23. Juli 2021 / Aus aller Welt

Great Barrier Reef nicht als «bedrohtes» Welterbe eingestuft

Das Great Barrier Reef gilt als eines der größten Naturwunder der Welt. Es ist von Klimawandel und Meeresverschmutzung bedroht. Warum setzt das Welterbekomitee es nicht auf die Rote Liste?

Das Great Barrier Reef vor der Ostküste Australiens ist größer als Italien.
von dpa

Trotz der Bedrohung durch Klimawandel und schlechte Wasserqualität ist das Great Barrier Reef vor der Küste Australiens zumindest vorerst einer Einstufung als «gefährdetes» Welterbe entgangen.

Das zuständige Komitee der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation (Unesco) beschloss heute auf seiner 44. Sitzung in Fuzhou in China, erst 2023 wieder über das weltgrößte Riff zu beraten. Naturschützer zeigten sich geschockt und übten scharfe Kritik an Australien.

Australien wollte Imageschaden verhindern

Das politisch besetzte Komitee folgte gleichwohl dem Wunsch Australiens, das einen Imageschaden verhindern wollte und die Mehrheit der 21 Mitgliedsländer auf seine Seite bringen konnte. Australien soll jetzt mehr Zeit bekommen und bis Dezember 2022 einen neuen Bericht über die Erhaltung des Great Barrier Reefs vorlegen. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) hob in der Diskussion aber hervor, dass das Riff bereits heute «alle Kriterien» für einen Eintrag als «gefährdet» erfülle.

Auch das Welterbekomitee verweist in dem Beschluss auf einen Bericht Australiens von 2019, wonach sich die Aussichten von «schlecht» auf sehr schlecht» verschlimmert hätten. «Beschleunigtes Handeln auf allen möglichen Ebenen ist notwendig.» Verwiesen wurde auf die Bemühungen im Kampf gegen den Klimawandel nach dem Pariser Abkommen, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen. Auch müsse die Wasserqualität verbessert werden, um Möglichkeiten für eine Erholung des Riffs zu schaffen.

Verschlechterung sei «weitreichender» als gedacht

«Klimawandel bleibt weiter die größte Gefahr», zitierte das Komitee aus dem Bericht. Andere Bedrohungen seien die Küstenentwicklung, der Oberflächenabfluss an Land und die menschliche Nutzung. Der einzigartige universelle Wert der Naturstätte bleibe intakt, habe sich aber «verschlechtert», wurde festgestellt. Eine Expertin des Welterbezentrums (WHC) betonte in den Beratungen, die Verschlechterung sei «schneller und weitreichender» als bisher gedacht.

Das einzigartige Riff vor der Ostküste Australiens dehnt sich über mehr als 340.000 Quadratkilometer aus. Es gilt als eines der atemberaubendsten Naturwunder der Erde, steht aber vor dem Kollaps: Drei verheerende Korallenbleichen innerhalb der vergangenen fünf Jahre sowie die Industrialisierung in den Küstenregionen haben ihm schwer zugesetzt.

Um aber zu verhindern, dass es auf die Rote Liste gefährdeter Welterbestätten kommt, hatte die australische Regierung im Vorfeld der Tagung mehr als ein Dutzend Botschafter zu einem Schnorchelausflug an das Riff eingeladen. Neun der 15 Diplomaten stammten Berichten zufolge aus Ländern, die in dem Komitee ein Stimmrecht haben. Der Antrag auf Verschiebung wurde unter anderem von Mali, Äthiopien, Nigeria, Russland und dem kleinen Karibikstaat St. Kitts und Nevis eingebracht.

Greenpeace kritisiert Australien scharf

Die Umweltorganisation Greenpeace übte scharfe Kritik am Kohleland Australien: «Die australische Regierung hat es mal wieder geschafft, mit einem blauen Auge davon zu kommen – das ist schockierend» , sagte Meeresbiologin Sandra Schöttner. «Starker Klima- und Biodiversitätsschutz können nicht mehr bis 2023 warten.» Wer sich mit der Schönheit des Great Barrier Reefs rühmen und dessen Artenvielfalt schützen möchte, müsse auch seine Treibhausgasemissionen reduzieren.

Leider sei Australien eines der wenigen Länder, die sich nicht zu Netto-Null-Emissionen bis 2050 verpflichtet hätten. «Und das Great Barrier Reef zahlt schon viel zu lange den viel zu hohen Preis dafür», sagte Schöttner. «Dieses Naturwunder und seine Bewohner werden massiv von der Klimakrise bedroht, aber Australien befeuert sie einfach weiter.»


Bildnachweis: © James Cook University/AAP/JAMES COOK UNIVERSITY/dpa
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