24. August 2022 / Aus aller Welt

Wieder deutlich mehr Tote und Verletzte bei Verkehrsunfällen

Auf den Straßen ist mehr los - und nun kracht es auch wieder häufiger. Die neuesten Unfallzahlen liegen aber noch deutlich unter dem Stand der Vor-Corona-Zeit. Ein Experte nennt einen möglichen Grund.

Ein Polizeifahrzeug steht mit Blaulicht auf einer Straße. Die Zahl der Unfälle ist wieder gestiegen.
von Isabell Scheuplein, dpa

Nach dem Corona-Tief bei den Verkehrsunfällen steigen die Zahlen wieder an. Im ersten Halbjahr 2022 wurden in Deutschland 1238 Menschen bei Unfällen auf den Straßen getötet, das waren zwölf Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch unter Berufung auf vorläufige Ergebnisse zmitteilte, wurden zudem deutlich mehr Menschen verletzt, die Zahl stieg um ein Fünftel auf knapp 163.800.

2021 waren wegen Lockdowns, Home-Office und Home-Schooling so wenige Verkehrstote gezählt worden wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen. Inzwischen sind Verkehr und Mobilität wieder gestiegen, die Unfallzahlen sind aber noch geringer als vor der Pandemie: Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 wurden in den ersten sechs Monaten 2022 laut Bundesamt 16 Prozent weniger Menschen getötet und 10 Prozent weniger Menschen verletzt.

Weniger Straßenverkehr

Dass die Zahlen noch so deutlich unter denen des Jahres 2019 liegen, lasse sich nur damit erklären, dass nach wie vor weniger auf den Straßen los sei, sagte der Leiter Unfallforschung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft, Siegfried Brockmann. Vor der Pandemie gingen die Unfallzahlen zwar von Jahr zu Jahr zurück, doch dies lag im einstelligen Prozentbereich. Brockmann verwies als mögliche Ursachen für weniger Verkehr in den vergangenen Monaten auf den teuren Sprit und das 9-Euro-Ticket.

Corona habe niemanden zu einem besseren und rücksichtsvolleren Fahrer gemacht, sagte Brockmann. Auch sei von Seiten der Politik in Sachen Verkehrssicherheit kein entscheidender Vorstoß gekommen. Der geänderte Bußgeldkatalog mit härteren Strafen etwa für Raser habe keine große Auswirkungen auf das Geschwindigkeitsniveau, wie erste Forschungsergebnisse nahelegten.

Daher blieben die Forderungen nach mehr Sicherheit beispielsweise für Radfahrerinnen und Radfahrer aktuell. Dies gelte insbesondere angesichts der steigenden Nutzung von Pedelecs und E-Bikes auch unter Jüngeren. «Die Aufteilung des Verkehrsraums muss geändert werden», sagte Brockmann. Anspruch und Wirklichkeit klafften hier in vielen Kommunen noch weit auseinander. Der Ausbau der Rad-Infrastruktur gehe viel zu langsam voran.

Was der TÜV-Verband fordert

Der TÜV-Verband forderte zudem mehr Unfallprävention. Menschliches Versagen und Fehlverhalten seien Hauptursachen für Verkehrsunfälle. Um Alkohol- und Drogenfahrten zu verhindern, müsse die Grenze, ab der eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) nötig wird, von derzeit in der Regel 1,6 auf 1,1 Promille Blutalkoholwert gesenkt werden. Fahrerinnen und Fahrer mit mehr als fünf Punkten in der Verkehrssünderkartei müssten zur Teilnahme an Fahreignungsseminaren verpflichtet werden.

Insgesamt nahm die Polizei im ersten Halbjahr 2022 rund 1,15 Millionen Unfälle auf und damit neun Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Bei rund 131.500 Unfällen wurden Menschen getötet oder verletzt (plus 19 Prozent), bei knapp 1,02 Millionen Unfällen blieb es bei Sachschaden (plus acht Prozent).

Im Bundesschnitt wurden im ersten Halbjahr des laufenden Jahres 15 Menschen je eine Million Einwohnerinnen und Einwohner bei Verkehrsunfällen getötet. Am höchsten war diese Zahl in Sachsen-Anhalt mit 35 Verkehrstoten je eine Million Einwohnern, gefolgt von Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern mit je 22 Verkehrstoten je eine Million Einwohnern. Deutlich unter dem Bundesdurchschnitt lag der Wert dagegen in den Stadtstaaten Berlin (2), Bremen (6) und Hamburg (7), wie das Bundesamt mitteilte. Im Saarland gab es zehn, in Nordrhein-Westfalen und Sachsen je zwölf Verkehrstote je eine Million Einwohner.


Bildnachweis: © Patrick Seeger/dpa
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