Nach dem tödlichen Messerangriff in Würzburg ist noch nicht klar, ob der Täter psychisch verwirrt handelte oder tatsächlich ein islamistisches Motiv hatte - oder ob beides zutrifft. Bei dem Angriff am späten Freitagnachmittag in der Innenstadt gab es drei Todesopfer und mehrere Verletzte. Der Verdächtige wurde durch einen Schuss der Polizei gestoppt und festgenommen. - Die Tat: Offensichtlich ohne jede Vorwarnung greift ein Mann am Freitag gegen 17.00 Uhr in einem Kaufhaus am Barbarossaplatz der bayerischen Stadt am Main Menschen mit einem langen Messer an. Auch in einer gegenüberliegenden Bank und auf der Straße attackiert er der Polizei zufolge Passanten, die er nach bisherigem Kenntnisstand wohl gar nicht kennt. Drei Frauen sterben durch die Stiche. Sechs Menschen kommen schwer verletzt in Krankenhäuser, mindestens ein weiterer wird leicht verletzt. Eine Frau befindet sich am Samstagnachmittag nach Polizeiangaben noch in Lebensgefahr. - Der mutmaßliche Täter: Der Angreifer ist den Ermittlern zufolge 24 Jahre alt und hat die somalische Staatsbürgerschaft. Er ist seit etwas mehr als sechs Jahren in Deutschland. Zuletzt lebt er in einer Obdachlosenunterkunft in Würzburg. Er befindet sich legal auf der Grundlage eines Asylverfahrens in Deutschland, sagen die Behörden. Warum genau er sein Heimatland, wo seit 30 Jahren Bürgerkrieg herrscht, verließ, ist unklar. Der Polizei war der Mann bereits vor der Attacke bekannt. Nach psychischer Auffälligkeit musste er kürzlich in psychiatrische Behandlung - zwangsweise, wie Landesinnenminister Joachim Herrmann (CSU) sagt. - Die Ermittlungen: Die Polizei ist am Freitag mit einem Großaufgebot in der Universitätsstadt präsent. Auch ein Hubschrauber wird eingesetzt. Beamte sind in der Obdachlosenunterkunft unterwegs - ob sie Beweise sichern können, verraten sie zunächst nicht. Hinweise auf einen zweiten Täter haben die Ermittler nicht. Am Samstag übernehmen Landeskriminalamt und Generalstaatsanwaltschaft München die Ermittlungen von den örtlichen Behörden. Dies ist dann der Fall, wenn eine Amoklage vorliegt. Für einen klaren Terrorangriff wäre allerdings der Generalbundesanwalt zuständig. Der trat im Fall Würzburg bisher nicht in Erscheinung. - Die Opfer: Zur Identität der Opfer gibt die Polizei auch am Samstag nicht viel preis. Klar ist: Bei den Getöteten handelt es sich allesamt um Frauen. Eine davon war Verkäuferin in einem Kaufhaus, wo sich der Mann die Tatwaffe, ein Messer, angeeignet hatte. Auch bei den Verletzten handelt es sich fast ausschließlich um Frauen, mit Ausnahme eines männlichen Jugendlichen, der nach Angaben der Staatsanwaltschaft leicht verletzt wurde. - Das Motiv: Diese wohl drängendste Frage ist auch am Tag nach der Tat noch nicht beantwortet. «Es gibt jedenfalls Indizien dafür, dass es sich um einen islamistischen Anschlag handeln könnte», sagte Innenminister Joachim Herrmann schon am Freitag. Er stützt dies auf die Aussage eines Zeugen, wonach der Verdächtige bei der Tat «Allahu Akbar» (deutsch: «Gott ist groß») gerufen habe. Ob dies aber das Hauptmotiv war, oder ob der psychische Zustand des Mannes im Vordergrund stand, bleibt zunächst weiter unklar. - Die Vorgeschichte: Der Mann ist seit seiner Einreise nach Deutschland im Mai 2015 bereits mehrfach in Erscheinung getreten. Einmal soll er ein Messer geschwungen haben - dabei sei aber niemand verletzt worden, heißt es von der Polizei. Zuletzt habe er in psychisch angeschlagenem Zustand einen Verkehrsteilnehmer belästigt. Daraufhin sei er zwangsweise in eine psychiatrische Einrichtung eingewiesen, wenig später aber wieder entlassen worden. Was wir wissen
Was wir nicht wissen
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Messerattacke in Würzburg: Was wir wissen - und was nicht
Die Messerattacke in Würzburg hat Trauer und Entsetzen ausgelöst. Vor allem das Motiv ist noch unklar.
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