2. Dezember 2023 / Aus aller Welt

Schnee und Eis legen Süddeutschland lahm

Das Bundesliga-Heimspiel der Bayern ist abgesagt, der Flugbetrieb fällt aus, auf den Straßen kommt es zu Glätte-Unfällen: Schnee und Eis sorgen für Chaos im südlichen Bayern und Teilen Baden-Württembergs.

Schnee und Eis haben im Süden Bayerns auf den Straßen und bei der Bahn für Chaos gesorgt - wie hier in München.
von Ute Wessels und Lisa Forster, dpa

Heftige Schneefälle haben in Süddeutschland Chaos im Verkehr, Absagen von Veranstaltungen und viele Unfälle veruracht. In Teilen Bayerns kam es zu Stromausfällen. Am Münchner und am Allgäuer Flughafen in Memmingen wurde der Flugbetrieb am Samstag vorübergehend eingestellt.

Das Bundesliga-Heimspiel des FC Bayern München gegen den 1. FC Union Berlin wurde abgesagt. Bahnstrecken rund um München waren gesperrt, zahlreiche Fahrgäste mussten in Zügen übernachten. Schnee und Glatteis führten zu Unfällen und langen Staus auf den Autobahnen. Auch in anderen Bundesländern bekamen die Menschen die Folgen zu spüren, allerdings weit weniger heftig.

«In einigen Landkreisen Südbayerns stoßen die Einsatzkräfte trotz Schneeketten und Allradantrieb an ihre Grenzen - ohne Unterstützung der Bergwacht ist teilweise kein Durchkommen mehr», teilte ein Sprecher des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) am Samstag mit. Man schließe sich dem Aufruf des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd an: «Bleiben Sie möglichst zu Hause!» Das Unfallrisiko sei immens erhöht.

BRK und Technisches Hilfswerk (THW) halfen seit der Nacht bei der Evakuierung von Zügen und betreuten Insassen liegengebliebener Fahrzeuge. Zudem wurden Schneemassen von Dächern geschaufelt und verunglückte Autos oder Lastwagen von Straßen geräumt.

Und so verlockend der Winterwald mancherorts vielleicht schien: Vom Betreten wurde dringend abgeraten. «Viele Bäume können im Moment der hohen Last des nassen Schnees in den Kronen nicht mehr standhalten und können ohne Vorwarnung umkippen oder zusammenbrechen», warnte Bayerns Forstministerin Michaela Kaniber (CSU).

Tausende Haushalte ohne Strom

Im Netzbereich von Bayernwerk waren etliche Haushalte ohne Strom, wie ein Sprecher sagte. Zu den Schwerpunkten zählte demnach der Raum um München. Bäume seien auf Leitungen gestürzt, teils seien Leitungen allein durch die Schneelast beschädigt oder gerissen. Am Samstagnachmittag hieß es, die Serviceteams seien unentwegt unterwegs, es seien aber nach wie vor viele Tausend Haushalte betroffen. Zudem kämen laufend neue Störungen dazu.

Bahnverkehr schwer beeinträchtigt

Beim Bahnverkehr in Süddeutschland kam es verbreitet zu Ausfällen und Verspätungen. Unter anderem seien Oberleitungen vereist, sagte eine Bahn-Sprecherin. Der Münchner Hauptbahnhof war am Samstag nicht anfahrbar. «Wie es die nächsten Tage aussieht, können wir noch nicht sagen», sagte eine Bahn-Sprecherin. Es wurde bis zum Montag mit schweren Beeinträchtigungen gerechnet.

Unter anderem am Ulmer Hauptbahnhof wurde ein ICE zum Übernachtungs-Zug umfunktioniert. Die Bahn teilte mit: «Alle Fahrgäste, die ihre am 2. und 3. Dezember in Süddeutschland geplante Reise aufgrund des Wintereinbruchs in Süddeutschland verschieben möchten, können ihr Ticket zu einem späteren Zeitpunkt nutzen.» Außerdem richtete die Bahn unter 08000 996633 eine Hotline ein, an die sich Betroffene wenden können, wenn sie Fragen haben.

