10. Mai 2023 / Aktuell

Ausgrabungen belegen: Verl ist älter als gedacht

Archäologischen Ausgrabungen auf dem Baugebiet "Leinenweg-Ost"

Verl war bereits vor der ersten urkundlichen Erwähnung eines Hofes im Verler Land aus dem Jahr 1088 besiedelt. Das belegen Spuren aus dem Frühmittelalter, die Archäologinnen und Archäologen jetzt bei Ausgrabungen entdeckt haben. Die Ausgrabungen fanden im Zuge der geplanten Erschließung des Baugebietes "Leinenweg-Ost" statt. Bereits in den Jahren 1939 und 1955 waren an der ehemaligen Ziegelei, ca. 200 Meter südwestlich des Neubauareals, mittelalterliche Keramikscherben aus dem 9./10. Jahrhundert geborgen worden.

Von Ende Februar bis Anfang April legte eine archäologische Fachfirma in Zusammenarbeit mit der Unteren Denkmalbehörde der Stadt fünf Suchschnitte an, um das Baugebiet auf archäologische Substanz zu überprüfen. Dabei wurde das Grabungsteam fündig: »Östlich der ehemals durch die Ziegelei genutzten Flächen beweisen einzelne Pfostengruben und Überreste von Hochäckern, sogenannten Wölbäckern, zwei frühere Nutzungsphasen des Geländes«, beschreibt Grabungsleiter Dr. Bernhard Sicherl von der Fachfirma Archäologie am Hellweg eG die Befundlage. »Nach einer frühmittelalterlichen Nutzungsphase wurde das Areal im Mittelalter noch als Ackerland genutzt.«

Die Hofstelle zu den Befunden muss in direkter Nähe gelegen haben: »Es erscheint gut möglich, dass sie einst auf der Kuppe der leichten Erhebung südlich des Ölbachs und damit unter den jetzigen Gebäuden am Bonhoefferweg lag«, vermutet Archäologin Dr. Julia Hallenkamp-Lumpe vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). »Vielleicht können wir bei künftigen Bodeneingriffen Überreste dieser vermuteten Ansiedlung erfassen.«

Für die Verler Stadtgeschichte sind die neuen Grabungsergebnisse wichtig. »Die frühmittelalterlichen Scherbenfunde zeigen zum einen, dass Verl bereits vor der ersten urkundlichen Erwähnung eines Hofes im Verler Land aus dem Jahr 1088 besiedelt war«, erläutert Dr. Sven Spiong, Leiter der LWL-Außenstelle Bielefeld. »Zum anderen machen sie und die im Boden erhaltenen Spuren menschlicher Eingriffe deutlich, dass wir auch im Verler Stadtgebiet mit archäologischer Substanz rechnen dürfen. Baumaßnahmen müssen wir entsprechend begleiten.« Die Untere Denkmalbehörde und die Archäologinnen und Archäologen des LWL wollen daher die Zusammenarbeit auch in Zukunft weiterführen.

Die archäologischen Ausgrabungen sind nun abgeschlossen, sodass das Bauleitplanverfahren zum Bebauungsplan Nr. 78 „Leinenweg-Ost“ fortgeführt werden kann. Nach einer erneuten Öffentlichkeitsbeteiligung rechnet die Verwaltung mit der Rechtskraft des Bebauungsplans innerhalb dieses Jahres. Die Erschließung des Baugebietes wird voraussichtlich Ende des Jahres beginnen.

Bildzeile: Das Gefäß aus dem 9./10. Jahrhundert besteht aus einheimischer, grober, schwach gebrannter Keramik und hat einen sogenannten Wackelboden. Es ist damit deutlich älter als die früheste schriftliche Erwähnung von Verl.

Quelle: ©Stadt Verl
Bild: ©LWL-Archäologie für Westfalen/ J. Hallenkamp-Lumpe

Meistgelesene Artikel

Rollator-Club trifft sich am 10. und 24. Januar
Stadt Verl

Unter dem Motto „Bewegung ist die beste Medizin“ trifft sich regelmäßig an jedem 2. und 4. Freitag im Monat der...

weiterlesen...
Magdeburg: Anschlag mit Auto auf Weihnachtsmarkt
Aus aller Welt

Ein Autofahrer steuert in der Landeshauptstadt auf Menschen auf dem Weihnachtsmarkt zu. Der Mann wird festgenommen. War es ein Anschlag?

weiterlesen...
Sprechstunde des Bürgermeisters am 16. Januar
Stadt Verl

Zu seiner nächsten Bürgersprechstunde lädt Bürgermeister Robin Rieksneuwöhner am Donnerstag, 16. Januar, ein. In...

weiterlesen...

Neueste Artikel

Viele Verletzte bei Skilift-Unfall im Winterparadies
Aus aller Welt

Ein unbeschwerter Skiausflug in einer idyllischen Winterlandschaft verwandelte sich für Dutzende in Spanien binnen Sekunden in einen Alptraum. Auch Ministerpräsident Sánchez zeigte sich erschüttert.

weiterlesen...
Mehr als 70 Tote nach Explosion von Tanklaster in Nigeria
Aus aller Welt

Ein Tanklaster verunglückt im Norden Nigerias. Menschen kommen in Scharen, um auslaufenden Treibstoff abzuschöpfen. Dann fängt das Fahrzeug Flammen und explodiert.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Den Rest vom Fest korrekt entsorgen
Aktuell

Geschenkpapier, defekte Lichterketten und Co.

weiterlesen...