5. März 2023 / Aus aller Welt

Stimme der Jugend: 20-jährige Kira Geiss ist «Miss Germany»

Wenige Tage vor dem Weltfrauentag wird die neue «Miss Germany» gekürt. Das Laufsteg-Image möchten die Veranstalter abschütteln, «Missionen» der Frauen sollen im Mittelpunkt stehen.

Die frisch gekrönte «Miss Germany 2023» Kira Geiss.
von dpa

Für ihr Engagement in der Jugendarbeit ist Kira Geiss aus Wilhelmsdorf bei Ravensburg zur neuen «Miss Germany» gekürt worden. «Demokratie sollte den Anspruch haben, die Jugend zu fördern», sagte die 20-Jährige am Samstagabend. Dabei gehe es nicht um fertige Konzepte, sondern darum, die Zukunft mit den jungen Menschen zu gestalten. Ihnen solle man Verantwortung geben, forderte Geiss.

Auf der Bühne schilderte sie, wie sie als Jugendliche in einen Freundeskreis geraten sei, in dem Alkohol und Drogen an der Tagesordnung gewesen seien. Ein Jugendkreis habe ihr da herausgeholfen, sie habe einen Mentor gefunden.

Was braucht Gen Z?

Daher wolle sie eine deutschlandweite Jugendplattform gründen, sagte Geiss, die auch in der Kirche aktiv ist. In Magdeburg hatte sie eine Jugendgemeinde gegründet, wie die 20-Jährige berichtete. Zudem gehe sie in Unternehmen, um zu berichten, was die sogenannte Gen Z braucht. So wird die Generation junger Menschen bezeichnet, die zwischen Ende der 1990er Jahre und etwa 2010 geboren wurden.

Zehn Frauen waren am Samstag zur Wahl der diesjährigen «Miss Germany» angetreten. War es einst ein Wettbewerb mit Bikini-Runden auf dem Laufsteg, haben die Veranstalter vor einigen Jahren einen Imagewandel eingeläutet: Seit 2019 sollen die Persönlichkeit und die «Missionen» der Teilnehmerinnen im Vordergrund stehen - und nicht mehr deren Aussehen. Statt wie früher eine Krone bekam die Siegerin dieses Mal auch den erstmals verliehenen «Female Leader Award» überreicht. Der Titel ist mit einer Siegprämie von 25 000 Euro verbunden.

Die Miss Germany Studios als Organisatoren betonen, dass die «Miss Germany» keine Modelverträge und Fotoshootings bekommt oder zu Autohaus-Eröffnungen muss. Stattdessen wollen sie die Gewinnerin professionell managen und ein Netzwerk zu Unternehmen, Investoren, Politik sowie Medien bieten. Sie versprechen Auftritte in «seriösen» Talk-Shows und als Sprecherin bei Konferenzen.

Diversität unter den Kandidatinnen

Kriterien bei der Auswahl seien Professionalität, Inspirations- und Entwicklungsfähigkeit, sagte Jurorin und Pressesprecherin von «Miss Germany», Jil Andert, während der Show. 15.000 Frauen hatten sich für diese Staffel beworben. Ins Finale schafften es zehn von ihnen.

Darunter waren Transfrau Saskia von Bargen aus Friedrichsfehn im niedersächsischen Ammerland, Schornsteinfegerin Vanessa Didam aus Köln, die für mehr Frauen im Handwerk warb, und Gamerin Sandra Friedrichs aus Hamburg, die über Vorzüge, Nachteile und insbesondere den Aspekt mentale Gesundheit bei Videospielen aufklären will. Das Spektrum der «Missionen» war insgesamt sehr breit und reichte von gewaltfreier Geburtshilfe über finanzielle Unabhängigkeit von Frauen bis hin zum Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung.

Jurorin Ruth Moschner sah in den Finalistinnen aufgrund deren Qualifikationen schon das nächste Bundeskabinett. «Ich finde, es könnte noch viel mehr solche Veranstaltungen geben», sagte Moschner. «Wir Frauen sind in der Überzahl, aber wir haben so wenig Bühne.»

Mutter-Tochter-Duo moderiert

In der Jury saßen zudem TV-Host Bruce Darnell, Model Monica Meier-Ivancan und Entertainer Nicolas Puschmann. Mit ihren Stimmen wurde Geiss zur Siegerin gewählt. Frauke Ludowig und Tochter Nele moderierten erstmals gemeinsam eine Live-Show. Diese ging zum 21. Mal im Europa-Park im südbadischen Rust über die Bühne. Auf der Internetplattform Twitch konnte das Publikum sie live verfolgen.

Im vergangenen Jahr hatte Sozialunternehmerin und Schauspielerin Domitila Barros aus Berlin die «Miss»-Wahl gewonnen. Aufgewachsen war sie in Brasilien in einer Favela und hat in einem Straßenkinderprojekt ihrer Eltern mitgearbeitet. Sie setzt sich für Nachhaltigkeit, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit ein.


Bildnachweis: © Philipp von Ditfurth/dpa
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