von seiner Mutter und seinen Kindern, die sich immer wieder öffentlich für ihn einsetzen und auch beim Prozess unter den Zuschauern erwartet werden.Wer ist Sean Combs?
Wie kam es zu seinem tiefen Fall?
Was wird Combs genau vorgeworfen?
Wie sieht das Leben von Combs seit der Festnahme aus?
Wie wird der Prozess ablaufen?
Wie sieht die Verteidigungsstrategie von Combs aus?
Wer hält noch zu Combs - und wer nicht?
Bildnachweis: © Elizabeth Williams/AP/dpa
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Vom Musik-Thron zur Anklagebank: Prozess gegen Rapper Combs
Missbrauch, Drohungen, Sex-Partys: Rapper Sean «Diddy» Combs ist schweren Anschuldigungen ausgesetzt. Seit September sitzt der Ex-Superstar in Untersuchungshaft - jetzt geht der Prozess los.
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