5. Oktober 2021 / Aus aller Welt

Wie die Nobelpreisträger beim Verstehen des Klimas helfen

Nobelpreisträger sollen der Menschheit mit ihrer Arbeit den größten Nutzen erbringen, heißt es im Testament von Alfred Nobel. Die diesjährigen Preisträger in Physik haben genau das getan - unter anderem, indem sie verlässlich die Erderwärmung vorhersagten.

von Interview: Steffen Trumpf, dpa

Kaum ein Thema bestimmt die Welt in dieser Zeit stärker als die Klimakrise. Die diesjährigen Physik-Nobelpreisträger haben geholfen, zu verstehen, wie sich das Klima verändert und was der Mensch damit zu tun hat.

Kurz vor der wichtigen Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow erklärt David Haviland vom zuständigen Nobelkomitee in Stockholm im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur, welche Botschaft von diesem Nobelpreis ausgeht.

Frage: Wegen der sich zuspitzenden Klimakrise ist die Klimaforschung heute in der Öffentlichkeit sichtbarer denn je. Warum zeichnet das Nobelkomitee zu diesem Zeitpunkt drei Klimamodellierer aus?

Antwort: Wir sind daran interessiert, dass die Physik für den größten Nutzen für die Menschheit gebraucht wird. Was in der Klimaforschung, mit CO2 und der Erwärmung der Erde passiert, das ist etwas, worüber die Menschheit wirklich Bescheid wissen und dem Beachtung schenken muss. Wenn wir auf die Geschichte und Entwicklung der Klimaforschung blicken, dann hat sie an Bedeutung zugenommen und ist in den politischen Bereich der Entscheidungsfindung gekommen, wo schwierige und große Entscheidungen getroffen werden. Wir haben versucht zu schauen, was die wichtige Physik in dieser Entwicklung gewesen ist.

Wir sind bis in die 1960er Jahre zurückgegangen, als Syukuro Manabe ein eindimensionales Modell erstellt hat. Er konnte dann eine Erwärmung der Oberflächentemperatur und Abkühlung der oberen Atmosphäre vorhersagen, wenn der CO2-Gehalt ansteigt. Seine Vorhersage ist tatsächlich selbst heute noch ziemlich genau.

Frage: Manabe bekommt die eine Hälfte des Preises gemeinsam mit dem deutschen Klimaforscher Klaus Hasselmann verliehen, warum?.

Antwort: Diese Physik auf die Erde anzuwenden und zu sagen, was mit dem globalen Klima passiert, das ist ein sehr kompliziertes Problem. Wir haben da viele interagierende Teile: den Ozean, die Vegetation der Erde, die Wolken, den sogenannten hydrologischen Kreislauf. Dieses komplexe System ist von Klaus Hasselmann analysiert worden, der die radikalen Methoden erstellte, um Klimamodelle des Typs von Manabe mit den tatsächlichen Daten zu vergleichen. Die Art von Programm, die er entwickelte, war sehr wichtig für uns, um solide Vorhersagen darüber zu treffen, was mit dem Klima in Zukunft passieren wird - und zu sagen: Ja, diese Erwärmung, die wir erleben, ist keine natürliche Schwankung. Es liegt vielmehr an der Tatsache, dass wir durch menschliche Aktivität CO2 in die Atmosphäre bringen.

Frage: Ist solch ein Preis kurz vor der Weltklimakonferenz in Glasgow mit einer Botschaft verbunden?

Antwort: Ich denke, das Nobelkomitee und die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften wollen klarmachen, dass wir an die Physik und die Wissenschaft glauben und dass wir genügend (über das Klima) wissen. Wir haben genügend Beobachtungen, wir haben solide Methoden, um Beobachtungen zu vergleichen, wir haben gute Modelle. Und wir können verlässliche Vorhersagen über die Zukunft des Klimas treffen.

ZUR PERSON: David Haviland ist Mitglied im Physik-Nobelkomitee der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften (KVA). Er ist Professor für Angewandte Physik an der Königlich-Technischen Hochschule (KTH) in Stockholm.


Bildnachweis: © Steffen Trumpf/dpa
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