28. April 2023 / Aus aller Welt

Iranischer Geheimdienst mit Bericht zu Vergiftungswelle

Seit Monaten sorgen mysteriöse Vergiftungsfälle an Mädchenschulen im Iran für Unruhe. Familien ließen aus Sorge ihre Kinder nicht mehr zur Schule gehen. Nun stellt der Geheimdienst einen Bericht vor.

Demonstranten protestieren in Barcelona mit Plakaten und Fahnen gegen eine mutmaßliche Vergiftungswelle in Schulen in Iran.
von dpa

Nach der mysteriösen Vergiftungswelle im Iran hat der Geheimdienst einen Abschlussbericht veröffentlicht. Dies meldeten Staatsmedien am Freitag rund fünf Monate nach den ersten Meldungen.

Seit Monaten sorgen die Vorfälle im Land für Unruhe. Betroffen sind fast ausschließlich Mädchenschulen. Landesweit wurden Schülerinnen in Krankenhäusern behandelt. Ärzte sprechen von Gasvergiftungen. Tausende Verdachtsfälle verzeichneten die Behörden offiziell. Eltern ließen zwischenzeitlich ihre Kinder aus Sorge nicht zur Schule gehen.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte jüngst mehr Aufklärung. «Die Vergiftungen scheinen eine koordinierte Kampagne zu sein, um Schülerinnen für ihre friedliche Teilnahme an landesweiten Protesten zu bestrafen», hieß es in einer Mitteilung. Die Menschenrechtler forderten, dass Mädchen gleichberechtigten und sicheren Zugang zu Bildung haben.

Teheran: Organisiertes Netzwerk von Tätern

In dem Bericht erklärt der iranische Geheimdienst nun, dass es sich nicht um ein organisiertes Netzwerk von Tätern handele. Auch seien statt toxischer Substanzen nach Analysen von Proben lediglich Spuren von Pfefferspray oder etwa Stinkbomben festgestellt worden. Bei den Fällen handele es sich viel mehr um eine landesweite Massenhysterie, argumentiert der Geheimdienst. Unabhängig überprüfen lassen sich die Erklärungen nicht.

Weiter beschuldigte der Geheimdienst Irans Landesfeinde, allen voran die USA und Israel, eine Rolle bei den Fällen gespielt zu haben, um weitere Proteste im Land auszulösen und die Staatsführung unter Druck zu setzen. In dem Zusammenhang seien einige Personen verhaftet oder verwarnt worden. Genaue Zahlen nannte der Bericht nicht. Auch seien die Schülerinnen oft nach nur wenigen Stunden aus den Kliniken entlassen worden, hieß es weiter.

Iranischen Behörden wird Versagen vorgeworfen

Der Bericht dürfte im Iran mit größter Skepsis aufgenommen werden. Eltern und andere Angehörige warfen den Behörden nach den mysteriösen Fällen Versagen vor. Proteste nach dem Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini im Polizeigewahrsam lösten in Teheran im vergangenen Herbst die schwerste politische Krise seit Jahrzehnten aus. Kritiker bezeichnen die Vergiftungen als Rache an den Demonstrationen.

Für Kritik sorgte im Iran auch der zögerliche Umgang der Behörden mit den Fällen. Monate dauerte es, bis sich die Staatsführung zu den mysteriösen Vergiftungen äußerte. Medien, Familien und Betroffene wurden Kritikern zufolge unter Druck gesetzt, nicht über die Fälle zu sprechen.


Bildnachweis: © Marc Asensio Clupes/ZUMA/dpa
Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Meistgelesene Artikel

Ostergebäck zum Vernaschen
Rezepte

Rezept für Quarkhasen

weiterlesen...
Britische Kurzhaarkatze sucht ihr Zuhause
Stadt Verl

Der Stadtverwaltung ist eine Britische Kurzhaarkatze als zugelaufen gemeldet worden. Das ca. ein Jahr alte Tier wurde am...

weiterlesen...
„Treffpunkt Lesen & Geselligkeit“ am 21. März
Stadt Verl

Wer gerne liest und sich mit anderen über gelesene oder neue Bücher austauschen möchte, ist herzlich zum...

weiterlesen...

Neueste Artikel

Erneut Busunglück auf Autobahn: Mehr als 20 Verletzte in NRW
Aus aller Welt

Erst auf der A9, nun auf der A44: Zum zweiten Mal binnen weniger Tage kommt ein Reisebus von einer Autobahn ab und stürzt auf die Seite. Diesmal verunglückt eine Gruppe von Berufsschülern aus Warburg.

weiterlesen...
Erdbeben erschüttert Westgriechenland
Aus aller Welt

In Griechenland hat abermals die Erde gebebt. Gab es Opfer oder Schäden?

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Erneut Busunglück auf Autobahn: Mehr als 20 Verletzte in NRW
Aus aller Welt

Erst auf der A9, nun auf der A44: Zum zweiten Mal binnen weniger Tage kommt ein Reisebus von einer Autobahn ab und stürzt auf die Seite. Diesmal verunglückt eine Gruppe von Berufsschülern aus Warburg.

weiterlesen...
Erdbeben erschüttert Westgriechenland
Aus aller Welt

In Griechenland hat abermals die Erde gebebt. Gab es Opfer oder Schäden?

weiterlesen...