Andreas Wenderoth liest aus „Ein halber Held“
„Entschuldige mich bitte für meine Inhaltslosigkeit, aber ich bin nur noch ein halber Held.“ So beschreibt Horst Wenderoth seine Gedanken- und Gefühlswelt, die von einer Diagnose auf den Kopf gestellt wurde: vaskuläre Demenz. Es ist ein Satz, der Sohn Andreas erschüttert – und zum Titel des Buches wird, in dem der Journalist das Leben seines demenzkranken Vaters dokumentiert. Am Freitag, 10. März, um 19.30 Uhr liest Andreas Wenderoth in der Bibliothek Verl aus „Ein halber Held“.
Sein Leben lang war Horst Wenderoth ein Mann des Wortes. Wie sein Sohn heute hat er einst als Journalist gearbeitet, war 27 Jahre lang Rundfunkmoderator beim Berliner Sender Rias. Seit drei Jahren aber wenden sich die Wörter von ihm ab und gegen ihn, sagen nicht mehr, was er denkt. Horst Wenderoth leidet an vaskulärer Demenz, nach Alzheimer die zweithäufigste Form der Demenz. Im Gegensatz zu Alzheimer beginnt sie meist eher abrupt. So auch bei Horst Wendroth: An einem Abend im November 2013 erkennt er die Straße, das Haus, wo er immer wohnte, plötzlich nicht mehr. Seitdem schreitet die Krankheit kontinuierlich voran.
Für sein Buchprojekt besuchte Andreas Wenderoth seinen Vater zwei- bis dreimal pro Woche, stellte ein Mikrofon auf und zeichnete die Gespräche auf. Entstanden ist eine berührende, zuweilen aber auch absurd komische Liebeserklärung eines Sohnes an seinen Vater. Gleichzeitig liefert „Ein halber Held“ einen einzigartigen Einblick in das Erleben eines Demenzkranken. Auf einfühlsame Weise werden dabei auch die kreativen Seiten der Krankheit geschildert, die sich von der herkömmlichen, rein pathologischen Wahrnehmung deutlich abheben. Eine Geschichte, die zeigt, dass nach der Diagnose Demenz das letzte Wort noch lange nicht gesprochen ist und bei allem Abschiedsschmerz auch Trost bleibt.
Eintrittskarten für die Veranstaltung sind zum Preis von fünf Euro im Bürgerservice und in der Bibliothek erhältlich.
Foto: © Marko Priske