Keine Flüge mehr

Der Flugbetrieb am Münchner Flughafen sollte wegen der Witterungsbedingungen bis Sonntag 6.00 Uhr stillgelegt bleiben. Passagiere wurden gebeten, gar nicht erst anzureisen. Vor Abflügen am Sonntag sollten sich Fluggäste bei ihrer Airline über den Status ihres Fluges informieren, empfahl ein Sprecher. Der Allgäu Airport in Memmingen stellte am Samstag ebenfalls zeitweise den Flugbetrieb ein.

Ein Sprecher der Lufthansa verwies darauf, dass sich die Sperrung des Flugverkehrs in München auf andere Flughäfen auswirke. Auch in anderen europäischen Ländern kam es zu witterungsbedingten Beeinträchtigungen im Luftverkehr.

Staus und Unfälle

Vor allem auf Straßen im südlichen Bayern gab es zahlreiche Unfälle. Bei den meisten blieb es laut Polizei bei Sachschäden. Zudem gab es lange Staus auf Autobahnen. Auf der A8 in Richtung Salzburg erstrecke sich nahe München ein Stau bereits auf 30 Kilometer, sagte eine Sprecherin des ADAC.

Auch in weiten Teilen Baden-Württembergs verursachten Schnee und Glätte Probleme auf den Straßen. Ein 54 Jahre alter Autofahrer starb bei einem Unfall auf schneeglatter Straße in Emmingen-Liptingen.

Stopp für Fußball und Weihnachtsmärkte

Wegen Sicherheitsrisiken und der Verkehrssituation wurde das für den Nachmittag geplante Heimspiel des FC Bayern München gegen den 1. FC Union Berlin abgesagt. Auch die für den Sonntag angesetzten traditionellen Weihnachtsbesuche des FC Bayern bei den Fanclubs wurden gestrichen. «Es ist unglaublich schneereich, so was habe ich selten gesehen», sagte Spieler Thomas Müller in einer Video-Botschaft. Die Fanclub-Besuche sollen im Januar 2024 im Rahmen eines Neujahrsempfangs nachgeholt werden.

Auch auf einen Marktbummel mit Glühwein musste vielerorts verzichtet werden: Etliche Weihnachtsmärkte in Bayern blieben am Samstag geschlossen. Dazu zählte der Markt im Innenhof der Residenz in München, wo Dachlawinen nach Angaben der Schlösserverwaltung Hütten beschädigt hatten. Auch das Tollwood-Winterfestival in der Landeshauptstadt öffnete nicht.

Zu blieben auch Zoos wie der Tiergarten Straubing und der Zoo Augsburg. Nach städtischen Angaben bestand Schneebruchgefahr in den Anlagen. In den beiden Städten wurde vorübergehend auch der öffentliche Nahverkehr eingestellt. Der Tierpark Hellabrunn in München war am Samstag ebenfalls geschlossen.

40 Zentimeter Schnee im Allgäu und 5 in Hamburg

Dem Deutschen Wetterdienst (DWD) zufolge wurden im Allgäu mit 30 bis 40 Zentimetern bis Samstagnachmittag die höchsten Neuschneemengen erwartet. Hamburg meldete 5 Zentimeter Neuschnee. Auch in anderen Bundesländern gab es Schnee und Frost. In der Nacht zu Sonntag seien etwas weniger Flocken zu erwarten, sagte der DWD-Meteorologe Robert Hausen. Vor allem in Schleswig-Holstein und im südwestlichen Bergland müsse mit strengem Frost mit Tiefstwerten zwischen minus 10 und minus 15 Grad gerechnet werden, hieß es.


Bildnachweis: © Katrin Requadt/dpa
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