Auch in der andauernden Corona-Pandemie wollen sich die Deutschen ihren Optimismus bewahren. So interpretiert der Hamburger Zukunftsforscher Horst Opaschowski (80) die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage, wonach 53 Prozent der Befragten dem kommenden Jahr mit großer Zuversicht entgegensehen. Vor einem Jahr hatten sich 56 Prozent mit Blick auf 2021 so geäußert. Unter den Ostdeutschen ist der Optimismus geringer verbreitet. Nur 50 Prozent erwarten bessere Zeiten, gegen 54 Prozent bei den Westdeutschen. Und nicht alle Ostdeutschen trauen ihrem eigenen Optimismus: Lediglich 43 Prozent von ihnen stimmten der Aussage zu, dass das kommende Jahr besser als das zu Ende gehende werde. Bei den Westdeutschen teilen 57 Prozent diese Ansicht. Auch hinsichtlich der neuen Bundesregierung sind die Erwartungen der Ostdeutschen deutlich geringer als die der Westdeutschen. «Ich setze große Hoffnungen auf die neue Regierung» - dieser Aussage wollten nur 39 Prozent der Menschen in den östlichen Bundesländern zustimmen. Im Westen Deutschland sehen 55 Prozent die neue Regierung unter Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hoffnungsfroh. Die Umfrage führte Opaschowski Mitte November in Kooperation mit dem Meinungsforschungsinstitut Ipsos durch. Erst Anfang Dezember hatte das Institut für Demoskopie Allensbach eine Studie vorgestellt, nach der die «Generation Mitte» ihre Zuversicht langsam wieder zurückgewonnen habe. 37 Prozent der befragten 30- bis 59-Jährigen gaben in der Umfrage im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) an, wieder mit Optimismus in die Zukunft zu schauen. Das sei zwar weit entfernt vom Niveau vor der Corona-Pandemie, aber doch deutlich mehr als im vergangenen Jahr mit 22 Prozent, hieß es. «Im Unterschied zum Merkel-Ausspruch 'Wir schaffen das' ist im Moment die Einstellung der Deutschen: 'Wir wollen das'», sagte Opaschowski. Diese Lebenshaltung verdränge den Pessimismus. Gleichwohl blickten die Menschen nicht ohne Sorgen in die Zukunft. Die Kluft zwischen Arm und Reich werde größer, befürchten 85 Prozent. 2019, vor der Corona-Pandemie, hatten sich nur 60 Prozent der Befragten so geäußert. 80 Prozent glauben, dass es immer weniger bezahlbaren Wohnraum geben werde. 2019 meinten das nur 46 Prozent. Immer wenn sich die Augen auf die Gesamtgesellschaft richteten, sähen die Menschen Probleme. Die meisten hätten diese Sorgen, wahrscheinlich ohne davon selbst betroffen zu sein, vermutete Opaschowski. Eine deutliche Mehrheit von 70 Prozent ist laut der Umfrage bereit, vorübergehend Einschränkungen hinzunehmen, wenn dadurch die Zukunft der kommenden Generation sicherer wird. Es werde ein neuer Generationenvertrag gewünscht, sagte Opaschowski zur Interpretation dieses Umfragewerts. Er bedeute: «Wir wollen mehr zusammenhalten, und wir sind auch bereit, dafür Opfer zu bringen.» Bei der Bekämpfung des Klimawandels sollte die Regierung die Bürger beim Wort nehmen. Es dürfe aber nicht nebulös etwas in den Raum geworfen werden, sondern die Regierung müsse einen konkreten Stufenplan vorlegen. Die Mittel zur Erreichung des Ziels müssten verhältnismäßig sein. So könne die Mobilität nicht auf Dauer eingeschränkt werden. Sie sei ein menschliches Grundbedürfnis und ein Grundrecht. «Die Reiselust ist die populärste Form von Glück», meinte Opaschowski.Ost-West-Unterschiede
Zuversicht in der «Generation Mitte»
Ein neuer Generationenvertrag
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Zukunftsforscher: Die Deutschen wollen Optimisten bleiben
Bald zwei Jahre Pandemie, doch mehr als die Hälfte der Deutschen bleibt laut einer Umfrage optimistisch. Statt «Wir schaffen das» sagten sich die Menschen: «Wir wollen es», analysiert Zukunftsforscher Opaschowski.
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