3. September 2021 / Aus aller Welt

Woelkis Justiziarin nahm Bürostuhl nach Hause - Kündigung

Der Kölner Kardinal Woelki kommt einfach nicht aus den Schlagzeilen heraus. Diesmal geht es nicht um zurückgehaltene Gutachten oder hohe Kirchenaustrittszahlen. Es geht um einen Bürostuhl.

Kardinal Rainer Maria Woelki. Der umstrittene Erzbischof von Köln ist mal wieder in den Schlagzeilen.
von Christoph Driessen, dpa

Die Justiziarin des Kölner Erzbischofs Rainer Maria Woelki hat die fristlose Kündigung bekommen, weil sie zu Beginn der Corona-Pandemie ihren Bürostuhl mit nach Hause genommen hat.

Es sei «der absurdeste Kündigungsgrund», den er in seiner Laufbahn je gehört habe, sagte ihr Anwalt Stephan Vielmeier am Freitag in einer Verhandlung vor dem Arbeitsgericht Köln. Wie er erläuterte, handelt es sich um einen speziellen, rückenschonenden Bürostuhl, den die Justiziarin mit ins Home Office genommen habe. Spöttisch räumte Vielmeier ein: «Ja, sie hat vorher nicht den Kardinal Woelki persönlich gefragt.»

Die Spitze des größten deutschen Bistums zeigte sich wenig vergebungsgesinnt. Der Anwalt des Erzbistums, Wolfgang Glöckner, betonte in der Verhandlung: «Es ist ein Gegenstand von durchaus erheblichem Wert, der hier mitgenommen worden ist.» Das könne man nicht machen, schon mal gar nicht «klammheimlich». Die Aktion sei «illegal» gewesen. «Es gibt keinen einzigen Bürostuhl, der in Corona-Zeiten mit nach Hause genommen werden durfte», stellte Glöckner klar. Für die Justiziarin gebe es da keine Ausnahme. Zudem habe sie sich kurz danach krank gemeldet. «Sie hat den Stuhl nicht fürs Home Office verwendet.»

Hat der Streit tiefere Ursachen?

Nach Angaben ihres Anwalts leidet die Justiziarin an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Sie habe jahrelang die Akten zu den Fällen von sexuellem Kindesmissbrauch durch Priester des Erzbistums durcharbeiten müssen. Die Details seien schockierend und extrem belastend gewesen. Vielmeier sprach von einer «Kampagne» des Erzbistums gegen seine Mandantin.

Die Juristin klagt gegen die Kündigung und verlangt zusätzlich mindestens 50.000 Euro Schmerzensgeld. «Auch das Erzbistum Köln steht nicht über dem Gesetz», sagte ihr Anwalt. Der Gütetermin am Freitag brachte jedoch keine Annäherung zwischen den Parteien. Nun will das Gericht möglicherweise am 18. Januar kommenden Jahres in der Sache entscheiden.

Beobachter gehen davon aus, dass der Streit tiefere Ursachen hat als einen mitgenommenen Bürostuhl. Die Justiziarin ist nicht die einzige leitende Mitarbeiterin, von der sich Woelki in letzter Zeit getrennt hat. Das Erzbistum steckt in einer Krise, seit sich der Kardinal im vergangenen Jahr entschieden hatte, ein von ihm selbst in Auftrag gegebenes Gutachten zum Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Missbrauchsvorwürfen nicht zu veröffentlichen. Er führte dafür rechtliche Gründe an. Stattdessen gab er ein neues Gutachten in Auftrag. Diese Entscheidung führte zu einer Welle von Kirchenaustritten - und auch zu teils großer Verbitterung innerhalb der Bistumsverwaltung.

Im Juni hatten zwei Bevollmächtigte des Papstes die Situation in Köln untersucht und Franziskus anschließend einen Bericht vorgelegt. Seitdem warten alle gespannt auf ein Wort des Papstes. Aber bisher Fehlanzeige. Auch an diesem Freitag kam um zwölf Uhr mittags - wenn der Vatikan solche Entscheidungen für gewöhnlich mitteilt - keine Nachricht aus Rom. So besteht die ungeklärte Situation weiter. Und das ist für alle Beteiligten, egal auf welcher Seite sie stehen, frustrierend. 


Bildnachweis: © Oliver Berg/dpa
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