4. November 2022 / Aus aller Welt

Polizei sucht nach Opfern von mutmaßlichem Serientäter

Eine junge Frau wird über mehrere Tage festgehalten und vergewaltigt, in dem Haus finden Polizisten zwei Frauen. Ermittler vermuten einen Serientäter. Die Polizei sucht nun nach weiteren Opfern.

Ein mutmaßlicher Serientäter soll im baden-württembergischen Walldürn eine junge Frau mehrere Tage lang festgehalten und vergewaltigt haben.
von Sebastian Schlenker, dpa

Die Rollläden sind heruntergelassen, nichts deutet mehr darauf hin, dass sich in dem Haus am Ortsrand von Walldürn im Norden Baden-Württembergs Grausames zugetragen haben soll.

Ein 37-Jähriger steht laut der Staatsanwaltschaft Mosbach im Verdacht, eine junge Frau über Tage bei sich festgehalten und vergewaltigt zu haben. Der 23-jährige Bruder des Mannes gilt den Ermittlern als Helfer. Mindestens zwei weitere Frauen sollen ebenfalls zum Opfer geworden sein, wie eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Heilbronn am Freitag sagte. Die Ermittler prüfen zudem, inwiefern es noch weitere Betroffene des mutmaßlichen Serientäters gibt.

Der 37-Jährige soll die 26 Jahre alte Frau vom 15. Oktober bis in die Nacht auf den 19. Oktober gegen ihren Willen festgehalten und sich an ihr vergangen haben. Dem Opfer gelang es nach Angaben der Ermittler schließlich, mit einem Telefon von dem Anwesen aus eine Bekannte anzurufen, die über den Notruf die Polizei alarmierte. Der Bekannten soll die junge Frau geschildert haben, sie werde gegen ihren Willen festgehalten und fürchte um ihr Leben. Zu den Verletzungen und dem Zustand der Frau machten die Ermittler zunächst keine Angaben.

Walldürns Bürgermeister Markus Günther (CDU) zeigte sich am Freitag «entsetzt». Das Anwesen, in dem die Tat geschehen sei, stehe im Moment leer, sagte Günther. Näheres dazu wisse er aber nicht.

Polizisten finden zwei weitere Frauen im Haus

Als Polizisten das Haus am 19. Oktober durchsuchten, stießen sie laut dem Sprecher der Staatsanwaltschaft auf zwei weitere Frauen. Wie lange diese schon dort waren, vermochte er zunächst nicht zu sagen. Zuvor hatten die Zeitungen der Funke Mediengruppe darüber berichtet.

Mindestens einer der beiden deutschen Verdächtigen soll in dem Haus in Walldürn (Neckar-Odenwald-Kreis) gelebt haben. Die beiden haben sich den Angaben der Staatsanwaltschaft zufolge teilweise zur Sache geäußert.

Einen Fall wie diesen hält der Kriminologe Christian Pfeiffer für «höchst selten» in Deutschland. Dass Menschen andere über längere Zeit festhielten und auch wiederholt zum Täter würden, sei sehr ungewöhnlich. Für die Aufklärung des Falls sei es von Interesse, das Rollenverhältnis der Brüder zu ergründen, sagte Pfeiffer. Zudem stelle sich die Frage, warum weitere Betroffene nicht die Polizei gerufen hatten. Das lege nahe, dass die Täter ihren Opfern gewaltige Angst eingeflößt hätten, sagte Pfeiffer.

Besonders schwere Vergewaltigung und gefährliche Körperverletzung

Dem 37-jährigen Mann wird Geiselnahme in Tateinheit mit besonders schwerer Vergewaltigung und gefährlicher Körperverletzung vorgeworfen. Er ist mit einem Unterbringungshaftbefehl in eine psychiatrische Klinik gebracht worden. Dies deutet darauf hin, dass der Mann womöglich psychisch krank ist oder zur Tatzeit vermindert schuldfähig war. Nähere Angaben machten die Ermittler dazu zunächst nicht. Der Bruder des Mannes soll bei den mutmaßlichen Taten Hilfe geleistet haben. Er wurde wegen des Verdachts auf Beihilfe verhaftet und in eine Justizvollzugsanstalt gebracht.

In der Öffentlichkeit sorgen Fälle, bei denen Sexualtäter junge Frauen und Mädchen in ihre Gewalt bringen, immer wieder für Entsetzen. In Rostock etwa wurde 2017 ein Mann, der eine Frau brutal geschlagen und mehrere Tage in seiner Wohnung eingesperrt hatte, zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Erst Ende Oktober verurteilte das Landgericht Stuttgart einen 36-Jährigen zu neun Jahren Haft und ordnete die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt an. Der Mann hatte weitgehend gestanden, eine Frau für fast 24 Stunden in seine Gartenhütte verschleppt und mehrfach vergewaltigt zu haben.


Bildnachweis: © Heiko Becker/dpa
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